Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1
hoch in die Luft gesprungen.
»Und seit gestern sitzt du dadrauf?«, fragte Iggy empört. »Was ist los mit dir? Bloß weil du die Jüngste bist, brauchst du nicht die Blödeste zu sein.«
»He, Leute, Ruhe!«, sagte ich. »Lasst doch Angel reden.« Ich strich ihr die Locken aus der Stirn. »Kannst du uns erzählen, was du gehört hast?«
»Ich habe nur Teile aufgeschnappt«, meinte sie verlegen. »Tut mir leid. Ich habe mich so schlecht gefühlt … und alles macht mich auch traurig. Ehrlich, sehr traurig. Ich will aber nicht heulen. Ach, jetzt weine ich schon wieder.«
»Schon gut, Angel«, meinte Fang besänftigend. »Wir verstehen das. Jetzt bist du in Sicherheit hier bei uns.«
Nudge sah aus, als würde sie gleich explodieren. Ich schickte ihr den Gedanken: Okay, warte noch! Der Gasman schob sich näher an mich heran. Ich legte einen Arm um ihn, den anderen um Angel.
»Es hat so geklungen«, begann Angel stockend, »als würden wir aus verschiedenen Krankenhäusern kommen. Aber sie haben uns geholt, nachdem wir geboren waren. Wir waren keine Reagenzglasbabys.«
»Wie haben sie uns gekriegt?«, fragte Fang. »Und wie haben sie uns die Vogelgene eingesetzt?«
»Ich hab das nicht so ganz verstanden«, sagte Angel. »Es klang so – als ob sie die Gene in uns gepflanzt haben, ehe wir geboren wurden.« Sie rieb sich die Stirn. »Mit einem Test? Einer Amino… Ammo…«
»Amniozentese?«, fragte ich. Mir lief kalte Wut über den Rücken.
»Ja, genau, das war es«, sagte Angel. »Und irgendwie haben sie damit die Vogelgene ins uns reingebracht.«
»Schon gut, red weiter«, ermunterte ich sie. Ich würde es dem Schwarm später erklären.
»Also, wir wurden geboren, und die Ärzte haben uns der Schule gegeben«, fuhr Angel fort. »Ich habe gehört, dass sie Nudges Mom und Dad erzählt haben, dass ihr Kind gestorben ist. Aber das stimmte nicht.«
Nudge machte ein gurgelndes Geräusch. Ihre großen braunen Augen waren voll Tränen. »Dann habe ich echt eine Mom und einen Dad gehabt«, flüsterte sie. »Die habe ich wirklich gehabt.«
»Und Iggys Mom …«
Ich sah, wie Iggy sich verspannte. Er konzentrierte sein überfeines Gehör ganz auf Angels leise Stimme.
»Gestorben«, sagte Angel. »Sie ist gestorben, als er geboren wurde.«
Es war schrecklich, das Entsetzen und die Trauer auf Iggys Gesicht zu sehen. Ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte. Ich wollte ihm – und allen – die Schmerzen vertreiben.
»Was ist mit uns?«, fragte der Gasman. »Wie haben sie uns gekriegt, wir sind doch zwei Jahre auseinander?«
Angel wischte sich die Augen. »Unsere Eltern haben uns selber der Schule gegeben«, sagte sie und fing wieder an zu weinen. Ihre schmalen Schultern bebten.
Dem Gasman fiel der Unterkiefer runter. Seine Augen waren so rund wie Autoräder. »Waaaas?«
»Sie wollten der Schule helfen !«, stieß Angel schluchzend hervor. »Sie haben es zugelassen , dass sie die Vogelgene in uns pflanzen. Und sie haben dafür Geld gekriegt.«
Mir brach es fast das Herz. Der Gasman bemühte sich, tapfer zu sein, aber er war nur ein kleiner Junge. Er lehnte sich an mich und vergrub sein Gesicht in meinem Hemd. Dann brach er in Tränen aus.
»Hast du auch was über mich gehört? Oder über Max?« Fang riss Borke von einem Ast. Er sprach ganz ruhig, aber seine Schultern waren verspannt und sein Gesicht eine Maske.
»Deine Mom hat gedacht, du wärst gestorben – wie Nudge«, antwortete Angel. »Sie war ein Teenager. Wer dein Dad war, wissen sie nicht. Aber sie haben deiner Mom gesagt, dass du gestorben bist.«
Der Ast, den Fang gehalten hatte, zerbrach. Seine Knöchel waren ganz weiß. Ich sah die Schmerzen in seinen dunklen Augen. Schmerzen und Trauer und die Reflexion unseres Feuers.
Ich räusperte mich. »Was ist mit mir?« Ich hatte immer davon geträumt, eine Mom zu haben. Ich hatte sogar – das ist so megapeinlich, dass ich nie zugeben werde, dass ich es gesagt habe – gehofft, dass sie eines Tages auftauchen würde und so wunderbar wäre, dass Jeb sie heiratete . Und dann für uns alle sorgte. Ich weiß. Das ist krank, nicht wahr?
Angel sah mich an. »Über dich habe ich gar nichts gehört, Max. Nichts. Tut mir leid.«
72 »Ich fasse es nicht«, erklärte der Gasman zum dreißigsten Mal. »Sie haben uns weggegeben. Diese Schweine sind doch abartig. Krank. Ich bin echt froh , dass ich sie nicht kenne.«
»Es tut mir leid, Gasi«, sagte ich zum dreißigsten Mal. Mein Geduldsfaden
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