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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Ich wollte, ich wäre ebenso wie Sie — das hätte meiner Mutter
schlaflose Nächte erspart.«
    Es erfolgte das übliche
Zwischenspiel von Tür zu Tür im Healey, und ungefähr eine halbe Stunde, nachdem
wir das Restaurant verlassen hatten, waren wir in meiner Wohnung. Während
Johnny ihre weibliche Neugierde durch scharfe, durchdringende Blicke in alle
Ecken des Wohnzimmers befriedigte, füllte ich die HiFi-Anlage mit Platten.
Gleich darauf ertönte die elegante, gepflegte Musik Ellingtons durch die fünf
Lautsprecher im Zimmer.
    »Wie wär’s mit was zu trinken?«
sagte ich. »Martini auf Eis, ohne Vermouth ?«
    »Ich glaube, ich möchte nichts
mehr zu trinken, Al«, sagte sie geistesabwesend. »Ist das dort eine Couch oder
ein Handballplatz?«
    »Das ist eine alte kleine Couch
wie alle alten kleinen Couchs «, sagte ich obenhin.
»Da gleicht eine der anderen.«
    »Nein, Sir!« Johnny schüttelte
nachdrücklich ihren merkwürdigen Haarschopf in meiner Richtung. »Die nicht —
auf diesem Ungeheuer könnte glatt eine Kavalleriebrigade verlorengehen, und man
brauchte Wochen, um sie wiederzufinden.«
    »Na schön«, sagte ich
geistreich, »ich darf nicht vergessen, mir eine Kavalleriebrigade zu besorgen.«
Ich versuchte, die Konversation schnell in andere Bahnen zu lenken. »Wollen Sie
wirklich nichts mehr zu trinken? Ich habe einen echten französischen, napoleonischen
Kognak.«
    »Nicht für mich, danke«, sagte
sie zerstreut, die Augen noch immer auf die verdammte Couch geheftet. »Aber
trinken Sie doch einen, wenn Sie wollen.«
    »Großartig!« sagte ich.
»Sofort. Ist dieser Duke Ellington nicht einfach überirdisch?«
    »Vielleicht hat er die Platte
auf der Mitte Ihrer Couch geschnitten?« murmelte sie nachdenklich.
    Es schien mir Zeit, an etwas
Trinkbares zu gelangen. Ich ging in die Küche hinaus und machte mir einen
ordentlichen konservativen Drink zurecht, der in der Lage war, Tote zu
erwecken. Ich schmeckte ihn genau nach Geschmack, Größe und Qualität ab und
trug ihn dann ins Wohnzimmer zurück. Während meiner Abwesenheit hatte sich
einiges ereignet, und ich war verrückt gewesen, überhaupt hinauszugehen. Johnny
schien sich von dem Fleck, auf dem sie vorher gestanden hatte, nicht wegbewegt
zu haben, aber das wundervolle schwarze Seidenkleid hing nun zusammen mit der
Jacke ordentlich über der Rücklehne eines Sessels. Sie stand lässig in einem
zarten beigen Unterrock da, der oben und am Saum mit Spitzen besetzt war.
    »Ich hätte auch ein Fenster
aufmachen können, Süße. Aber ich glaube, Sie hatten einen noch besseren
Einfall.«
    »Es war nicht die Hitze, Al«,
sagte sie mit konzentriert gerunzelter Stirn. »Ich möchte mir nur nicht mein
Kleid zerknittern, wenn ich in der Mitte dieses Dings dort herumtobe.« Sie wies
auf die Couch.
    »Sie sind nicht nur eine
vollkommene Schönheit, Sie haben auch noch Verstand dazu«, sagte ich
ehrfürchtig. »Eine so praktische Einstellung hat etwas Erfrischendes — was sage
ich, erfrischend —, zum Teufel, es hat etwas geradezu Prickelndes!«
    Sie warf mir einen scharfen
Blick zu. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich einer gesitteten
Ausdrucksweise befleißigen würden«, sagte sie spröde.
    »Das ist ein hübscher Unterrock,
Zuckerpüppchen«, sagte ich schell und beschloß, daran
zu denken, in ihrer Gegenwart nicht mehr »zum Teufel« zu sagen. Ich strebte den
genau richtigen Ton an — mitfühlend, aber beiläufig. »Es wäre ein Jammer, wenn
er zerknittert würde.«
    »Er ist aus Nylon, Al — kein
Problem.«
    »Woher soll man wissen, ob
Nylon nicht gerade in irgendeinem Augenblick ein Problem sein wird?« sagte ich
düster. »Ich meine: Warum soll man das Risiko auf sich nehmen?«
    »Vielleicht haben Sie recht,
Al. Ich glaube, diese Spitzen sind sehr empfindlich.«
    »Eben«, sagte ich, und meine
Stimme schnappte dabei über.
    Johnny beugte sich mit
gekreuzten Armen vor, richtete sich dann wieder auf und zog den Unterrock mit
einer einzigen flüssigen Bewegung über den Kopf. Der Unterrock wurde sorgfältig
über die Rücklehne eines anderen Stuhls gebreitet, dann stieg sie anmutig auf
die Couch und wippte sachte auf und nieder.
    »Mit Sprungfedern kann man gar
nicht vorsichtig genug sein«, sagte sie feierlich.
    Als leidlich höflicher Mensch
wollte ich antworten, aber meine Stimmbänder schienen plötzlich ebenso wie der
Rest meines Körpers einfach gelähmt. Johnny beugte sich leicht vor, stand ein
paar Sekunden lang auf den Zehenspitzen und

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