Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1
man es vor langer Zeit eingepflanzt, als dein Arm viel kleiner war. Inzwischen sind deine Muskeln, Nerven und Blutgefäße so komplett darum herumgewachsen, dass du womöglich deine Hand nicht mehr benutzen könntest, wenn wir es entfernen.«
Man sollte meinen, ich hätte mich inzwischen an den Albtraum gewöhnt, der mein Leben war, aber ich war tatsächlich überrascht, dass diese Dämonenbrut in der Schule mich immer noch nach so langer Zeit und aus so großer Entfernung vernichten konnte.
Aber warum war ich eigentlich überrascht?, fragte ich mich verbittert. Sie hatten es doch erst vor zwei Tagen geschafft, als sie Angel entführt hatten. Plötzlich sah ich Angel vor mir. Sie lächelte mir mit ihrem lieben Gesichtchen zu. Liebe leuchtete aus ihren Augen.
In diesem Moment hörten wir im Wartezimmer Stimmen. Männerstimmen. Charmant und weich stellten sie Fragen.
Ich erstarrte wieder und spielte Reh-im-Scheinwerfer.
Dr. Martinez schaute mich an und lauschte auf die Stimmen. »Ich bin sicher, das hat nichts zu bedeuten, Max«, sagte sie ruhig. »Aber du gehst vielleicht besser mal für eine Minute hier rein.«
Vom Sprechzimmer führte eine Tür in einen Vorratsraum für Medikamente. Dort hingen mehrere weiße Kittel. Ich schlüpfte hinter sie und presste mich gegen die Wand.
Und, ja, ich habe die Ironie kapiert. Weiße Kittel sollten mich schützen. Danke.
Dr. Martinez schaltete das Licht aus und schloss die Tür. Keine zwanzig Minuten später hörte ich Stimmen im Sprechzimmer, wo ich gewesen war.
»Was ist hier los?«, fragte Dr. Martinez scharf. Sie klang aufgebracht. »Das ist ein ärztliches Behandlungszimmer.«
»Tut uns leid, Ma’am«, sagte ein Mann mit einer Stimme, die klang, als sei sie aus Honig gemacht. Mein Herz schlug schneller.
»Doktor!« , verbesserte sie ihn barsch.
»Bitte, entschuldigen Sie, Doktor«, sagte eine andere Stimme. Sie sprach ganz ruhig und beschwichtigend. »Dass wir Sie stören. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir gehören zur örtlichen Polizei.«
»Wir suchen nach allem, was irgendwie ungewöhnlich ist«, sagte die erste Stimme. »Reine Vorsichtsmaßnahme. Ich fürchte, mehr kann ich Ihnen nicht sagen.« Er tat so, als handele es sich um eine streng geheime Regierungssache. Vielleicht war ich das auch.
Es folgte eine Pause. Ließ sich Dr. Martinez von ihren Stimmen einlullen? Sie wäre nicht die Erste. O Gott …
Plötzlich erinnerte ich mich an das Röntgenbild vor dem Schirm und schlug mir die Hand über den Mund. Mein Magen verkrampfte sich. In der nächsten Minute würde ich vielleicht schon um mein Leben kämpfen müssen. Es war zu dunkel, um nach möglichen Waffen Ausschau zu halten. Denk nach, Max, denk nach …
»Was soll denn ungewöhnlich sein?«, fragte Dr. Martinez eisig. »Ein doppelter Regenbogen? Benzin für weniger als ein Dollar fünfzig? Zuckerfreie Limonade, die wirklich schmeckt?«
Unwillkürlich musste ich grinsen. Sie war einfach klasse. Und sie schien immun gegen Eraser zu sein, was wirklich ungewöhnlich war.
»Nein«, sagte eine zweite Stimme nach einem Moment. »Ungewöhnliche Menschen zum Beispiel. Fremde in der Nachbarschaft. Kinder oder Teenager, die Sie nicht kennen und die verdächtig aussehen. Oder auch ungewöhnliche Tiere.«
»Ich bin Tierärztin«, erklärte Dr. Martinez mit eiskalter Stimme. »Um die Wahrheit zu sagen, schaue ich mir die Besitzer meiner Patienten nicht so genau an. Und was ungewöhnliche Tiere betrifft – vorige Woche habe ich eine Kuh behandelt, die eine Gebärmutter mit zwei Kammern besaß. In jeder Hälfte hatte sie ein gesundes Kalb. Hilft Ihnen das weiter?«
Schweigen. Ich wollte nicht gern ihr Gegner sein, wenn sie wütend war.
»Äh …«, sagte die erste Stimme.
»Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, Gentlemen, ich habe zu tun.« Von ihren Worten hingen Eiszapfen. »Die Tür führt nach draußen.«
»Sollten Sie etwas Ungewöhnliches sehen oder davon hören – hier ist eine Nummer, die können Sie anrufen. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben. Entschuldigen Sie, dass wir Sie gestört haben.«
Schwere Fußschritte entfernten sich. Eine Minute später hörte ich die Vordertür zuknallen.
»Wenn Sie diese beiden Typen noch mal sehen, rufen Sie sofort die Bullen an«, sagte Dr. Martinez zu der Dame am Empfang.
Dann ließ sie mich aus der Kammer und schaute mir ernst ins Gesicht.
»Diese Typen waren keine guten Menschen, richtig?«, fragte
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