Das Experiment
Verteidigung sagen, sollten Sie wissen, dass ich mich nur mit Mühe zusammenreißen konnte, um ihm die Kugel nicht in den Kopf zu jagen.“
Marshall war einen Moment lang zu schockiert, um etwas sagen zu können.
„Manchmal weiß man etwas über seine Kinder, das man lieber nicht wahrhaben möchte“, gab er schließlich von sich. Er sah zu Sully, dann zu der Frau in dessen Armen. „Ist sie …? Hat er …?“
„Sie ist verletzt, aber er hat es nicht geschafft, sie zu vergewaltigen, wenn Sie das meinen.“
Der alte Mann ließ die Schultern hängen und schien von einem Moment auf den anderen um zehn Jahre gealtert zu sein.
„Es tut mir schrecklich Leid.“ Er sah auf den Körper seines bewusstlosen Sohnes hinab. „Sie hätten uns allen einen Gefallen getan, wenn Sie sich nicht zusammengerissen hätten.“ Dann hob er den Kopf und atmete durch. „Ich fahre zur Hauptstraße, damit Krankenwagen und Polizei nicht die Zufahrt verpassen. Im Dunkeln sieht man das schlecht.“
Den drei Anglern schlossen sich kurz darauf ihre beiden Kameraden an. Gemeinsam standen sie um Sullivan und Ginny herum. Nicht, weil es noch nötig gewesen wäre, sondern weil es das Einzige war, was sie noch tun konnten.
Die Sanitäter nahmen sie mit ins Krankenhaus von Hattiesburg. Das Heulen der Sirenen bohrte sich tief in Sullys Gehirn, und doch war der Schmerz nichts im Vergleich zu der Angst, die sein Herz umklammert hielt. Man hatte ihm noch am Ort des Geschehens einen Kopfverband angelegt, aber die Wunde musste genäht werden. Außerdem wusste Sully aus Erfahrung, dass er eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen hatte. Das alles würde wieder heilen, doch das, was er Ginny angetan hatte, war wie eine offene Wunde.
Er hätte es wissen müssen, nachdem er von Augers Vorstrafenregister gehört hatte. Ein solcher Mann ließ sich nicht einfach so in den Dreck stoßen. Sie hätten noch am selben Tag abreisen sollen, auch wenn es gegen Ginnys Willen gewesen wäre. Und er hätte aufmerksamer sein sollen, als er das Jahrbuch aus seinem Wagen hatte holen wollen. Er betrachtete sie, wie sie auf der Trage lag, während der Krankenwagen durch die Nacht raste. Sie hatte für seine Fehler teuer bezahlt.
Als sie das Krankenhaus erreichten, wusste er, dass er sich nicht mehr lange auf den Beinen würde halten können. Allerdings vertraute er den örtlichen Behörden nicht, dass sie für Ginnys Sicherheit sorgen konnten. Die Sanitäter zogen die Trage aus dem Wagen, und er folgte ihnen ins Gebäude.
„Warten Sie einen Moment“, sagte einer der beiden Männer und half ihm in einen Rollstuhl.
Sully machte das so lange mit, bis sie im Krankenhaus waren, doch als sie den Empfang erreichten, stand er auf und griff nach dem nächsten Telefon.
„Tut mir Leid“, sagte eine Krankenschwester. „Aber das ist kein öffentliches Telefon.“
„Kommen Sie schon“, drängte der Sanitäter. „Ihr Kopf muss untersucht werden.“
Sully ignorierte sie beide und holte seine Dienstmarke heraus. „Das ist ein Notfall. Wie bekomme ich hier ein Amt?“
Die Schwester riss die Augen auf. „Wählen Sie die Neun.“
Er deutete auf die Trage, auf der Ginny lag, die gerade fortgebracht wurde.
„Schwester, Sie bleiben bei dieser Frau und lassen Sie erst dann wieder aus den Augen, wenn ich Ihnen das sage. Außer dem behandelnden Arzt darf niemand in ihre Nähe kommen.“
Sie zögerte einen Moment, dann rief sie eine andere Krankenschwester zu sich, die gerade vorbeikam.
„Übernehmen Sie hier, bis ich zurückkomme“, sagte sie und folgte den Sanitätern, die Ginny in die Notaufnahme brachten.
Sully hatte Mühe, sich an die Telefonnummer zu erinnern, aber dann endlich fiel sie ihm wieder ein. Beim zweiten Klingeln wurde der Anruf entgegengenommen.
„Howard.“
Sully unterdrückte ein Aufstöhnen, als ein stechender Schmerz sich den Weg durch seinen Kopf bahnte. „Dan, ich bin’s, Sully. Wir hatten hier einen Vorfall, der mit der Sache an sich nichts zu tun hat. Aber ich brauche Hilfe.“
Agent Howard wurde hellhörig. Sullivan Dean war nicht der Typ, der Hilfe anforderte, wenn es nicht wirklich nötig war.
„Was ist passiert?“
„Lange Geschichte“, murmelte Sully. „Wir sind im Krankenhaus, ich habe eine Gehirnerschütterung, und unser Schützling wird gerade dem Arzt vorgeführt.“
„Was soll das heißen, Sully? Hattet ihr einen Unfall?“
„Wir wurden von einem Mann angegriffen … hat mit dem Fall aber nichts zu tun.“
„Bist
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