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Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Titel: Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sie.
    Ich nickte. »Ich muss jetzt weg.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Morgen früh reicht auch. Noch eine Nacht Ruhe. Versprich mir das.«
    Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber es kam nur heraus: »Okay, ich verspreche es.«
    43 »Nudge, zum letzten Mal. Gib auf. Das ist keine gute Idee«, sagte Fang. »Es ist eine grauenvolle Idee.«
Insgeheim war Nudge überrascht, dass Fang noch bei ihr war. Fang hatte mehrere Male gedroht, sie zu verlassen. Aber als er sah, dass sie nicht nachgab, zog er sich in wütendes Schweigen zurück.
    Jetzt waren sie am Rand einer Wohnwagensiedlung. Nudge hatte sich an eine Adresse erinnert, und Tipisco war so klein, dass es nicht schwierig war, sie zu finden. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber irgendwie nicht das hier.
    Die Wohnwagen standen in sich windenden Reihen, die meisten hatten ein verblasstes Holzschild mit Namen wie Roadrunner Lane oder Seguro Street davor.
    »Komm«, sagte Fang leise. »Ich sehe Chaparral Court.«
    Sie schlichen durch ein Gewirr von Würgkirschenbüschen, verkrüppeltem Wacholder, entsorgten Haushaltsgeräten und Autowracks. Nirgends ein hübscher weißer Gartenzaun.
    Nudge entdeckte mit ihren scharfen Augen schnell die Adresse. 4625 stand auf dem letzten Wohnwagen in der Reihe. Sie schluckte. Ihre Eltern könnten direkt dort sein. Sie schob Sprühdosen mit Farbe beiseite. Dann hockte sie sich mit Fang hinter ein Autowrack voller Graffiti.
    »Was ist, wenn sie weggezogen sind?«, fragte Fang zum neunten Mal. »Was ist, wenn du dich verlesen hast oder dich nicht mehr richtig erinnerst und diese Leute überhaupt nicht mit dir verwandt sind?« Und grauenvoll freundlich fügte er hinzu: »Nudge, selbst wenn du kein Retortenbaby bist – was du aber wahrscheinlich bist –, welchen Grund haben sie gehabt, dich wegzugeben? Vielleicht wollen sie dich nicht zurück.«
    »Meinst du, daran habe ich nicht schon selbst gedacht?«, fauchte sie wütend zurück, was so gar nicht ihrer Natur entsprach. »Das weiß ich! Aber ich muss es versuchen. Ich meine, wenn es auch nur die geringste Chance gibt – würdest du es dann nicht auch versuchen?«
    »Weiß nicht«, sagte Fang nach einer Pause.
    »Weil du nichts und niemanden brauchst«, sagte Nudge und schaute wieder zum Wohnwagen. »Aber ich bin nicht so. Ich brauche Menschen.«
    Fang schwieg.
    Zwischen dem Autowrack und den niedrigen Blauhäherbüschen waren sie ziemlich gut versteckt. Nudge war so nervös, dass sie am ganzen Leib zitterte.
    Fang neben ihr war ebenfalls angespannt. Dann hörte Nudge, wie sich eine Tür öffnete. Sie hielt den Atem an, als eine Frau aus dem Wohnwagen herauskam. Schnell schaute Nudge auf ihren eigenen Arm, ob die Hautfarbe passte. Das war nicht leicht zu entscheiden. Die Frau kam in den Hof vor dem Wohnwagen, der mit braunen Fichtennadeln bedeckt war, und setzte sich in einen klapprigen, billigen Gartenstuhl in den Schatten.
    Ihre Haare waren nass und auf Lockenwicklern. Um die Schultern hatte sie ein Handtuch gewickelt. Sie lehnte sich zurück, zündete sich eine Zigarette an und riss den Verschluss von einer Dose.
    »Cola. Das Zeug ist offenbar nicht nur zum Frühstück«, flüsterte Fang. Nudge stieß ihn mit dem Ellbogen.
    Hmm. Nudge setzte sich auf die Fersen. Es war irre. Ein Teil von ihr hoffte, dass es nicht ihre Mom sein möge. Schöner wäre es gewesen, wenn die Frau einen Teller mit Keksen zum Kühlen hinausgestellt oder sich irgendwie im Garten beschäftigt hätte. Irgendwas mehr mütterlich. Aber ein anderer Teil von ihr sehnte sich danach, dass es ihre Mom sein möge, weil – offen gesagt – irgendjemand war besser als niemand.
    Nudge musste nur aufstehen, hinübergehen und fragen: »Äh, haben Sie vielleicht eine Tochter verloren, die Monique hieß, vor zehn oder elf Jahren oder so?« Jawohl, mehr musste sie nicht sagen. Und dann würde die Frau sagen –
    »Sucht ihr nach etwas, Missgeburten? Schätze, ihr habt’s gefunden.«
    Es gab keinen Zweifel, dass das wunderschöne melodische Eraserlachen direkt hinter ihnen war.
    44 Nudge knickten die Beine weg. Es waren drei, und sie begannen bereits, sich zu verwandeln. Anfangs glichen sie Modellathleten, aber dann verlängerte sich die Mundpartie zu spitzen Schnauzen, Fänge wuchsen aus blutroten Gaumen, scharfe Klauen verlängerten die Fingerspitzen.
    »Ari«, sagte Fang ganz ruhig.
    Nudge runzelte die Stirn und schaute den Anführer an. Dann wurden ihre Augen groß. »Ari!«, sagte sie. »Du warst

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