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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gefunden haben sollte, bei Hof herumzuchaiselonguen —, und ich war nicht völlig davon überzeugt, daß die Einlegearbeit nicht aus
echtem, vierzehnkarätigem Gold bestand. Mein von Seligkeit umwölkter und in
allem, was nicht Johnny anbetraf, getrübter Blick begann schnell, auf die Einrichtung
des Zimmers abzugleiten. Dieser Eiskübel war aus reinem Silber — ich hatte den
Stempel gesehen —, und woraus konnten diese wundervoll weichen, tiefen Teppiche
bestehen, wenn nicht aus Nerz? Selbst wenn sie grün gefärbt waren — wer
brauchte bei soviel Geld schon protzig zu sein?
    Johnny saß dicht neben mir auf
dem königsblauen Plüschpolster der Chaiselongue und nippte genußreich an ihrem Gin auf Eis, ihre feste runde Hüfte zufrieden gegen die meine gepreßt.
    »Sie haben wirklich eine schöne
Wohnung, Johnny«, sagte ich bedächtig. »Irving zahlt Ihnen wohl ein gutes
Gehalt, was?«
    »Machen Sie vielleicht Spaß?«
Sie lächelte träge und geheimnisvoll, während der Zauber des Augenblicks
förmlich aus dem Fenster zu stieben schien. »Für das, was er mir bezahlt, könnte
ich mir noch nicht einmal die Miete für die Küche leisten. Ich bin nichts als
eine normal arbeitende Sekretärin, Al.«
    Mir kam plötzlich die düstere
Erinnerung an etwas, das sie gesagt hatte, als sie hinter ihrem Schreibtisch
saß — so etwas Ähnliches wie, daß sie strenge Anweisung habe, die
Kreditwürdigkeit jedes in Frage kommenden Geschäftspartners zu überprüfen.
Gelegentlich ist Wheeler ein Trottel, dachte ich wütend. Und gelegentlich ist
er ein Obertrottel, und diesmal sieht es ganz danach aus, als ob das letztere
der Fall wäre.
    »Entschuldigen Sie die Frage«,
sagte ich kalt, »aber wie kommen Sie zu dieser Wohnung mit ihrer ganzen
kostspieligen Einrichtung, wenn Sie nichts als eine normal arbeitende
Sekretärin sind, meine Süße?«
    »Ich habe eben wahrscheinlich
Glück.« Sie seufzte behaglich. »Die Einrichtung gehört zur Wohnung und die
Miete wird von jemand anderem bezahlt.«
    »Wirklich?« knurrte ich. »Er
muß sich wirklich auf interessante Weise seinen Lebensunterhalt verdienen —
vielleicht gehört ihm halb Beverley Hills?«
    »Er?« Sie wandte mir plötzlich
das Gesicht zu, und ihr seltsam geschnittener Haarschopf fuhr mir übers Gesicht
wie ein freischwingendes Hochspannungskabel. Ihre schimmernden weißen Zähne —
großzügig von irgendeinem Kannibalenvorfahren vererbt
— nagten gedankenvoll an der Unterlippe, während sie mir in die Augen blickte,
    »Al?«
    »Hm?«
    »Sie haben sich verwerflichen
Gedanken hingegeben«, sagte sie feierlich. »So ähnlichen wie, daß mein lieber
alter Daddy für die Wohnung aufkommt, ohne mit mir verwandt zu sein?«
    »Nun ja«, brummte ich, »Ihren
Äußerungen nach ist der Gedanke ja wohl nicht abwegig, oder?«
    Sie rückte noch eine Spur näher
an mich heran, so daß unsere Oberschenkel nun sozusagen zu einer Art
einheitlicher Masse verschmolzen.
    »Ich habe eine reiche Tante«,
sagte Johnny langsam. »Die Wohnung hier gehört ihr, und ich hüte sie, bis sie
zurückkommt — sie mag nun mal keine Fremden darin haben.«
    »Wohin ist denn diese Tante
gereist?« sagte ich mißtrauisch.
    »Sie ist für zwei Jahre im
Ausland.« Johnny grinste schwach. »Ich bezweifle, daß sie wieder zurückkommt —
meine Tante spinnt.«
    »Nun wagen Sie nur noch zu
sagen, sie sei in Brasilien, dann schlitze ich Ihnen Ihren weichen weißen Hals
von einem bis zum anderen Ohr auf!« knurrte ich drohend.
    »Wo sollte meine Tante Charlie
sonst hingegangen sein?« fragte sie mit unschuldiger Stimme und quiekte gleich
darauf gequält auf. »Tun Sie das ja nicht noch einmal! Na ja, wenigstens nicht
so stark — Sie müssen zugespitzte Fingernägel haben!«
    »Ich glaube Ihnen jedes Wort,
das Sie sagen, Süße«, erklärte ich ihr. »Sie haben vermutlich nicht zufällig
ein Foto Ihrer lieben alten Tante irgendwo in der Wohnung herumliegen?«
    »Zufällig habe ich das«, sagte
sie mit leicht frostiger Stimme. »Aber zufällig habe ich auch keine Lust, es zu
suchen. Sie müssen es mir eben glauben, Al.« Ihr Gesicht befand sich plötzlich
nur noch wenige Zentimeter von dem meinen entfernt, und als ich die wesentliche
Lücke zwischen unseren Lippen schloß, glitt sie in meine Arme wie eine auf die Abschußrampe zurückkehrende Rakete. Die Unterlippe
verlockte zum Hineinbeißen, und ich dachte hoffnungsfreudig, daß ich dazu
berufen wäre. Ich hatte eben damit begonnen, als ihr Mund zur Seite glitt

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