Das Experiment
Phillip machte, ergab keinen Sinn. Er war allein in seinem Zimmer, aber er sprach so, als befände sich jemand bei ihm. Sie drückte ihr Ohr fester an die Tür, als es zu einem weiteren Ausbruch kam.
„Hör zu, du verrückter Bastard! Ich bin es leid, das auszubügeln, was du mir einbrockst! Hast du noch nie das Wort AIDS gehört? Und dein Geschmack in Sachen Frauen … mein Gott! Willst du etwa, dass dir dein bestes Stück abfault?“
Ich bin nicht verrückt, Phil, sondern du bist derjenige, der nicht die Kontrolle über seinen Kopf behalten kann. Ich weiß, wer ich bin. Ich habe das Sagen. Ich bin derjenige, der weiß, wie man anderen Leuten sagt, sie sollen sich zum Teufel scheren. Das kannst du nicht. Wenn du ein Rückgrat hättest, würdest du deinem alten Herrn sagen können, er solle sich verpissen.
„Du bist ekelhaft“, sagte Phillip. „Ich muss mir das nicht länger anhören.“
Da irrst du dich aber. Ich bin Tony, ich bin der Spieler, und ich werde dich nicht in Ruhe lassen, weil ich in deinem Kopf existiere, du Idiot.
Diese schmerzhafte Wahrheit war mehr, als Phillip ertragen konnte. Er sank auf die Knie und legte die Hände über seine Ohren, als könne er so die Stimme fern halten. Aber es gelang ihm nicht. Tony bohrte weiter in der Wunde, und der Wahnsinn wollte kein Ende nehmen. Was Phillip am meisten Angst machte, war die Tatsache, dass Tony immer stärker wurde. Er konnte fühlen, wie er selbst jeden Tag ein wenig mehr an Boden verlor. An manchen Tagen glaubte er, nicht weitermachen zu können.
Oh nein, das machst du nicht. Du bringst dich nicht um, das werde ich nicht zulassen. Außerdem bist du Mamas kleiner Junge, weißt du noch? Was sollte sie ohne ihren kleinen Jungen machen?
„Sei ruhig! Sei endlich ruhig!“ murmelte Phillip.
Okay, ich bin sowieso müde. Warum spielst du nicht ein bisschen an dir rum, kleiner Junge, und wenn ich wieder da bin, zeige ich dir, was einen richtigen Mann ausmacht?
Phillip kroch auf allen vieren zum Bett, zog sich hoch und sackte auf der Tagesdecke zusammen.
„Lieber Gott, vergib mir, denn ich habe gesündigt“, flüsterte Phillip und schloss die Augen.
Lucy legte die Hand vor ihren Mund und wandte sich ab. Das war noch viel schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatte. Und es war mehr, als sie allein in den Griff bekommen konnte. Sie eilte zum Telefon und rief das Dubliner Hotel an, aber Emile war schon abgereist. Damit hatte sie keine Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu treten, bis er sich bei ihr meldete, doch diese Sache mit Phillip konnte nicht warten. Es musste in Emiles Büro irgendetwas geben, um ihm zu helfen. Als seine Assistentin wusste sie, wo er alle Akten und Aufnahmen aufbewahrte, zumal sie in der Anfangszeit sogar mitgeholfen hatte, alles zu katalogisieren. Sie stürmte ins Büro ihres Mannes und ignorierte die Tatsache, dass er sehr verärgert sein würde, wenn er wüsste, was sie vorhatte.
Die Aufnahmen waren mit Datum und Thema versehen. Was sie benötigte, war etwas zum Thema Selbstmotivierung. Was Phillip nötig hatte, war ein Anstoß in die richtige Richtung. Sie wanderte mit ihrem Finger über die Liste.
Erforschung der menschlichen Psyche
Verhaltenszüge: Genetisch bedingt oder erlernt?
Steigerung der Persönlichkeit
Plötzlich fiel ihr Blick auf
Unterbewusste Botschaften
.
Das war genau das, was sie brauchte! Phillip würde das niemals freiwillig mitmachen, also brauchte sie etwas, das sie einsetzen konnte, sobald er schlief.
Sie legte die Kassette in den Rekorder und hörte sich ein kurzes Stück an, um sicher zu sein, dass die Beschriftung stimmte. Der vertraute Klang der Stimme ihres Mannes trieb ihr Tränen in die Augen.
Oh Emile, Emile … ich brauche dich so sehr.
Sie war sicher, dass diese Aufnahme helfen würde, und nahm Kassette und Rekorder mit. Sobald Phillip heute Nacht eingeschlafen war, würde sie es ihm vorspielen. Auch wenn Emile nicht anwesend war, würde seine Methode einmal mehr Wunder wirken.
Detective Anthony Pagillia legte den Hörer auf und war sichtlich bester Laune. Soeben hatte er mit Officer Smith gesprochen. Es war zwar recht ärgerlich, dass es trotz Fangschaltung nicht gelungen war, den Anruf zurückzuverfolgen. Aber die Tatsache, dass der Anruf an sich aufgezeichnet worden war, machte das mehr als wett. Mit etwas Glück fanden sich verräterische Geräusche, mit denen sich der Anrufer selbst ans Messer liefern würde. Er ließ zwei Kopien von der Aufnahme machen, von denen eine an
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