Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
nachsichtig. »Eine private Unterhaltung
ist kein Beweis. Ich würde selbstverständlich alles abstreiten — damit wären
Sie in derselben Situation wie Stu . Ich denke, Sie
beide brauchten erst den Brief, bevor Sie das Geringste unternehmen könnten.«
    »Es wundert mich gar nicht, daß
jemand versucht hat, Sie umzubringen, Kramer«, murmelte ich. »Ich bin jetzt nur
noch erstaunt, daß es Ihnen gelungen ist, so lange am Leben zu bleiben.«
    »Und ich beabsichtige auch, am
Leben zu bleiben.« Er lachte spöttisch. »Mit Hilfe eines so smarten
Polizeibeamten wie Sie kann ja nichts schiefgehen!«
     
     
     

Achtes Kapitel
     
    P olnik wartete, als ich aus dem Haus
trat, auf der hinteren Terrasse mit seinem gedankenvollen Junger-Hund-Gesicht
auf mich, was bedeutete, daß er eine Frage von weitreichender Bedeutung zu
stellen hatte.
    »Lieutenant?« Seine rauhe Stimme kratzte in meinen Gehörgängen wie grobes
Sandpapier.
    »Sergeant?« sagte ich, hart um
Höflichkeit bemüht.
    »Wenn es Ihnen nichts
ausmacht...« Seine fliehende Stirn runzelte sich einen Augenblick lang
beunruhigend. »Es hätte mich nur interessiert — nicht, daß es mich was angeht,
aber wenn ich schon in einem Fall mit Ihnen zusammen arbeite, so ist es
immer... Nun, vielleicht nicht immer, aber...«
    Ich hatte das Gefühl, daß mein
Verstand einen entsetzenerregenden Augenblick lang am Rand eines ins völlige
Nichts führenden Abgrunds balancierte, aber ich faßte mich wieder. »Wollten Sie
vielleicht was sagen, Polnik ?«
    »Ja«, antwortete er nervös. »Es
hätte mich nur interessiert, Lieutenant — diese Blonde, Sie wissen schon, so
ein steiler Zahn — die, die sie Angel nennen oder so was: Sie haben sie doch gestern abend nach Hause gebracht?«
    »Was ist mir ihr?« knurrte ich,
noch immer am Rand des Überschnappens.
    »Na ja...« Er scharrte
unbehaglich mit den Füßen. »Es hätte mich nur irgendwie interessiert, ob Sie
bereits Ermittlungen bei ihr angestellt haben?«
    »Ja«, knurrte ich. »Aber nicht
in einer Weise, wie Sie sie im Sinn haben, Sergeant!«
    Das war ein beinahe tödlicher
Fehler, denn nun hatte ich ihn aufs neue aus dem
Konzept gebracht. Jeden Augenblick konnte es nun in seinem Gehirn einen Knacks
geben, und dann fingen die eigentlichen Schwierigkeiten erst an.
    »Lieutenant«, sagte er, und
seine Stimme schwankte am Rand völliger Verwirrung. »Sie meinen also, es gibt
zwei Arten, Ermittlungen anzustellen?«
    »Ich würde gern hierbleiben und
es Ihnen erklären, Sergeant«, sagte ich in gütigem Ton, »aber ich sehe eben,
daß mein Bus kommt.«
    Wenn ich auch nicht zum Healey
zurückrannte, so legte ich die Strecke doch im Rekordtempo zurück. Als ich den
Wagen erreicht hatte, riß ich die Tür auf, griff, während ich auf den
Fahrersitz glitt, nach dem Zündschlüssel, in der Absicht, mindestens ebenso schell wegzukommen wie die Bankangestellten, die sich um
diese Zeit auf die Straße ergossen.
    »Ich würde schrecklich gern
mitfahren«, sagte eine weiche Stimme. »Ich würde wirklich gerne mit Ihnen
reden.«
    Meine Hand blieb bebend in der
Luft hängen. Dann drehte ich den Kopf und sah Sally Kramer mit belustigtem
Ausdruck im Gesicht neben mir sitzen. Sie hatte das seidene Kleid gegen eine
ärmellose blaue Manchestersamtbluse mit dazu passender Hose vertauscht, und ich
dachte, es könnte auch nur einem Kramer gelingen, ein so schönes rothaariges
Wesen wie sie in die Arme eines Philipp Irving zu treiben.
    »Sie scheinen es schrecklich
eilig zu haben«, sagte sie. »Vielleicht sollte ich mein Anliegen doch bis
später aufschieben?«
    »Ich habe es nicht eilig«,
sagte ich. »Nur tun Sie mir einen Gefallen. Wenn dieser Trottel von Sergeant
Sie fragen sollte, ob ich hier im Wagen Ermittlungen bei Ihnen gepflogen habe,
so antworten Sie um unser beider Seelenheil willen mit einem entschiedenen,
endgültigen und unwiderruflichen Nein!«
    »Natürlich«, sagte sie
verdutzt.
    »Worüber wollten Sie sprechen?«
Ich lehnte mich gegen das Polster zurück und suchte nach einer Zigarette. Als
ich den Gentleman mimte und ihr ebenfalls eine anbot, schüttelte sie den Kopf.
    »Ich hätte gerne gewußt, was
für Fortschritte Sie in dieser Sache gemacht haben«, sagte sie, und ihre Stimme
schwankte etwas unsicher.
    »Oh, ausgezeichnete«, sagte ich
leichthin.
    »Wissen Sie schon, wer Red Hoffner umgebracht hat?«
    »Noch nicht — wenigstens nicht
mit Sicherheit«, wehrte ich ab.
    »Haben Sie viele Verdächtige?«
    »Viel zu viele.«

Weitere Kostenlose Bücher