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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sich mit der Hand
gereizt übers Gesicht. »Aber ihr Plan sei mißlungen ,
sagte sie, und statt mir war Hoffner in Stücke
gerissen worden. Irgendwie hatte sie sich in das Empfinden hineingesteigert,
alles sei völlig meine Schuld. Ihre Stimme wurde immer schriller und schriller,
während sie uferlos weiterredete. Ich hörte nicht auf alles, was sie von sich
gab, sie wiederholte sich zwanzigmal. Schließlich erklärte sie, sie könnte
nicht mehr länger warten, mich und meine betrunkenen Freunde und liederlichen
Weiber loszuwerden und so weiter — und wenn eine Zeitbombe mich schon nicht
umbringen könnte, so würde es vielleicht eine Kugel schaffen.«
    Kramer versank für ein paar
Sekunden in Schweigen, und seine Augen starrten wie blind vor sich hin, während
er sich diese letzten Sekunden von Sally Kramers Leben erneut vergegenwärtigte.
    »Sie trat einen weiteren
Schritt auf mich zu«, sagte er Heise, »und hob die Pistole eine Spur. Ich sah,
wie sich ihr Körper anspannte, und plötzlich wurde mir klar, daß es sich nicht
um einen Albtraum oder um eine Nachtvorstellung in einem drittklassigen Kino
handelte — sondern daß alles Wirklichkeit war. Meine Frau war im Begriff mich
zu erschießen, und jeden Augenblick mußte sie abdrücken und mir ein Stück Blei
in den Körper jagen.«
    Er umfaßte sein Kinn heftig mit
Daumen und Zeigefinger. »Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätte mich
umgebracht«, sagte er mit tonloser Stimme. »Aber in diesem Augenblick hielt ich
mich nicht mit Überlegungen auf — ich wußte nur, daß ich am Leben bleiben
wollte. Ich sprang auf sie zu — griff nach ihrem Handgelenk und riß es in die
Höhe, von mir weg.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich erinnere mich nicht
mehr klar an alles«, sagte er. »Ich weiß nur noch, daß wir miteinander rangen —
die Pistole ging los —, und dann fiel Sally, ein Loch in der Stirn, zu Boden.«
    Sein Gesicht schien sich
plötzlich aufzulösen, während die Tränen über seine Wangen rollten. »Ich weiß
nur, daß ich sie umgebracht habe«, wimmerte er hysterisch. »Es war meine
Schuld! Nun ist sie tot, und eigentlich sollte ich mit einem Loch in der Stirn
auf dem Boden liegen!« Er vergrub das Gesicht in den Händen und schwankte in
seinem Sessel vor und zurück. Sein ganzer Körper zitterte heftig.
    »Der Arzt wird jede Minute
kommen«, sagte Lavers leise. »Er wird ihm ein
Beruhigungsmittel geben. Das war ein scheußliches Erlebnis für ihn.«
    Ich brauchte dringend ein Glas
Whisky, aber bei Lavers ’ derzeitiger amtlicher
Einstellung kam das offensichtlich nicht in Frage, und so zündete ich mir statt
dessen eine Zigarette an.
    »Sergeant«, sagte ich zu Polnik , »wo ist Cliff White?«
    »Sie meinen den Mechaniker,
Lieutenant?« folgerte er mit brillanter Logik. »In seinem Zimmer hinter der
Garage. Er kam herüber, als er den Schuß hörte, aber ich jagte ihn wieder aus
dem Haus — ich hatte alle Hände voll mit Mr. Kramer zu tun.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Wie
hat er reagiert, als er hörte, was geschehen war?«
    »Sie meinen den Mechaniker,
Lieutenant?« sagte Polnik vorsichtig.
    »Ganz recht«, stimmte ich zu. Lavers hatte ihn bereits weitgehend entnervt, und es gab
Zeiten, wo man freundlich zu ihm sein mußte, anstatt den eigenen Gefühlen
freien Lauf zu lassen und ihn zu Tode zu erschrecken.
    »Ich glaube, er hat überhaupt
nicht reagiert«, sagte Polnik mit bekümmerter Stimme.
»Wenn ich es mir recht überlege, Lieutenant, ist es eigentlich nicht richtig,
überhaupt nicht zu reagieren. Oder?«
    »Hören Sie mit dem Quatsch auf,
Sergeant«, donnerte Lavers , »und tun Sie mal zur
Abwechslung was Nützliches. Rufen Sie im Büro an und sagen Sie dort, man soll
Philipp Irving wegen Beihilfe zu einem Mordversuch festnehmen,«
    »Ja, Sir«, sagte Polnik schneidig. Er machte ein paar schnelle Schritte in
Richtung des Telefons und drehte sich dann kurz zu mir um. »Jetzt erinnere ich
mich, Lieutenant«, sagte er glücklich. »Er hat schon ein bißchen reagiert, als
ich ihm erzählte, Mrs. Kramer habe versucht, ihren
Mann umzubringen und sei danach selbst erschossen worden, als sie wegen der
Pistole miteinander rangen. Er...«
    »Sergeant!« Lavers ’
Halsadern schwollen an, während er mit voller Lautstärke brüllte. »Habe ich
Ihnen nicht befohlen, das Büro anzurufen? Und was, zum Teufel, tun Sie jetzt?«
    »Was hat er getan, Sergeant?«
fragte ich laut.
    »Nun«, Polnik sah beinahe verlegen drein, »— er sah

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