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Das Falsche in mir

Das Falsche in mir

Titel: Das Falsche in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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unterdrückten Fluch, möglicherweise auch einen Sturz, ich bin nicht sicher. Die Sirene ist jedenfalls verstummt, das Motorengeräusch auch, aber das Blaulicht blinkt weiter und erleuchtet den oberen Teil der Bäume vor mir.
    Ich bleibe stehen, horche in die Dunkelheit.
    Eine Autotür fällt knallend zu.
    Gedämpfte Männerstimmen: »Wo bist du denn?«
    »Er ist hier drin!«
    »Wo?«
    » HIER .« Ein lautes Stöhnen. »Hey, ich glaube, mein Fuß ist verstaucht.«
    »Was? Wo bist du?«
    »Ich bin hingefallen. Mein Fuß …«
    Ich verschwinde zwischen den Bäumen, steige über den nächsten Zaun, falle auf der anderen Seite nieder, rappele mich hoch und laufe weiter, keuchend und hustend. Neben mir sehe ich kurz den tastenden Strahl einer Taschenlampe, bevor ich mich durch entlaubte Büsche schlage, die mir Gesicht und Hände zerkratzen.
    Plötzlich stehe ich auf dem Bürgersteig einer anderen Straße – friedlich wie in einer Parallelwelt. Ich höre nichts mehr, keine Sirene, kein Rufen, nur noch entferntes Verkehrsrauschen. Ich gehe einfach weiter.

11
    Sina Rastegar liegt im Bett und auf ihr liegt der Nachtmann. Sie ist sehr klein, der Nachtmann ist mindestens anderthalb Mal so groß.
    Er hält ihr sein Ding vor die Nase, für das eine Hand zu klein ist. Mit beiden Händen mag er es auch nicht, deshalb muss Sina es in den Mund nehmen und davon wird ihr schlecht.
    Ihre Mutter will nicht hören, was der Nachtmann macht, wenn Sina sich schlafen gelegt hat und sie nicht zu Hause ist. Sie ist froh, dass jemand auf Sina aufpasst. Sie sagt, Sina solle sich nicht anstellen und brav sein, dann sei der Nachtmann auch lieb und verlange keine Sachen, die sie nicht tun wolle.
    Aber das stimmt nicht. Sina kann lieb sein, wie sie will, er kommt trotzdem und rammt ihr sein Ding in den Mund.
    Darüber kann Sina nicht sprechen, mit niemandem. Sie hat gar keine Worte dafür, auch nicht, als sie erwachsen ist und längst nicht mehr auf den Mund gefallen.
    Sina Rastegar hat ihrem Onkel einen geblasen. Das ist peinlich und hört sich lange nicht so schlimm an, wie es ist.
    Lange nicht so schlimm.
    Manchmal muss Sina den Nachtmann besuchen und bei ihm schlafen, weil ihre Mutter unterwegs ist. Dann kommen Freunde vom Nachtmann, die sie nicht kennt und die ihre Gesichter hinter lustigen Masken versteckt haben. Einer ist Goofy, einer Micky Maus, einer Daniel Düsentrieb.
    Die Maskenmänner lachen Sina an und sehen wirklich lustig und nett aus und dann tun sie ihr weh. Sina ist brav undwehrt sich schon lange nicht mehr, aber es nützt nichts. Sie werden deshalb nicht sanfter und freundlicher. Sie wollen gar nicht nur Sex, sondern es macht ihnen Spaß, wenn sie sich ekelt und Schmerzen hat. Gleichzeitig ärgert es die Männer auch – es ärgert sie, dass es Sina nicht gefällt, was sie mit ihr machen, dass sie sich quält. Sie haben dann ein schlechtes Gewissen, und das macht sie noch brutaler.
    Also wird es immer schlimmer, je mehr sie versucht, es ihnen recht zu machen.
    Sina macht die Augen auf, und der Nachtmann und die Maskenmänner sind weg. Sina ist erwachsen, groß, stark und gut im Kickboxen. Sie liegt neben einem Architekturstudenten, den sie mit nach Hause genommen hat. Ganz freiwillig, ohne Zwang.
    Es riecht nach kaltem Rauch und Haschisch. Sina erinnert sich, dass der Student einen Joint gebaut hat, während sie nach einem Rest Rotwein gesucht hat. Nachdem kein Alkohol aufzufinden war, haben sie den Joint gemeinsam geraucht und sind dann übereinander hergefallen, blind und gierig.
    Es erregt sie, wenn sie daran denkt, und daran merkt sie, dass sie immer noch stoned ist, denn ihre Erregung ist unpersönlich, hat nichts mit dem Mann zu tun, der neben ihr liegt.
    Es könnte jeder sein, aber das ist egal.
    Sie versucht, ihn aufzuwecken, streichelt seinen Schwanz, bläst ihm ins Ohr, und schließlich dreht er sich um, seine Lippen treffen ihren Mund und sie machen es noch einmal. Als Sina kommt, ist es, als würde ihr eine Sonne ins Gesicht explodieren.
    Nur wenige Sekunden später schläft sie wieder ein, es fühlt sich an wie eine Ohnmacht.
    Als der Wecker klingelt, ist es noch dunkel.
    Sina macht Licht an.
    »Hallo«, sagt sie mit gedämpfter Stimme, aber es passiert überhaupt nichts, er schläft ruhig atmend weiter.
    »Hallo!«
    Er wird nicht wach. Leute wie er sind wahrscheinlich normalerweise bis zehn oder länger im Bett, und jetzt ist es halb sieben.
    »Hallo«, ruft sie ihm ins Ohr.
    Ihr ist kalt vor Müdigkeit und sie

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