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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Ich verstehe, Sheriff.«
    »Würden Sie uns bitte erzählen,
was geschehen ist?« bohrte Lavers weiter.
    Kramer nickte erneut. »Sally
sagte so gegen halb elf Uhr, sie wolle zu Bett gehen — wir saßen um diese Zeit
zusammen mit dem Sergeant draußen auf der hinteren Terrasse. Sie ging ins Haus,
ich trank mit dem Sergeant zusammen noch ein Glas und ging dann ins
Arbeitszimmer, um ein paar geschäftliche Dinge zu erledigen.«
    Der stählerne Seitenblick, den
der Sheriff bei der Erwähnung des »Glases« dem Sergeant zuwarf, ließ diesen zu
einem sich windenden Neurotiker zusammenschrumpfen. Ich grinste ihm ermutigend
zu und fand, daß sich Lavers wie ein Mustersheriff
aus der Stummfilmzeit gebärdete und daß er angemessen zurückgetrimmt werden
mußte.
    »Ich war im Zimmer — wie lange,
weiß ich nicht — vielleicht eine Viertelstunde, vielleicht weniger, als sich
plötzlich die Tür öffnete und Sally hereinkam. Sie war noch vollkommen
angezogen und hielt eine Pistole in der Hand.«
    »Woher hatte sie die Pistole?«
fragte ich.
    »Aus der obersten Schublade
meiner Kommode«, sagte er leise. »Erinnern Sie sich, Lieutenant, als wir das
Museum durchsuchten, um nachzusehen, ob außer der S-zwei-Mine noch etwas
fehlte? An diesem Abend hatten Sie mir einen Schreck eingejagt — ich begriff
zum erstenmal , daß ich in wirklicher Gefahr war. Und
so nahm ich, während ich Ihnen den Rücken zuwandte, die fünfundvierziger und schob sie in meinen Hosengurt.«
    »Wußte Ihre Frau, daß Sie die
Pistole in der Kommode hatten?« sagte Lavers barsch.
    »Natürlich«, sagte Kramer
bitter. »Sie fürchtete sich zu Tode bei dem Gedanken, jemand könnte mitten in
der Nacht ins Zimmer kommen und mich umbringen wollen — so sagte sie. Also
erklärte ich ihr, daß kein Grund zur Angst bestände, und zeigte ihr die
Pistole.«
    »Sie müssen Mr. Kramer in
diesem Kellergeschoß unten wirklich schärfstens im
Auge behalten haben, Lieutenant«, sagte Lavers in
eisigem Ton.
    »Habe ich auch«, sagte ich
heiter. »Aber es ist nett von Ihnen, das zu erwähnen, Sheriff. Vielen Dank.«
    Sein Gesicht wurde knallrot,
und er war drauf und dran, eine Breitseite abzufeuern, überlegte es sich dann
aber anders. »Erzählen Sie weiter, Mr. Kramer«, grollte er.
    Der Heros zuckte unglücklich
die Schultern. »Ich kann es gar nicht schildern, Sheriff. Es war, wie wenn man
plötzlich einen Albtraum erlebt, während man hellwach ist. Sally stand da, die
Pistole geradewegs auf mich gerichtet, während sie redete. Sie schien in völlig
hysterischer Verfassung zu sein — ihre Augen waren wie verglast —, und sie
bewarf mich mit sämtlichen Schimpfnamen, die sie je gehört hatte.«
    Sein Körper wurde von einem
plötzlichen, mehrere Sekunden andauernden unkontrollierbaren Zittern
geschüttelt. Er leerte sein Glas und stellte es dann vorsichtig auf den kleinen
Tisch neben dem Sessel. »Entschuldigung.« Er räusperte sich heftig. »Sie fing
von unserer Ehe an, und daß ich nie versucht hätte, die Dinge auch mal von
ihrem Standpunkt aus zu sehen, nicht ein einziges Mal. Ich sei nichts als ein
Herumtreiber, der sich mit anderen Herumtreibern umgebe und sich in einem
Zustand dauernder Betrunkenheit befinde. So ging es immer weiter und weiter —
ich glaubte, allein vom Zuhören verrückt zu werden.
    Schließlich sagte sie, sie
hätte nun eine Chance, ein neues Leben zu beginnen — die Art Leben, die ihr zusage
—, zusammen mit einem Mann, den sie lieben und respektieren könne.«
    »Philipp Irving?« sagte Lavers triumphierend.
    »Philipp Irving«, wiederholte
Kramer. »Aber ich sei der Stein des Anstoßes, das einzige, was ihnen dabei im
Wege stehe. Ich versuchte, von Scheidung zu reden, aber sie lachte mir ins
Gesicht. Es genügte ihr nicht, frei zu sein — sie brauchte auch mein Geld. Das
war der Grund, weshalb sie alles so sorgfältig geplant hatten — Sally hatte die
S-zwei aus dem Museum genommen, und Irving hatte einen billigen Wecker
erstanden und eine Zeitbombe zusammengebastelt. Nachdem unser Flugplan für den
nächsten Morgen festgelegt war, hatten sie sich über die hintere Terrasse
hinaus zum Schuppen geschlichen und die Bombe im Flugzeug versteckt. Sie waren
eben wieder zur Terrasse zurückgekehrt, als sie Angel aus dem Haus kommen
sahen, und so mimten sie eine Umarmung. Es war immer noch besser, Angel nahm
an, sie seien hinausgeschlichen, um heimlich zu schmusen, als wenn sie
bemerkte, daß sie sich vom Haus entfernt hatten.«
    Er fuhr

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