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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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dass derjenige, der für die Unterbringung Carney Augers hier im Haus zuständig ist, sofort eine Verlegung in ein anderes Krankenhaus veranlasst. Sonst werde ich Auger persönlich rausschaffen.“
    „Ich darf meinen Posten nicht verlassen“, erwiderte der Wachmann.
    „Sie haben ein Funksprechgerät, oder?“
    Er nickte.
    „Dann benutzen Sie das. Ich will, dass Auger verlegt wird. Und wenn irgendjemand ein Problem damit hat, dann soll er zu mir kommen.“
    Der junge Mann war erst seit kurzem beim FBI, aber er kannte den Ruf, der Sullivan Dean vorauseilte. Wenn Dean etwas sagte, dann hatte er ihm zuzuhören.
    „Ja, Sir, sofort, Sir.“
    „Noch etwas“, sagte Sully.
    „Sir?“
    „Danke, dass Sie so gut auf sie aufgepasst haben.“
    Der junge Agent nickte. „Sir, es war mir ein Vergnügen.“ Dann fügte er an: „Es tut mir sehr Leid, was mit ihr geschehen ist.“
    „Ja“, erwiderte Sully. „Mir auch.“
    Er ging zurück ins Zimmer und schloss die Tür, dann begab er sich wieder zu Ginnys Bett. Er fühlte, dass er mit jedem Schritt schwächer wurde, aber noch konnte er nicht dem Drang nachgeben, sich hinzulegen. Erst musste er dafür sorgen, dass sie ihre entsetzliche Angst überwand.
    „Vor heute Abend ist er hier raus, das verspreche ich dir.“
    Sie nickte und umklammerte abermals seine Hand.
    „Bleib hier“, flehte sie ihn an.
    „Baby, ich gehe nirgendwohin“, antwortete er, während sein Herz einen Satz machte. Dann fügte er grinsend an: „Ich bin so verdammt schwach, dass ich es selbst dann nicht könnte, wenn ich wollte.“
    „Dann leg dich zu mir.“
    Er sollte sich zu ihr legen?
Oh Gott, gib mir die Kraft, dass ich jetzt nichts falsch mache.
    „Bist du sicher?“
    Sie nickte.
    Er atmete tief durch. „Ich weiß nicht so recht. Was ist, wenn ich dir wehtue?“
    „Bitte, Sully, ich bekomme vor Angst kein Auge mehr zu.“
    Ihr „bitte“ überzeugte ihn. Er setzte sich neben sie, dann legte er seinen Arm um ihren Nacken. Als sie zusammenzuckte, hielt er inne.
    „Das warst nicht du“, sagte sie. „Aber für einen Moment konnte ich seine Hände spüren, wie sie …“ Sie schluckte. „Halt mich einfach fest.“
    Sully legte sich langsam hin und zog sie dicht an sich. Sie hatte das seitliche Gitter im Rücken, so dass sie nicht aus dem Bett fallen konnte.
    „Zu dicht?“ fragte er, da er fürchtete, dass das bloße Gewicht seines Körpers die Erinnerung an den Angriff wecken könnte.
    Sie seufzte. „Nein.“
    „Ich muss auf meiner Seite das Gitter hochziehen, sonst verliere ich nachher noch den Halt“, warnte er sie.
    „Okay.“
    „Hast du noch Schmerzen?“ fragte er nach einer Weile leise.
    „Nicht mehr.“
    Er spürte, wie sich ihr Körper entspannte. Minuten verstrichen, und schließlich fielen ihr die Augen zu. Ihr Atem wurde gleichmäßig, dann war sie eingeschlafen. Sully schaffte es nicht länger, gegen seine eigene Müdigkeit anzukämpfen.
    Die Krankenschwester wunderte sich nach einer Weile, warum der Patient aus Zimmer 411 nicht zurückgekehrt war, und begann, ihn zu suchen.
    Sie fand ihn schließlich schlafend an der Seite von Ginny Shapiro vor. Sie wusste, was sie mitgemacht hatte und dass sie seit ihrer Einlieferung kein Wort mehr gesprochen hatte. Der Grund war so einfach, wie er erschreckend war. Eine Vergewaltigung war eine hässliche Sache, selbst wenn sie nicht vollendet worden war. Diese Frau war schwer misshandelt worden. Wenn sie in den Armen dieses Mannes liegen wollte, dann sollte es so sein. Es lief allen Krankenhausvorschriften und allem entgegen, was sie gelernt hatte, dennoch drückte sie beide Augen zu und ging weiter, als hätte sie nichts gesehen.
    Dan Howard wartete vor dem Eingang zum Krankenhaus auf seine Fahrgäste. Er hätte Sullivan von jemand anderem abholen lassen können, aber er wollte mit Virginia Shapiro persönlich sprechen, und das erschien ihm die beste Lösung.
    Die Aufzugtüren öffneten sich, und Sullivan verließ den Lift als Erster, sah sich um und entdeckte Howard.
    „Da ist er“, sagte er zu Ginny, die Augenblicke später in einem Rollstuhl sitzend aus dem Aufzug kam. Nach einer Woche im Krankenhaus kam es ihr so vor, als hätte man sie soeben aus dem Gefängnis entlassen.
    „Ich möchte aufstehen und selber gehen“, sagte sie.
    „Sobald wir draußen sind“, erwiderte der Pfleger. „Krankenhausvorschrift.“
    Manche der Patienten und Kranken, die sich in den Gängen aufhielten, sahen ihr einfach nur nach, weil sie

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