Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1
längst weg wäre von hier und wieder daheim wäre. Ich könnte ab und zu herkommen und die beiden besuchen … Ja, wir würden Picknick machen, uns Weihnachtskarten schreiben … Langsam verlor ich den Griff für die Realität. Ich musste weg von hier.
Dr. Martinez stellte die sauberen Teller weg und steckte die schmutzigen in den Geschirrspüler. »Hast du einen Nachnamen?«
Ich dachte nach. Da ich keine »offizielle« Identität hatte, konnte sie mit dieser Information nichts anfangen. Ich rieb meine Schläfen – seit dem Frühstück hatten Kopfschmerzen begonnen.
»Ja«, sagte ich schließlich und zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn mir selbst gegeben.«
An meinem elften Geburtstag (diesen Tag hatte ich mir ebenfalls selbst ausgesucht) hatte ich Jeb wegen eines Nachnamens gefragt. Ich nehme an, ich hatte gehofft, er würde sagen: »Du heißt Batchelder wie ich.« Aber das hatte er nicht gesagt, sondern nur: »Den kannst du dir selbst aussuchen.«
Deshalb hatte ich darüber nachgedacht. Ich konnte super fliegen.
»Mein Nachname ist Ride«, sagte ich zu Ellas Mom. »Wie Sally Ride, die Astronautin. Maximum Ride.«
Sie nickte. »Das ist ein guter Name. Gibt es noch andere wie dich?«, fragte sie.
Ich presste die Lippen zusammen und blickte beiseite. In meinem Kopf pochte es. Ich wollte ihr alles erzählen – das war der schlimme Teil. Etwas in mir wollte alles herausbrüllen, aber ich konnte nicht. Nicht nach den vielen Jahren, in denen Jeb mir beigebracht hatte, ich dürfte niemandem trauen – nie.
»Brauchst du Hilfe?«
Meine Augen wanderten zu ihrem Gesicht zurück.
»Max – mit deinen Flügeln –, kannst du tatsächlich fliegen?«
» Ja , schon«, rutschte es mir unwillkürlich heraus. Das von mir: Maximum mit dem Mund wie ein Tresor aus Stahl. Jawohl, du brauchst schon sämtliche Tricks, um mich zum Reden zu bringen. O Gott. Das kam nur daher, weil ich in einem weichen Bett geschlafen und köstliches Essen gegessen hatte.
»Wirklich? Du kannst tatsächlich fliegen?« Sie schaute mich fasziniert an, aber auch ein wenig besorgt und neidisch.
Ich nickte. »Meine Knochen sind … dünn«, begann ich und hasste mich dabei. Halt die Klappe, Max! »Dünn und leicht. Ich habe zusätzliche Muskeln. Meine Lunge ist größer. Mein Herz auch. Alles ist effizienter. Aber ich muss ’ne Menge essen. Das ist schwierig.« Abrupt brach ich ab und wurde rot. Das, Leute, war das Meiste, das ich je zu jemandem gesagt hatte, der nicht zu unserem Schwarm gehörte. Aber wenn ich schon quatsche, dann gleich alles! Ebenso gut hätte ich ein Flugzeug mieten können, das mit Riesenbuchstaben an den Himmel schrieb: Ich bin eine Mutantin, eine Missgeburt!
»Wie ist das geschehen?«, fragte Ellas Mom leise.
Meine Augen schlossen sich unwillkürlich. Wäre ich allein gewesen, hätte ich die Hände über die Ohren gelegt und mich auf dem Fußboden zu einem Ball zusammengerollt. Bruchstücke von Bildern und Erinnerungen, Angst, Schmerzen – alles wirbelte in meinem Kopf gleichzeitig umher. Du glaubst, dass es für einen normalen Teenager schwierig ist, erwachsen zu werden? Dann versuch es mal mit einer DNA, die nicht deine eigene ist, die nicht einmal von einem Säugetier stammt!
»Ich erinnere mich nicht«, erklärte ich ihr.
Es war eine Lüge.
41 Dr. Martinez schaute mich besorgt an. »Max, bist du sicher, dass ich dir nicht irgendwie helfen kann?«
Ich schüttelte den Kopf. Ich war auf mich wütend und auf sie, weil sie das alles in mir aufgerührt hatte. »Nein, ist auch schon längst vorbei. Erledigt. Aber – ich muss weg von hier. Auf mich warten Freunde. Es ist wirklich wichtig.«
»Wie kommst du zu ihnen? Kann ich dich hinfahren?«
»Nein«, antwortete ich. Dann runzelte ich die Stirn und rieb mir die verletzte Schulter. »Ich muss – äh – dahin fliegen. Aber ich glaube nicht, dass ich fliegen kann.«
Dr. Martinez dachte nach. »Es wäre für dich gefährlich, deinen verletzten Flügel zu benutzen, ehe er ausgeheilt ist. Ich kann das Ausmaß der Verletzung nicht genau sehen. Aber ich könnte dir mehr sagen, wenn ich eine Röntgenaufnahme hätte.«
Ich blickte sie ernst an. »Haben Sie einen Röntgenblick?«
Sie lachte überrascht. Auch ich musste unwillkürlich grinsen. Mein Gott, Ella hatte das immer . Eine richtige Mom.
»Nein, keiner von uns hat übermenschliche Fähigkeiten«, sagte sie. »Aber wir haben Zugang zu Röntgengeräten.«
Dr. Martinez teilte sich die
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