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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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mit mir nur gut.«
    »Du wirst mir sicher sagen, wovon du redest?« fragte Kim.
    »Als ob du das nicht wüßtest«, sagte Edward neckend. »Ich spreche von Stantons plötzlicher Besorgnis um mein Wohlergehen. Er hatte kaum den Mund aufgemacht, als ich schon wußte, daß du dahintersteckst. Es ist nicht seine Art, so mitfühlend zu sein.«
    »Hat er dir etwas von unserer Übereinkunft gesagt?« fragte Kim.
    »Was für eine Übereinkunft?«
    »Er will versuchen, dir die Einnahme von Ultra auszureden, wenn ich dich davon überzeuge, daß die Finanzangelegenheiten von Omni ihm überlassen bleiben müssen.«
    »Et tu brute«, sagte Edward und grinste. »Das sind ja schöne Zustände. Die zwei Menschen, von denen ich glaube, daß sie mir am nächsten stehen, schmieden hinter meinem Rücken Komplotte.«
    »Wie du schon selbst gesagt hast, es geschieht ja nur in deinem Interesse«, sagte Kim.
    »Ich glaube eigentlich, ich kann ganz gut selbst entscheiden, was für mich von Interesse ist«, sagte Edward liebenswürdig.
    »Aber du hast dich verändert«, meinte Kim. »Stanton hat gesagt, du wirst ihm immer ähnlicher.«
    Edward lachte. »Ist ja großartig!« sagte er. »Ich wollte immer schon so extravertiert wie Stanton sein. Schade, daß mein Vater das nicht mehr erlebt. Vielleicht wäre er jetzt endlich mit mir zufrieden.«
    »Ich meine das nicht als Witz«, sagte Kim.
    »Ich auch nicht«, erklärte Edward. »Ich finde es schön, selbstbewußt und kontaktfähig zu sein und nicht scheu und introvertiert.«
    »Aber es ist gefährlich, ein unbekanntes Präparat einzunehmen«, sagte Kim. »Außerdem – hast du eigentlich keine ethischen Skrupel, weil sich diese Charakterzüge chemisch entwickeln? Ich meine, das ist doch unecht, beinahe geschummelt.«
    Edward setzte sich auf Kims Bettkante. »Falls ich einschlafen sollte, mußt du einen Abschleppwagen rufen, der mich ins Bett schafft«, schmunzelte er. Dann gähnte er ausgiebig und versuchte sich dabei die Faust vor den Mund zu halten. »Hör zu, Liebling«, sagte er dann. »Ultra ist nicht unbekannt; es ist lediglich noch nicht völlig bekannt. Aber es ist nicht toxisch, und das ist das Entscheidende. Ich werde es weiterhin nehmen, bis sich ernsthafte Nebenwirkungen zeigen sollten, was ich aber aufrichtig bezweifle. Und was den zweiten Punkt angeht, so weiß ich, daß unerwünschte Charakterzüge, in meinem Fall meine Schüchternheit, sich durch Erfahrung noch vertiefen können. In gewissem Maße hat bereits Prozac und jetzt in wesentlich stärkerem Maße Ultra mein wahres Ich freigelegt. Meine augenblickliche Persönlichkeit ist weder eine Erfindung von Ultra, noch ist sie unecht.«
    Edward schmunzelte wieder und tätschelte Kims Bein durch die Decke. »Ich kann dir versichern, ich habe mich in meinem ganzen Leben nie besser gefühlt. Vertrau mir. Meine einzige Sorge ist jetzt, wie lange ich Ultra nehmen muß, ehe mein augenblickliches Ich so stark ist, daß ich nicht wieder in mein schüchternes, tölpelhaftes altes Ich zurückfalle, wenn ich Ultra absetze.«
    »Das hört sich so vernünftig an«, sagte Kim.
    »Aber das ist es doch«, erklärte Edward. »Ich will so sein. Zum Teufel, wahrscheinlich wäre ich sogar so geworden, wenn mein Vater kein solcher Langweiler gewesen wäre.«
    »Aber was ist mit der Vergeßlichkeit und der Paranoia?« fragte Kim.
    »Was meinst du mit Paranoia?« fragte Edward.
    Kim erinnerte ihn daran, daß er am Morgen ins Haus gekommen war, um zu telefonieren, und daß er das Labor verlassen hatte, um mit Stanton zu reden.
    »Das hat nichts mit Paranoia zu tun«, sagte Edward leicht gereizt. »Diese Typen im Labor sind die schlimmsten Klatschmäuler geworden, die man sich vorstellen kann. Ich versuche nur, mir ein bißchen Privatleben zu erhalten.«
    »Stanton und ich fanden es beide paranoid«, sagte Kim.
    »Nun, ich kann dir versichern, daß es das nicht ist«, lächelte Edward, dessen Ärger bereits wieder verflogen war. »Die Vergeßlichkeit gebe ich zu, aber das andere nicht.«
    »Warum setzt du das Präparat nicht ab und fängst während der klinischen Phase wieder damit an?«
    »Du bist wirklich schwer zu überzeugen«, sagte Edward. »Aber ich bin jetzt wirklich zu müde. Ich kann kaum noch die Augen offenhalten. Es tut mir leid. Wir können dieses Gespräch ja morgen fortsetzen, wenn du willst. Aber jetzt muß ich ins Bett.«
    Edward beugte sich vor, gab Kim einen Kuß auf die Wange und ging dann schwankend aus dem Zimmer. Sie hörte ihn

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