Das Experiment
Lust.
„Ginny, mach die Augen auf.“
Als sie seinem Wunsch nachkam, begann er sie zu streicheln. Welche Panik sie auch immer zuvor erfasst hatte, sie war in der Wollust vergangen, die Ginny jetzt verspürte. Er hörte sie seufzen und leise stöhnen, und er streichelte sie weiter in ihrer nicht enden wollenden Ekstase. Als sie sich ihm noch mehr öffnete und er weiter in sie eindringen konnte, bäumte sie sich mit einem Mal unkontrolliert auf. Da wusste er, dass er auf dem richtigen Weg war.
Er betrachtete ihr Gesicht. Sie hatte die Augen wieder geschlossen, verloren in sich selbst und seinen Händen ausgeliefert. Das Verlangen, in sie einzudringen, war nahezu übermächtig, und er wusste, dass er etwas unternehmen musste, ehe es zu spät war.
„Baby …“
Das Flehen in seiner Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie öffnete die Augen in dem Moment, als er seine Position veränderte. Sie fühlte, wie er sich nach vorne bewegte und tief in sie eindrang.
„Sieh mich an. Sieh mich an“, drängte er sie.
Sie sah ihn an, und eine Sekunde lang schien die Zeit stillzustehen.
Ihr Körper bebte und befand sich scheinbar unendlich lang am Rand zu einem Höhepunkt. Sein Gesicht war angestrengt, seine Muskeln zuckten, während er um jeden Preis vermeiden wollte, dass sie sein Gewicht auf sich spürte und dabei nicht sah, dass er es wirklich war. Aber sie konnte ihn tief in sich fühlen, wie er sich bewegte, und sie brauchte mehr. Ohne etwas zu sagen, schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn zu sich heran.
Da wusste er, dass sie es überwunden hatte. Er ließ sich ganz auf sie herabsinken, während sie ihren Unterleib gegen seinen presste, um ihn so tief wie möglich in sich aufzunehmen.
Sie kam nur Sekunden später mit einem lauten Stöhnen, und er fühlte jedes Zusammenziehen ihrer Muskeln. Im nächsten Moment gab es für Sully kein Halten mehr.
Der Digitalwecker zeigte kurz nach vier Uhr an, als Ginny aufwachte. Sie musste zur Toilette, aber es war unmöglich, sich aus Sullys Umarmung zu lösen, ohne ihn dabei aufzuwecken.
„Sully, ich muss aufstehen.“
Er war sofort hellwach. „Ist alles in Ordnung?“
„Ja, ich will zur Toilette.“
„Okay.“
Er rollte sich zur Seite und sah ihr nach, wie das Mondlicht ihrem Körper einen silbernen Schimmer verlieh. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, drehte er sich auf den Bauch und schloss die Augen. Die Erkenntnis, die ihn in den Schlaf begleitet hatte, war immer noch da. Er liebte sie, und das hatte nichts mit Sex zu tun. Nein, korrigierte er sich. Das stimmte so nicht. Aber er hatte noch nie zuvor mit einer Frau geschlafen, die er
zugleich
auch geliebt hatte. Die Kombination aus beidem hatte etwas ungeheuer Explosives an sich. Sein Beschützerinstinkt lieferte sich einen Machtkampf mit seiner Libido. Er wusste nicht, ob er Ginny auf einen Sockel stellen oder sie genau von dort herunterzerren sollte, um sie wie verrückt zu lieben.
Als er hörte, dass sie zurück ins Schlafzimmer kam, machte er ihr Platz und breitete die Arme aus. Sie legte sich zu ihm und war innerhalb weniger Sekunden wieder fest eingeschlafen. Sully lag bewegungslos da. Das war also Liebe. Aber wenn es so gut war, warum hatte er dann solche Angst?
Nach Einbruch der Dunkelheit war kräftiger Wind aufgekommen – ein Vorzeichen für einen Wetterumschwung. Lucy hoffte auf Regen. Die Blumenbeete und der Rasen konnten das gut gebrauchen. Falls es nicht regnete, würde sie am Morgen den Rasensprenger suchen und aufstellen. Emile sollte nicht nach Hause kommen, ohne alles in bester Ordnung vorzufinden.
Sie saß an ihrem Schreibtisch und ging die Post durch, die sie im Lauf der letzten Woche erhalten hatte, doch diesmal bereitete ihr diese Arbeit nicht die sonst übliche Freude. Sie musste immer nur an Phillip denken. Er hatte sich in den letzten zwei Jahren so sehr verändert. Früher war er so entgegenkommend gewesen, so hilfsbereit. Diese andere, hässliche Seite an ihm fand sie mehr als beunruhigend. Manchmal hatte sie sich sogar regelrecht vor ihm gefürchtet. Sie gab sich einen Ruck und schüttelte den Kopf. Wie lächerlich von ihr, vor dem eigenen Kind Angst zu haben.
Sie sah auf die Uhr, nachdem sie auf den letzten Brief eine Marke geklebt hatte. Es war Zeit. Phillip würde jetzt schlafen. Sie hatte gesehen, wie er eine Schlaftablette genommen hatte. Normalerweise hätte sie ihn gefragt, ob er das für eine gute Idee hielt, aber es passte hervorragend zu ihrem
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