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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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ein wenig unmotiviert mit. »Mein Sohn kümmert sich jetzt um den Hof. Der Rücken wollte nicht mehr.«
    »So ein Rücken macht viel Ärger«, sagte Rooth.
    »Sehr viel«, sagte der Mann.
    »Also«, sagte Münster. »Wir würden Ihnen gern ein paar kleine Fragen stellen. Über Leopold Verhaven.«
    »Bitte sehr«, sagte Frau Wilkerson und setzte sich neben ihren Mann. Die Einladung galt vermutlich der Plätzchenschüssel und der Frage.
    »Er ist offenbar im August letzten Jahres zurückgekommen«, sagte Rooth und nahm sich ein Plätzchen.
    »Ja«, sagte Frau Wilkerson. »Ich habe ihn kommen sehen. Da draußen.« Sie zeigte auf den Weg.
    »Würden Sie erzählen, was Sie gesehen haben?«, bat Münster.
    Sie nippte vorsichtig an ihrem Kaffee.
    »Ja, ich habe ihn einfach nur den Hang hochgehen sehen. Zuerst habe ich ihn nicht erkannt, aber dann habe ich doch gesehen ...«
    »Sie sind sich sicher?«
    »Wer hätte das denn sonst sein sollen?«
    »Hier kommen wohl nicht viele vorbei?«, fragte Rooth und nahm sich noch ein Plätzchen.
    »Kaum eine Menschenseele«, sagte der Mann. »Nur Czermaks von gegenüber, aber in den Wald geht fast nie jemand.«

    »Gibt es hier keine weiteren Häuser?«, fragte Münster.
    »Nein«, sagte der Mann. »Der Weg endet fünfzig Meter hinter dem Haus von Verhaven. Natürlich kommt es vor, dass die Jäger Hasen oder Fasane schießen, aber das passiert nicht oft.«
    »Haben Sie ihn auch gesehen, Herr Wilkerson?«
    Seine Frau nickte.
    »Ich habe ihn natürlich gerufen. Doch, wir haben ihn alle beide gesehen ... das war am 24. August. Gegen drei oder etwas später. Er hatte eine Reisetasche und eine Plastiktüte, das war alles ... und er hatte sich kaum verändert. Damit hatte ich nicht gerechnet, das muss ich sagen.«
    »Ach«, sagte Rooth. »Und dann?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ja, er muss doch mehrere Male hier aufgetaucht sein.«
    »Nein«, erklärte Wilkerson energisch. »Ist er nicht.«
    Rooth nahm sich noch ein Plätzchen und kaute nachdenklich darauf herum.
    »Sie meinen«, fasste Münster zusammen, »dass Sie Leopold Verhaven am 24. August des vergangenen Jahres hier draußen auf dem Weg gesehen haben ... am Tag seiner Entlassung aus dem Gefängnis ... und dass er seither nicht mehr aufgetaucht ist?«
    »Ja.«
    »Kommt Ihnen das nicht ein wenig seltsam vor?«
    Frau Wilkerson verzog verärgert den Mund.
    »An Leopold Verhaven kommt mir vieles seltsam vor«, erklärte sie. »Finden Sie nicht? Was ist denn eigentlich passiert?«
    »Das wissen wir noch nicht«, antwortete Rooth. »Hatte irgendwer aus dem Ort näheren Kontakt zu ihm?«
    »Nein«, erwiderte Wilkerson. »Niemand.«
    »Das können Sie sich doch denken«, sagte seine Frau.
    Ja, ich werde mir Mühe geben, dachte Münster. In dieser mit Zierrat voll gestopften kleinen Küche überkam ihn jetzt
ein gewisses Gefühl des Eingesperrtseins und er hielt es für angeraten, weitere Fragen für später aufzuheben.
    Wenn sie mehr Fleisch an den Knochen hatten, gewissermaßen. Wenn zumindest feststand, dass es sich bei ihrem Toten wirklich um Leopold Verhaven handelte. Bei ihrer Leiche. Es wäre doch verdammt ärgerlich, wenn Verhaven plötzlich auftauchte und seinen Tod dementierte, sozusagen.
    Aber eigentlich war Münster mit jeder Stunde überzeugter. Es konnte kaum ein anderer sein. Es gab Zeichen und es gab Zeichen, wie Van Veeteren immer sagte.
    Rooth schien seine Gedanken gelesen zu haben. Und die Plätzchenschüssel war auf jeden Fall leer.
    »Wir melden uns vielleicht wieder«, sagte er. »Danke für den Kaffee.«
    »Nichts zu danken«, sagte Frau Wilkerson.
    Ehe sie das Haus verließen, stellte Münster aufs Geratewohl noch eine Frage.
    »Wir haben mit dem Kaufmann gesprochen«, sagte er. »Der kam uns ... unglücklich vor, gelinde gesagt. Können Sie sich vorstellen warum?«
    »Natürlich«, sagte Frau Wilkerson kurz. »Beatrice war doch seine Kusine.«
     
    »Beatrice«, sagte Rooth auf dem Rückweg. »Das war die Erste. 1962, ja?«
    »Ja«, sagte Münster. »Beatrice 1962 und Marlene 1981. Fast zwanzig Jahre liegen dazwischen. Das ist wirklich eine seltsame Geschichte, bist du dir darüber im Klaren?«
    »Sicher«, sagte Rooth. »Nur hatte ich das Gefühl, sie sei abgeschlossen. Jetzt muss ich sagen, dass ich mir da gar nicht mehr sicher bin.«
    »Was will der Inspektor damit sagen?«
    »Nichts«, sagte Rooth. »Jetzt wollen wir mal sehen, was die Wissenschaft erreicht hat. Da sind Kluisters und

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