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Das Falsche in mir

Das Falsche in mir

Titel: Das Falsche in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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kann. Es ist nicht einmal verboten, sie zu benutzen.«
    »Es war einen Versuch wert«, sagt Sina.
    »Warte noch. Es sieht so aus, als hätte Leander Kern diese Vorgehensweise aufgegeben.«
    »Was heißt das?«, fragt Sina. »Gibt es eine IP -Adresse?«
    Ihr Herz beginnt dumpf zu klopfen. Sie war diejenige, die auf die Idee kam, als eine der ersten Maßnahmen sämtliche Facebookfreunde Karen Becks zu ermitteln. Hemming brauchte nur ein paar Stunden, um Karens Passwort zu knacken, ihre Nachrichten zu checken und festzustellen, dass es in ihrer Freundesliste einen Leander Kern gibt, der offensichtlich nicht existiert.
    Leander Kern könnte also ihr Mann sein. Er hat Karen Beck via Facebooknachricht zu dem Treffpunkt vor dem Club am Haager Weg gelockt – in derselben Nacht, in der sie verschwunden war.
    »Also«, sagt Hemming auf seine umständliche Art.
    »Ja?«
    »Es ist so«, sagt Hemming vorsichtig. »Eine IP -Adresse lässt sich anscheinend dem Computer der Salfelds zuordnen.«
    »Anscheinend?«, fragt Matthias ungeduldig.
    »Ganz sicher. Ja.«
    Sina setzt sich hin, plötzlich todmüde.
    »Das ist großartig«, sagt Matthias. »Sehr, sehr gute Arbeit!« Er nickt Hemming und Sina gleichermaßen zu.
    »Er lässt alles über Proxyserver laufen«, sagt Sina. »Und dann plötzlich nicht mehr? Warum? Das leuchtet mir nicht ein. Könnte der Täter nicht …«
    »Sina«, sagt Matthias. »Lassen Sie es gut sein.«
    »… Salfelds Computer gehackt haben? Um uns zu täuschen? Um eine falsche IP -Adresse …«
    »Theoretisch ist IP -Spoofing …«
    » IP was?«
    » IP -Spoofing. Das Fälschen von IP -Adressen. Das geht«, sagt Hemming, »aber es ist schwierig. Der Fälscher muss Einiges wissen. Er muss zum Beispiel rauskriegen, welcher Provider den Internetanschluss der Familie betreibt, welchen IP-Adressenkreis dieser Provider gerade benutzt und welche Adresse er dem Internetanschluss gerade zugeordnet hat …«
    »Das wechselt?«, fragt Gronberg.
    »Das wechselt. Und dann stell dir vor, er weiß das alles, dann kann das eventuell nichts nützen, weil der Router gerade mal offline geht und danach wieder eine neue IP bekommt.«
    »Es ist praktisch unmöglich«, resümiert Gronberg auf seine trockene Art.
    »Nicht unmöglich, aber …« Hemming zuckt die Schultern.
    »Das heißt also, Salfeld hat sich nach Hause geschlichen, während die halbe Stadt nach ihm auf der Suche ist, und hat seinen Computer zu Hause benutzt, ohne seine IP -Adresse via Proxyserver zu verschleiern, obwohl er das kann? Das ist absurd!«
    »Vielleicht hat er sich in die Wohnung geschlichen, als niemand da war.«
    »Aber warum? Warum sollte er das tun?«
    »Vielleicht hat er es die ganze Zeit getan. Während die Kinder in der Schule waren und seine Frau in der Redaktion. Vielleicht wollte er so an seine Opfer herankommen …«
    »Oder Birgit Salfeld deckt ihn«, sagt Matthias.
    »Sie wurde überwacht«, sagt Sina.
    »Aber doch nicht die ganze Zeit. Oder?«
    »Nicht rund um die Uhr.«
    Natürlich ist es möglich. Möglich ist alles. Immer mehr Fakten weisen auf Salfeld als Täter, und doch glaubt sie nicht, dass es so einfach ist. Nach allem, was sie weiß, ist Salfeld zu intelligent. Er hat sich so lange beherrscht, hat es mehrere Jahrzehnte lang geschafft, ein vollkommen unauffälliges bürgerliches Leben zu führen, warum setzt er das alles jetzt aufs Spiel?
    Es leuchtet ihr nicht ein.
    Andererseits sind destruktive Triebe ungeheuer mächtig. Sie weiß das. Sie hat es bei ihrem Onkel erlebt, der – was sie heute nicht mehr wahrhaben will – ein lustiger, lieber Onkel sein konnte. Sie schließt kurz die Augen, ein Bild taucht auf: IhrOnkel spielt mit ihr Engelein flieg, sie saust an seinen Armen durch die Luft und lacht. Jeder mochte ihren Onkel, nur sie hasste ihn. Niemand hätte ihr geglaubt. Der immer fröhliche, immer gut gelaunte Martin Rastegar ein Kinderschänder? Das hast du dir ausgedacht!
    Du böses, böses Mädchen!
    Sie macht die Augen wieder auf.
    Warum ist es ihr überhaupt so wichtig, dass Salfeld es nicht war?
    Wenn er es war, wird niemand mehr weiter ermitteln. Die schmutzige Vergangenheit Leydens wird nie aufgearbeitet werden, weil die Verbrechen an ihr und Meret verjährt sind. Das ist der Grund, weshalb sie sich so sträubt.
    Kein guter Grund, sie weiß das.
    »Vielleicht hat er einen Laptop«, sagt Hemming. Seine Stimme dringt an ihr Ohr, aber sie muss sich konzentrieren, um dem Inhalt folgen zu können. »Vielleicht surft er

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