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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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während
ich in die lange gerade Straße einbog. Ich habe für den Sheriff mehr als genug
getan, und wenn er mir das nicht abkauft, kann er mir den Buckel
runterrutschen. Ich sah Johnny Jones vor mir mit ihrer üppigen Figur und dem
wundervollen mürrischen Gesicht, das ich aufzuhellen gedachte wie eine
Weihnachtskerze, und konnte es kaum erwarten.
    Ich schaffte es Schlag acht —
vielleicht auch eine Minute später —, und zwar noch naß hinter den Ohren von der Dusche und völlig außer Atem. Auf der Schellstraße
hatte irgendein Kretin einen leeren Omnibus für die Straße gehalten, in der er
wohnte, und war geradewegs hineingefahren. Die Verkehrsstauung hatte sich über
Kilometer erstreckt, und es war halb acht, bevor ich auch nur in meine eigene
Wohnung kam.
    Ich drückte diskret mit dem
Daumen auf den Klingelknopf; und dann wartete ich nervös, noch immer nicht in
der Lage, die entnervende Angel aus meinem Empfinden zu verbannen.
    Die Tür öffnete sich, und
Johnny Jones stand da, mich mit ihren klaren haselnußbraunen Augen betrachtend.
    »Sie sind spät«, sagte sie
vorwurfsvoll.
    »Tut mir leid, Süße, aber ich
mußte mir unterwegs schnell ein Bein amputieren lassen«, entschuldigte ich
mich. »Sonst wäre das niemals passiert. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn
ich beim Tanzen ein bißchen hinke?«
    Die sensible Unterlippe wölbte
sich einen Augenblick lang vor und begann dann, als Johnny in Gelächter
ausbrach, zu zittern. »Sie sind ein komischer Knilch«, sagte sie beinahe
liebevoll. »Vernünftige Leute sind mir zuwider.«
    »Leute wie Philipp Irving?«
    »Besonders wie Philipp Irving«,
sagte sie nachdrücklich. »Wollen Sie nicht hereinkommen und etwas trinken,
bevor wir gehen?«
    »Ich dachte, Sie hätten mich
übers Wochenende eingeladen«, sagte ich mit enttäuschter Stimme. »Aber das
macht nichts.«
    »An einem Mittwoch?« quiekte
sie.
    »Dienstag wäre ich wieder
weggefahren«, versicherte ich ihr, während ich in ihre Wohnung trat. »Aber das
braucht Ihnen nicht peinlich zu sein, wahrscheinlich ist die Einladung durch
die Post verzögert worden.«
    Die Ausstattung des Wohnzimmers
verriet einen ausgezeichneten Geschmack, aber dann warf ich einen Blick auf
Johnny. Danach war alles übrige nichts als ein verschwommener Hintergrund. Sie
trug ein phantastisches schwarzes Kleid aus schwerer Seide mit dem tiefsten
V-Ausschnitt, den ich je gesehen hatte. Er begann am äußersten Punkt ihrer
Schultern und traf sich zögernd ungefähr fünf Zentimeter unterhalb ihres
Brustansatzes. Das Kleid verlief dann naturgemäß nach unten, saß eng um ihre
Hüften und bauschte sich in einem eleganten weiten Rock. Über einer Stuhllehne
hing die dazu passende Jacke, und ich schauderte innerlich bei dem Gedanken an
den Preiszettel. Ich meinerseits war froh, daß es das Jahr eines neuen Anzugs
gewesen war; in einem Augenblick des Wahnsinns hatte ich im letzten Monat zweihundert
Dollar für den Maßgeschneiderten, den ich am Leibe trug, bezahlt.
    »Die vollkommene Schönheit
Vollkommenes tragend«, sagte ich ehrerbietig.
    »Wo trage ich etwas
Vollkommenes?« sagte Johnny unsicher.
    »In einem Kleid, Süße«,
versicherte ich ihr. »Wo kann ich uns etwas zu trinken eingießen?«
    Sie betrachtete ein paar
Sekunden lang kritisch mein Gesicht. »Al, Sie sehen mich ganz genau an, nicht
wahr?«
    »Und ob«, sagte ich begeistert.
»Und was das für ein prächtiger, atemberaubender Anblick ist.«
    »Sie werden sich gewaltige Mühe
geben müssen«, sagte sie entschieden. »Richten Sie Ihren Blick ungefähr einen
Viertelmeter nach links.«
    Ich zuckte in tiefer
Enttäuschung die Schultern. »Wenn Sie darauf bestehen.« Dann aber blendete eine
glitzernde Ansammlung von Flaschen und Gläsern, beherrscht von einem großen
massiven silbernen Eisbehälter, förmlich meine Augen.
    »Jetzt sehen Sie es doch, Al,
oder nicht?« sagte Johnny ermutigend. »Merken Sie es sich — das ist die Bar.
Machen Sie einfach fünf Schritte nach vorn, dann können Sie den Arm ausstrecken
und sie berühren. Ich hätte gern einen Martini auf Eis, bitte. Den Vermouth können Sie weglassen.«
    »Warum geben Sie sich dann
überhaupt solche Mühe mit dem Wort Martini?« fragte ich neugierig.
    Sie schürzte ein wenig die
Lippen. »Ich kann Leute nicht ausstehen, die puren Gin trinken«, sagte sie
mißbilligend.
    Kurze Zeit später saß ich
unbehaglich auf etwas, das ich vage für eine echte Louis-XIV-Chaiselongue hielt
— sofern Louis je Zeit dazu

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