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Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Titel: Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Stunden.«
    Zwanzig Minuten später flogen wir los – einer nach dem anderen. Ich hinter Angel als Letzte. Ich rannte knapp sieben Meter, dann sprang ich in die Luft und drückte meine Flügel hinunter. Kaum war ich drei Meter hoch, passierte es wieder: Irgendeine unsichtbare Macht bohrte mir einen Eisenbahnschienennagel in den Schädel.
    Ich schrie auf und stürzte ab. Ich landete so hart auf dem Boden, dass mir die Luft wegblieb.
    Ich rollte mich zu einem Ball zusammen und hielt mir den Kopf. Tränen strömten mir über die Wangen, ich bemühte mich, nicht zu schreien.
    »Max?« Fang berührte zaghaft meine Schulter. »Ist es wie gestern?«
    Ich konnte nicht mal nicken. Ich musste meinen Schädel zusammenpressen, damit mein Hirn nicht auf meine Freunde spritzte. Dann hörte ich einen gellenden Schrei. Das war ich!
    Hinter meinen Augen blitzten rote und orangefarbene Flammen auf, als explodiere in meinem Kopf ein Feuerwerk. Es war, als hätte jemand eine Filmleinwand direkt in meine Netzhäute eingebaut. Blitzschnelle Bilder schossen so schnell durch mich hindurch, dass mir übel wurde. Ich konnte sie kaum deutlich erkennen: verschwommene Gebäude und Landschaften, Gesichter von Menschen, die ich nicht erkannte, Essen, Zeitungsschlagzeilen, altes Zeug in Schwarz-Weiß, psychedelische Wirbel …
    Ich weiß nicht, wie lang es dauerte – Jahre? Langsam, gaaaanz langsam wurde mir bewusst, dass ich mich bewegen konnte. Sofort kroch ich zu einem Gebüsch und kotzte mir die Seele aus dem Leib.
    Dann lag ich da und rang nach Luft. Es dauerte eine Zeit lang bis ich die Augen öffnen und den blauen Himmel mit den weißen Schäfchenwolken sehen konnte – und fünf besorgte Gesichter.
    »Max, was ist denn bloß los mit dir?«, sagte Angel. Sie klang so verängstigt wie sie aussah.
    »Meinst du, du brauchst einen Arzt?«, fragte Fang, seine Augen waren durchdringend.
    »Ja, eine Superidee«, sagte ich leise. »Wir müssen unbedingt noch mehr Leute, die was zu sagen haben, über unsere Existenz aufklären.«
    »Hör mal«, begann Fang, aber ich unterbrach ihn.
    »Mir geht’s wieder gut«, erklärte ich mit der lauten Stimme einer Lügnerin. »Vielleicht habe ich mir den Magen verdorben oder so.« Ein Virus, das Hirnkrebs verursacht. Ein Virus, das man hat, wenn das ganze genetische Make-up sich auflöst. Das Virus, das man bekommt, ehe man stirbt.
    »Los, fliegen wir nach New York«, sagte ich.
    74 Fang musterte mich lange und durchdringend, dann gab er dem Gasmann ein Zeichen, abzufliegen. Zögernd gehorchte er, die anderen folgten. »Nach dir«, sagte Fang und deutete mit dem Daumen zum Himmel.
    Ich biss die Zähne zusammen, stand auf und lief los. Ich zitterte, als ich meine Flügel öffnete und in die Luft sprang. Ich rechnete mit der nächsten Schmerzexplosion. Aber nichts kam. Trotzdem hatte ich ein schrecklich unsicheres Gefühl und Angst, mitten im Flug abzustürzen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Nudge besorgt, als wir dahinflogen. Ich nickte.
    »Ich habe über meine Mom und meinen Dad nachgedacht«, sagte sie. Ihre hellbraunen Flügel bewegten sich synchron mit meinen. »Ich wette – wenn sie vor elf Jahren geglaubt haben, dass ich gestorben bin, dann müssten sie jetzt doch richtig glücklich sein, mich wiederzusehen, oder? Ich meine, wenn sie die ganze Zeit über gewünscht hätten, dass ich mit ihnen nach Hause gegangen und bei ihnen aufgewachsen wäre. Dann müssten sie froh sein, mich wiederzusehen, oder?«
    Ich sagte nichts.
    »Allerdings …« Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, dass ich so bin, wie sie erwartet hätten, oder? Das ist nicht meine Schuld, aber … aber ich habe Flügel !«
    Ja, stimmt, dachte ich.
    »Vielleicht würden sie mich nicht haben wollen, weil ich Flügel habe und so komisch bin«, sagte Nudge leise. »Vielleicht möchten sie eine normale Tochter haben, und wenn ich so abartig bin, würden sie mich gar nicht haben wollen. Was meinst du, Max?«
    »Ich weiß es nicht, Nudge«, antwortete ich. »Aber wenn sie deine Eltern sind, dann sollten sie dich lieben, ganz egal, wie du aussiehst, auch wenn du Flügel hast.«
    Ich erinnerte mich, wie Ella mich akzeptiert hatte, obwohl ich Flügel hatte und irgendwie komisch war. Und Dr. Martinez entsprach meinem perfekten Bild einer Mom. Sie hatte mich auch akzeptiert.
    Ich schluckte und musste mich zusammenreißen, um nicht loszuheulen. Aber für einen Morgen hatte ich mehr als genug an Gefühlen mitgekriegt. Schnell fluchte ich,

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