Das Experiment
war.
„Meine Sachen“, sagte er. „Wo sind meine Sachen?“
Die Frau machte eine Grimasse und streckte ihm dann die Zunge raus.
„Komm her und spiel mit Teena, dann sag ich dir auch, wo deine Sachen sind.“
Phillips Schock steigerte sich zu einer Panikattacke. Mit ihr spielen? Er brachte es ja nicht einmal fertig, sie zu berühren. Ihre Arme wiesen zahllose Einstiche auf, und ihre Beine waren mit so vielen kleinen Wunden übersät, dass er kaum hinsehen konnte. Stattdessen lief er durch das Zimmer, zog Schubläden auf und durchsuchte ihren Schrank.
„Komm her, Baby, ich bin heiß, verdammt heiß“, sagte die Frau und schloss die Augen, während sie ihre Finger schneller bewegte.
Phillip wollte sie nicht ansehen, da er fürchtete, er müsse sich übergeben. Er stürmte ins Badezimmer und wünschte sich im gleichen Moment, es nicht gemacht zu haben. Dreck, Dreck, Dreck, wohin er auch blickte.
„Nein, nein, nein“, stöhnte er und lief ins nächste Zimmer.
Dort entdeckte er auf dem Boden eine schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt, und als er beides versuchsweise anzog, musste er zu seinem Entsetzen erkennen, dass sie ihm genau passten. Weitere Teile in diesem Puzzle, das er sich nicht erklären konnte. Als er den Schlüsselbund aus der Jacke zog, die über einem Stuhl hing, erkannte er ihn wieder: Er gehörte ihm.
Von nebenan hörte er die Frau immer heftiger und lauter stöhnen, je näher sie dem Höhepunkt kam. Ein letztes Mal sah er sich in aller Eile um und betete, dass er nichts zurückließ, was ihm gehörte.
Als er die Wohnungstür öffnete, begann die Frau in Ekstase zu schreien.
Er warf die Tür hinter sich zu, lief los und drehte sich kein einziges Mal um.
Lucy Karnoff knallte den Hörer auf und brach dann in Tränen aus. Alles war so vollkommen gewesen, und jetzt zerbrach die ganze Welt um sie herum in tausend Stücke. Sie hatte zwei Tage lang vergeblich versucht, Phillip zu finden, hatte überall angerufen, wo er sich für gewöhnlich aufhielt, hatte sich stundenlang im Taxi durch die Stadt fahren lassen und dabei Orte aufgesucht, die so heruntergekommen waren, dass sie nach ihrer Rückkehr ihre Kleidung verbrannt hatte.
Es war nicht gerecht, es war einfach nicht gerecht, denn während ihrer ganzen Ehe hatte sie versucht, Emile das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten, damit er sich auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Und jetzt, da er die wohlverdiente Anerkennung gefunden hatte, begann alles in sich zusammenzustürzen. Es war ihre Aufgabe, die Dinge wieder zu richten, wie sie es immer gemacht hatte. Aber in den letzten zwei Jahren war ihr aufgefallen, dass die Veränderungen in Phillips Wesen an Intensität zugenommen hatten. Jedes Mal, wenn er eine Wandlung durchmachte, hatte sie dafür gesorgt, dass ihr Mann davon nichts mitbekam. Ein großer Teil ihrer Ersparnisse war für Kautionen und Bußgelder draufgegangen sowie für die Schäden an den Wagen anderer Leute, damit die sich nicht bei der Versicherung meldeten. Einmal hatte sie tausend Dollar hinblättern müssen, um die Verwüstungen zu bezahlen, die Phillip in einem Nachtclub in einer Nachbarstadt angerichtet hatte. Aber er war noch nie zuvor für so lange Zeit spurlos verschwunden.
Sie ließ sich in den Sessel hinter Emiles Schreibtisch fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Sie konnte ihren Sohn nicht finden und fühlte sich hin- und hergerissen zwischen der Schande über das, was er möglicherweise angestellt hatte, und der Angst, sie könnte ihn vielleicht nie wieder sehen. Zu ihrem Entsetzen erkannte sie, dass sie zu Letzterem tendierte, woraufhin sie zu weinen begann. Er war ihr Baby, ihr einziges Kind. Sie durfte nicht etwas so Entsetzliches denken. Sie wollte ihn zurückhaben, ganz gleich, was er getan hatte.
Sie hob den Kopf und wischte sich die Tränen ab. Er war nicht nur ihr Kind, sondern ihrer beider Kind. Es war an der Zeit, dass Emile einen Teil der Ängste und Verantwortlichkeiten übernahm. Sie öffnete die Schublade, um in seinen Papieren nach der Telefonnummer des Hotels in Dublin zu suchen, in dem er abgestiegen war. Sie fand die Nummer und lehnte sich erleichtert zurück. Emile würde wissen, was zu tun war.
Sie nahm den Hörer ab und begann die ersten Ziffern einzutippen, als sie hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel. Sie stand auf, ihr Herz raste.
„Phillip? Bist du das?“
Sie hörte Schritte, die sich dem Arbeitszimmer näherten, und stand auf, um zur Tür zu gehen. Dann stand
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