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Das Falsche in mir

Das Falsche in mir

Titel: Das Falsche in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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fest, dass sie ihre Informationen auf keinen Personenkreis beschränkt hat.
    Jeder kann ihre Postings sehen, selbst wenn er nicht mit ihr befreundet ist.
    meine süße teresa!!!! wenn du morgen wieder gesund bist musst du UNBEDINGt die e.klausur mitbringen weil sonst wirst du zerlegt!! ich hoffe dir geht es wieder besser weil du fehlst sehr sehr sehr in der schule!!KOMM WIEDER!! LIEBE ♥
    DU süße ♥ ! ich such sie schon verzweifelt, find sie aber nicht!:( haben wir denn morgen englisch? ich komm vielleicht bald wieder, weiß aber noch nicht!:)
    Teresa-schatz!! weil du so sehr krank bist, kriegst du jetzt einen dicken dicken gesundmachknutscher von mir ♥
    Ich ahne, was passiert ist. Birgit hat die Mädchen meinetwegenkrankgemeldet. Ich scrolle die Seite hoch und entdecke einen weiteren Eintrag. Er ist von einem Jungen namens Henning. Auf dem Foto sieht er nett aus. Was er schreibt, ist alles andere als das.
    dein vater = mörder lol
    Zehn Personen gefällt das.
    Es gibt sechzehn Kommentare dazu, die ich lieber nicht lese.
    Nachts zähle ich jede einzelne Minute. Meine Augen brennen, aber ich kann sie nicht schließen. Meine Töchter müssen für meine Sünden büßen. Es gibt keine Entschuldigung, keine Erklärung, die mich entlasten könnte.
    Gegen drei Uhr morgens bin ich schweißgebadet. Gleichzeitig sind meine Hände und Füße eiskalt. Ich huste und mein Hals schmerzt. Ich setze mich im Bett auf, hebe den Laptop auf meinen Schoß und gehe wieder online, auf Silvias Seite. Sie hat »Carl Mulisch« nicht geantwortet, aber über einen neuen Eintrag auf ihrer Pinnwand sehe ich, dass sie sich für den nächsten Tag, einen Freitag, in einem Club verabredet. Herzen und Ausrufezeichen werden auch hier im Übermaß gepostet.
    Jeder kann lesen, was sie vorhat, wo man sie antreffen wird.
    Auch ich natürlich.
    Ich google den Club. Er befindet sich im Haager Weg.
    Haager Weg.
    Ich verstehe erst nach langen Sekunden, was das bedeutet. Ich war im Haager Weg, ohne zu wissen, warum, nur aufgrund einer Ahnung. Aber jetzt wird mir klar, dass Anne vielleicht tatsächlich irgendwo dort entführt oder sogar ermordet wurde. Vielleicht habe ich es getan. Aber wenn ich es nicht getan habe, dann habe ich es gesehen.
    Ich gehe auf Annes Seite, ihr Nachname Martenstein ist mittlerweile allgemein bekannt. Aber unter diesem Namen finde ich sie nicht. Ich versuche es ein zweites Mal, aber entweder wurde ihr Profil bereits geschlossen, oder sie hat sich unter einemPseudonym angemeldet, welches ich natürlich nicht kenne. Eine neue Sackgasse.
    Ich falle in einen unruhigen Schlaf. Ich träume von einer dschungelähnlichen Landschaft mit Pflanzen aus Licht. Meine Schritte sind ganz leicht und weit, es ist, als würde ich auf gefederten Stelzen laufen. Schließlich erhebe ich mich über die Wipfel, kreise über der Landschaft und sehe unter mir einen schillernd roten See, zu dem es mich magisch hinzieht. Je näher ich ihm komme, desto größer scheint er zu werden. Das ist der Blutsee , sagt mir eine tiefe Stimme ins Ohr. Es folgt ein eigentümlich schrilles Gelächter, und ich fahre hoch.
    Das Zimmertelefon klingelt scheppernd. Ich hebe schlaftrunken ab, ohne nachzudenken, und das ist meine Rettung.
    »Die Polizei ist hier«, sagt eine verärgerte Stimme mit starkem Akzent.
    »Was?« Ich kann kaum sprechen, so heiser bin ich. Mein Hals brennt, Schlucken ist eine Qual.
    »Sie haben mir Ihr Foto gezeigt. Sie wollen etwas von Ihnen und durchsuchen alle Zimmer. Ich mag keinen Ärger in meinem Hotel, keine Verhaftungen, keine Presse, kein Fernsehen, nicht diesen ganzen verdammten Blödsinn. Verschwinden Sie über den Notausgang, da werden sie als Letztes nachschauen.«
    Die Zeit steht still. Ich liege wie erstarrt auf dem Rücken, den Hörer am Ohr. Ich überlege, ob ich Fieber habe, als ob das jetzt wichtig wäre. Dann ist es so, als würde mich jemand aus dem Bett katapultieren und unsanft auf die Beine stellen.

10
    Nachts sieht der Haager Weg ganz anders aus. Geheimnisvoller und weniger banal als an dem verregneten Morgen vor zwei Wochen. Das liegt auch an den chic aufgemachten jungen Leuten, die in Scharen zu einem mehrstöckigen Backsteingebäude pilgern, das mir seinerzeit überhaupt nicht aufgefallen war.
    Vor dem Club formiert sich eine mindestens fünfzig Meter lange Schlange. Im Lichtkegel vor dem überdachten Eingang steht ein muskulöser Türsteher in einem überdimensionierten schwarzen Kapuzenshirt.
    Er weist mindestens zwei

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