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Das Falsche in mir

Das Falsche in mir

Titel: Das Falsche in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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sich gegeben hat, das ihnen weitergeholfen hätte.
    Der Fallermittler erklärt nun, was sich ebenfalls von selbst versteht: Die Leichen wirken wie aufgebahrt. Dazu passt auch, dass beide Gesichter dezent, aber deutlich sichtbar geschminkt sind.
    »Diese Sorgfalt zeigt, dass der Täter nichts dem Zufall überlässt«, sagt der Fallermittler. Sein junges Gesicht wirkt unsicher; er weiß vielleicht, dass er bisher keinen besonders überzeugenden Eindruck hinterlassen hat.
    »Er wollte, dass die Mädchen hübsch aussehen«, sagt Sina zu ihm. »Aber warum?«
    »Es ist eine Art Wiedergutmachung«, sagt der Fallermittler und zum ersten Mal hört Sina ihm zu.
    »Eine Art Entschuldigung?«, fragt sie. Es wird still im Raum, das Getuschel verebbt. Jetzt hören alle zu.
    »Nein. Oder höchstens zum Teil. Er will sie wieder heil machen. Auf seine Weise. Wie ein Kind, das ein Spielzeug kaputt gemacht hat.«
    »Ein Kind, das ein Spielzeug kaputt macht, brüllt und will ein neues«, wirft einer der Kollegen ein und erntet lautes, anhaltendes Gelächter von allen Familienvätern und -müttern. Einen Moment lang verwandelt sich die Gruppe in eine ausgelassene Schulklasse, selbst Matthias, Vater von zwei halbwüchsigen Söhnen, muss grinsen.
    »Es sind nicht alle Kinder gleich und vor allem nicht gleicherzogen«, sagt der Fallermittler, aber diese Äußerung geht unter im Strudel galgenhumoriger Witzeleien. Sina ruft ihre Frage trotzdem in den Raum: »Ist es nicht doch auch ein Akt der Scham, ein Versuch, etwas wiedergutzumachen?«
    Der Fallermittler sieht sie an. »Vielleicht«, sagt er zögernd. Langsam wird es wieder ruhiger.
    »Dann hat der Täter ein Gewissen?«
    »Vielleicht.«
    »Er ekelt sich vor seiner Tat – im Nachhinein?«
    »Davon können wir ausgehen. Deshalb glaube ich auch, dass er ein Leben innerhalb bürgerlicher Normen führt, eventuell verheiratet ist, Kinder hat …«
    »Das alles passt zu Lukas Salfeld.«
    »Ja.«
    »Aber warum sollte Salfeld das tun? Und dann ausgerechnet in Leyden, wo er damit rechnen muss, dass sich jemand an seinen Modus Operandi erinnert?«
    »Sein erster Mord ist fünfunddreißig Jahre her«, sagt Gronberg. »Es wäre durchaus möglich gewesen, dass es niemanden mehr gegeben hätte, der sich erinnert. Und nun, da sowieso jeder Bescheid weiß – warum soll er nicht einfach weitermachen? Es ist egal, verurteilt wird er so oder so. Lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung – das blüht ihm in jedem Fall, ganz egal, wie viele Morde er noch begeht.«
    »Wir konzentrieren uns zu stark auf ihn«, sagt Sina. »Wir sollten uns nicht so stark festlegen.«
    »Das haben wir nicht getan«, sagt Matthias mit gerunzelter Stirn. »Wir haben in alle Richtungen ermittelt. Alle Zeugenaussage, die wir haben, und jede Menge Indizien belasten Salfeld – und keinen anderen.«
    »Indizien«, sagt Sina. »Kein einziger Beweis.«
    »Salfeld hat eine Tochter, die im selben Alter ist wie Silvia und Anne. Sie sieht sogar ähnlich aus, das bietet sich als Auslöser geradezu an. Er behauptet, sich nicht zu erinnern – dieklassische Schutzbehauptung eines Schuldigen. Er ist flüchtig, weil er kein Alibi vorweisen konnte. Er besitzt einen VW -Transporter, der genauso aussieht wie das Modell, das vor dem Haus des ersten Fundorts gesehen wurde. An dem VW wurde Blut des ersten Opfers gefunden. Was wollen Sie noch? Sein Geständnis? Richtig, das fehlt uns noch, denn er ist ja, wie gesagt …«
    »Schon gut.«
    »… flüchtig.«
    Sina weiß, wann Schweigen besser ist als Argumentieren.
    Also schweigt sie.
    In diesem Moment öffnet sich die Tür, und ein schmächtiger Mann kommt herein. Es ist Hans Hemming, der Computerexperte.
    Sina steht halb auf, und er geht eilig zu ihr.
    »Was?«, fragt sie.
    »Wir haben ein Ergebnis bezüglich der Tarnidentität Leander Kern«, sagt Hemming zu ihr und schließlich in die Runde. »Leander Kern, oder wie immer er heißt, hat seinen Datenverkehr über einen Proxyserver umgeleitet. Das hat uns der Provider mitgeteilt. Also in dem Fall Facebook.«
    »Das heißt?«, fragt Matthias, obwohl er das wissen müsste; alle Ermittler kennen das Problem mit den Proxyservern.
    »Das heißt, wir kommen an seine IP -Adressen nicht heran«, sagt Sina. »Das war klar.«
    »Es gibt keine Möglichkeit, seine Identität herauszufinden?«
    »Sehr schwierig«, sagt Hemming und meint damit: Nein. »Die Proxyserver befinden sich im Ausland, sie sind dafür da, damit man im Netz anonym surfen

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