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Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Titel: Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Menschen musterte. Dann nahm auch sie die richtige Stellung ein. Sie kniete, faltete die Hände und neigte den Kopf.
    Ich wette, sie betete für Celeste.
    Wir anderen nahmen in der Reihe hinter ihr Platz. Verlegen knieten wir nieder. Iggy berührte mit der Hand leicht wie eine Feder die Umrisse des Gasman, dann ahmte er dessen Haltung nach.
    »Worum beten wir?«, fragte er leise.
    »Äh – um alles, was du dir wünscht, nehme ich an.«
    »Wir beten zu Gott, richtig?«, wollte sich Nudge vergewissern.
    »Ja, ich glaube, das ist so richtig«, sagte ich, obwohl ich eigentlich auch nicht genau Bescheid wusste. Aber dann beschlich mich ein eigenartiges Gefühl: Wenn man je um etwas beten würde, dann war hier der richtige Ort. Mit dem hohen Gewölbe, all dem Marmor und der Pracht und der Religion, die uns umgaben, war ich fast sicher, dass hier ein Ort war, wo man auf sechs heimatlose Kinder durchaus hörte.
    »Lieber Gott«, sagte Nudge leise. »Ich möchte richtige Eltern. Aber ich will, dass sie mich auch wollen. Ich will, dass sie mich lieben. Ich liebe sie jetzt schon. Bitte, sieh, was du tun kannst. Vielen, vielen Dank. Alles Liebe. Nudge.«
    Okay, ich kann nicht behaupten, dass wir im Beten Profis waren – oder in irgendeiner anderen Sache.
    »Bitte, schick Celeste zu mir zurück«, flüsterte Angel mit fest geschlossenen Augen. »Und hilf mir, dass ich später mal wie Max werde. Und mach, dass wir alle sicher sind. Und tu was gegen die Bösen, damit die uns nicht mehr wehtun können.«
    Amen , dachte ich.
    Überrascht sah ich, dass auch Fang die Augen geschlossen hielt. Aber seine Lippen bewegten sich nicht, und ich hörte auch nichts. Vielleicht ruhte er sich nur aus.
    »Ich möchte sehen können«, sagte Iggy. »Wenigstens ein bisschen, so wie damals, als ich noch klein war. Und ich möchte Jeb in den Arsch treten. Danke.«
    »Gott, ich möchte gern groß und stark sein«, flüsterte der Gasman. Es schnürte mir die Kehle zu, als ich sein feines blondes Haar betrachtete. Auch er hatte die Augen fest geschlossen. Er war erst acht, aber wer wusste, wie bald sein Leben zu Ende sein würde. »Damit ich Max helfen kann und anderen Menschen auch.«
    Ich schluckte schwer und hatte große Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Ich atmete schwer ein und aus und blickte schnell dreihundertsechzig Grad umher. Die gesamte Kathedrale war ruhig, friedlich, frei von Erasern.
    Hatte ich vorhin tatsächlich Jeb bei den Bullen gesehen? Waren die Bullen echte Polizisten oder Leute im Auftrag der Schule – oder vom Institut? Was für ein Pech, dass Angel Celeste hatte fallen lassen. Mein Gott, das Kind hatte endlich etwas, das es liebte, und dann riss ihr das Schicksal das wieder aus den Händen.
    »Bitte, hilf Angel wegen Celeste«, murmelte ich unwillkürlich. Dann wurde mir bewusst, dass ich die Augen geschlossen hatte. Ich hatte keine Ahnung, mit wem ich sprach – ich hatte eigentlich nie darüber nachgedacht, ob ich an Gott glaubte. Hätte Gott zugelassen, dass die Weißkittel in der Schule uns das antun durften, was sie mit uns gemacht hatten? Wie funktionierte das genau?
    Aber jetzt war ich schon mal dabei, also fuhr ich fort. »Und hilf mir, eine bessere Führerin zu sein, ein besserer Mensch«, sagte ich und bewegte lautlos die Lippen. »Mach mich tapferer, stärker und klüger. Hilf mir, meinen Schwarm zu beschützen. Hilf mir, Antworten zu finden. Äh, danke.« Dann räusperte ich mich.
    Ich habe keine Ahnung, wie lang wir schon in der Kathedrale waren – bis meine Kniescheiben taub wurden.
    Es war, als hätte sich ein wunderbarer Friede über uns gebreitet, so wie eine sanfte Brise Federn glättet.
    Uns gefiel dieses Haus. Wir wollten nicht weg.
    99 Ich überlegte ernsthaft, die Nacht in der Kathedrale zu verbringen, uns hier zu verstecken und zu schlafen. Es gab hohes Chorgestühl. Vielleicht konnten wir es tun. Ich wandte mich an Fang.
    »Sollten wir …« Ich brach ab. Ein Schmerzstoß durchbohrte meinen Kopf. Die Schmerzen waren nicht so schlimm wie zuvor, aber ich musste die Augen schließen und konnte nicht sprechen.
    Die Bilder kamen und glitten wie ein Film durch meinen Schädel. Baupläne, Architekturpläne, Linien wie U-Bahn-Strecken. Doppelspiralen von DNA schlängelten sich über meinen inneren Bildschirm, darüber legten sich Zeitungsausschnitte, Staccatotöne, bunte Postkarten von New York. Das Bild eines Gebäudes blieb mehrere Sekunden lang. Es war grünlich. Ich sah die Adresse: Thirty-first

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