Das Experiment
Anwesenheit für mich bedeutet.“
Franklin Chee nickte und bemühte sich, nicht zu offensichtlich auf die Prellungen zu achten, die immer noch zu sehen waren.
„Das ist unser Job, aber diesmal ist es uns sogar noch ein Vergnügen“, erwiderte er leise.
„Würden Sie das bitte auch Ihrem Bruder und ihrem Kollegen sagen?“
„Natürlich, Miss.“ Dann wandte er sich Sully zu. „Brauchst du sonst noch etwas?“
„Wie wäre es mit einem Wunder?“
Diesmal grinste Franklin. „Ich bin gut, Sullivan, aber nicht so gut. Die Navajo sind ein bemerkenswertes Volk, bloß können wir noch nicht auf dem Wasser gehen.“
Ginny musste lachen, als sie die Erwiderung hörte. In diesem Moment fühlte sie sich fast schon unbeschwert. Wenn sie sich nicht zu sehr auf die eigentlichen Probleme konzentrierte, konnte sie sich einreden, dass gerade ein Freund zu Besuch gekommen war. Dann aber drehte er sich um und ging zur Tür. Dabei erhaschte sie einen kurzen Blick auf die Waffe, die er unter dem Hemd trug. Sofort war ihr wieder der Ernst ihrer Situation bewusst.
Sully schloss die Tür. Als er sich umwandte, war Ginny verschwunden.
„Ginny?“
„In der Küche.“
Er folgte ihr dorthin. „Da haben wir noch einen kleinen Aufschub. Dan ist zwar unterwegs, aber nicht so früh hier, wie ich gedacht habe.“ Er sah auf die Uhr, es war bereits nach eins. „Hast du Hunger, Schatz? Wenn ja, brauchst du es nur zu sagen.“
„Diese Männer da draußen riskieren jeden Tag ihr Leben, nicht wahr, Sully?“
Er lehnte sich gegen den Schrank, verschränkte die Arme vor der Brust und sah in ihr ernstes Gesicht.
„Ja, aber dafür haben wir uns entschieden, als wir uns beworben haben. Es ist nicht viel anders als bei einem normalen Polizisten, lediglich unser Bezirk ist etwas größer.“
„Das ändert nichts daran, dass ich mich schuldig fühle, weil du meinetwegen hier bist.“
„Da irrst du dich. Wir sind hier, weil jemand sechs Frauen umgebracht hat. Wir wissen nur noch nicht, wie er es angestellt hat.“
Sie ließ ihre Schultern sinken. „Ich glaube, das Schwierigste für mich ist, dass ich mich nicht an der Jagd beteiligen kann. Ich bin Reporterin, ich bin es gewohnt, nach den Fakten zu suchen, anstatt mich vor ihnen zu verstecken.“
„Vergiss nicht, Ginny, du bist das Ziel. Wenn du überleben willst, dann musst du untertauchen.“
„Ich hasse das.“
„Ja, ich auch. Aber ein Teil von mir sagt sich auch, dass ich dich ansonsten niemals kennen gelernt hätte. Und ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Ich habe jedoch gelernt, dass man objektiv sein muss, wenn man in diesem Job überleben will. Nur was dich angeht, kann ich nicht mehr objektiv sein. Ich bin sozusagen zu nah am Feuer.“ Er lächelte und zog sie in seine Arme. „Wir kommen dahinter, wer der Anrufer ist. Und bis dahin bleibst du einfach hier.“
„Okay.“
„Gut. Jetzt zum Mittagessen. Dan wird wohl eintreffen, wenn wir gegessen haben. Dann kann er die Reste bekommen, während wir ihm vom Jahrbuch erzählen. Vielleicht bringt ihn das in eine gute Stimmung.“
„Bist du denn wenigstens in guter Stimmung?“ fragte Ginny.
„Ja, aber auf eine andere Art“, erwiderte er und küsste sie sanft.
„Sully, ich …“
Er schüttelte den Kopf und drückte Ginny an sich, während er gegen die Angst ankämpfte, sie vielleicht nicht beschützen zu können, wenn es darauf ankam.
„Wie wäre es mit Sandwiches?“ fragte er.
Ginny seufzte.
„Ich belege sie auch mit Radieschen, wenn du möchtest.“
„Das wird mir wohl ewig anhängen, oder?“
Sully grinste. „Nur weil du eine Frau bist, heißt das nicht zwangsläufig, dass du eine perfekte Köchin sein musst. Also, möchtest du das Sandwich oder nicht?“
„Ja, aber ich kann sie uns auch machen.“
Sully zögerte kurz, dann zuckte er mit den Schultern. Sie konnte ein Schinkensandwich nicht ruinieren. „Klar, warum auch nicht? Ich nehme Senf auf meines.“
„Auch Käse?“
„Ja, sicher. Brot, Schinken, Senf, Käse.“
„Beruhig dich“, murmelte Ginny. „Ich werde dein Sandwich schon nicht sabotieren.“
„Danke“, sagte Sully.
Sie wusste, dass er versuchte, sie auf den Arm zu nehmen.
„Gern geschehen“, erwiderte sie und grinste ihn an. „Jetzt geh und lass mich ein wenig Hausarbeit machen.“
„Ich bin im Wohnzimmer und schalte den Fernseher ein.“
„Wie du willst“, meinte Ginny, während sie den Kühlschrank aufmachte.
Sully warf ihr einen letzten
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