Das Experiment
siehst du keinen Cent, wenn du dir was durch die Nase reinziehen oder hinter die Binde kippen willst.“
„Ich will kein Dope“, fauchte Carney. „Ich will Rache.“
„Letztes Mal bist du deswegen im Knast gelandet. Willst du’s wirklich noch mal versuchen?“
Carney antwortete ohne zu zögern: „Niemand drückt mein Gesicht in den Dreck und lebt danach lange genug, um das anderen zu erzählen.“
Dale wurde bleich. „Ich will nichts mit ’nem Mord am Hut haben.“
„Hab ich dich vielleicht gefragt, kleiner Bruder“, zischte Carney ihn an. „Zieh dir was anderes an. Du auch, Freddie. Ich will heute Daddy besuchen.“
„Lass mich auch aus dem Spiel“, sagte Freddie.
Carney wandte sich zu seinem Bruder um und grinste ihn breit an. „Kommt nich in Frage. Du fährst mich hin. Ich darf nich fahren, weißte noch? Man hat mich schon besoffen beim Autofahren geschnappt.“
„Werd ich nicht machen“, erwiderte Freddie. „Du bist bis oben hin zu mit Dope. Gibs endlich auf. Und lass vor allem uns mit deinem Kram in Ruhe!“
Carney grinste noch breiter. „Möchte wissen, was Wanda sagt, wenn sie hört, dass ihr süßer kleiner Freddie die Kassiererin vom Supermarkt vögelt.“
Freddies Gesicht lief rot an. „Als du geboren wurdest, hätte Daddy dich in einen Sack stecken und in den Tallahatchie schmeißen sollen. So wie er’s mit meinen Hundebabys gemacht hat.“
Carney kniff wütend die Augen zusammen. „Vielleicht. Hat er aber nich. Machst du jetzt, was ich dir sage? Oder willst du das Motel für den Monat im Voraus bezahlen? Wenn ich erst mal anfange, lässt die gute Wanda dich nie wieder ins Haus.“
Freddie ging ins Badezimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
Dale wurde bleich und packte sich seine Kleidung.
„Dich hätte man ersäufen sollen“, sagte Carney. „Ich geh jetzt rüber und hol mir ’nen Kaffee. Gib mir Geld.“
Dale kippte den Inhalt seiner Geldbörse auf das Bett zwischen ihnen und zuckte zusammen, als er sah, wie Carney sich die Scheine heraussuchte und den Rest beiseite wischte.
„Das ist mein Benzingeld, Carney. Ich brauch das. Ich muss nächste Woche zur Arbeit fahren.“
„Pinkel doch einfach in den Tank“, erwiderte Carney und verließ das Zimmer.
„Halt doch einmal dein Maul“, murmelte Dale, als er sicher sein konnte, dass Carney ihn nicht mehr hören konnte.
„Warten Sie“, sagte Ginny und blieb an einem Baum stehen. „Mich sticht etwas am Knöchel.“
„Lassen Sie mich mal sehen“, meinte Sully und hockte sich neben sie. „Stellen Sie den Fuß auf mein Knie.“
„Dann wird Ihre Hose schmutzig.“
Er sah zu ihr auf. „Dann wird sie eben gewaschen.“
Ginny befolgte seine Anweisung und stützte sich auf seiner Schulter ab, während er ihren Schuh auf sein Knie stellte. Sie waren jetzt seit einer Stunde unterwegs und hatten darüber gesprochen, was sie über die sechs anderen Mädchen aus der Begabtenklasse noch in Erinnerung hatte. Viel ergab sich nicht, da sie zu jung gewesen waren und die Zeit so lange zurücklag.
Sie stand da und knabberte an ihrer Unterlippe, während sie versuchte, Sullivan Deans breite Schultern nicht zur Kenntnis zu nehmen, auf die sie herabsah, während er einen Finger in ihren Strumpf gleiten ließ.
„Hier ist es“, sagte er und erhob sich. „Ein spitzes Stück Gras hatte sich in Ihren Strumpf verirrt. Geht es jetzt wieder?“
Ginny bemerkte, dass sie ihn anstarrte und dass ihr Unterbewusstsein mehr von ihm erwartete als bloße Worte. Schließlich wurde ihr klar, dass er sie etwas gefragt hatte.
„Entschuldigung, was haben Sie gesagt?“
„Ihr Fuß … ist es jetzt besser?“
„Oh ja, danke“, antwortete Ginny und sah fort. „Der Fluss muss ganz in der Nähe sein.“
Sully versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, aber allmählich wurde er aus dieser Frau nicht mehr schlau. Im einen Moment war sie freundlich und umgänglich, und im nächsten Augenblick wirkte sie nervös und distanziert. Er war es leid, unentwegt Rücksicht zu nehmen.
„Virginia?“
Sie sah ihn an. „Mir wäre es lieber, wenn Sie nicht …“, begann sie mit Nachdruck.
„Ich weiß inzwischen alles, was
Sie
nicht mögen“, sagte er ohne Umschweife. „Was mir nicht in den Kopf will, ist die Frage, was
ich
falsch mache. Wenn ich Sie beleidigt oder Ihre Gefühle verletzt habe, dann möchte ich mich dafür entschuldigen.“
Ginny sah ihn verblüfft an. „Das haben Sie keineswegs getan. Wie kommen Sie überhaupt auf diese
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