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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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bloßen Fäusten eine Katze erwürgt.«

    DeBries spürte, dass ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken jagte, und er sah, wie Assistentin Moreno zusammenzuckte.
    »Warum denn?«, fragte er.
    »Keine Ahnung«, sagte Bernard Moltke. »Auf jeden Fall hat er ihr offenbar den Hals umgedreht ... da muss er so etwa zwölf oder dreizehn gewesen sein.«
    »Igitt«, sagte Moreno.
    »Ja. Vielleicht hat ja irgendwer behauptet, er würde sich das nicht trauen. Irgendwie bilde ich mir das ein.«
    »Und das soll ein Grund sein?«
    »Fragen Sie mich nicht«, sagte Bernard Moltke. »Viele behaupten, für ihn wäre das Grund genug.«
    »Und was können Sie uns über Beatrice Holden erzählen?«
    Moltke zog energisch an seiner Zigarette und schien sich in Erinnerungen zu versenken.
    »Verdammt tolle Frau«, sagte er. »Ein bisschen wild natürlich, aber Herrgott... ja ja. Hatte übrigens dieselbe Haarfarbe wie Frau Kommissarin.«
    Er zwinkerte Moreno zu, aber die verzog dabei nicht eine Miene, wie deBries zu seiner großen Befriedigung feststellte.
    »Warum war sie eigentlich mit Verhaven zusammen?«, fragte sie dann. »So anziehend kann er auf Frauen doch nicht gewirkt haben?«
    »Sagen Sie das nicht«, widersprach Moltke und fuhr sich mit dem Finger über sein Doppelkinn. »Sagen Sie das nicht. Bei Frauen weiß man nie, oder was sagen Sie, Herr Polizeidirektor?«
    »Nie«, sagte deBries.
    »Und was war mit Marlene?«, fuhr Moreno unangefochten fort. »Derselbe Typ von Rassepferd, nehme ich an?«
    Moltke prustete los, wurde danach aber gleich wieder ernst.
    »Ja, verdammt, das war sie«, sagte er. »Nur ein bisschen
älter. Einfach schrecklich, dass er sie beide umgebracht hat.«
    »Sie haben auch Marlene Nietsch gesehen?«, fragte deBries.
    »Nur einmal. Sie waren wohl nicht oft zusammen gewesen, ehe es... zu Ende war.«
    »Ich verstehe«, sagte deBries. »Sie sind beim ersten Prozess als Zeuge aufgerufen worden?«
    »Sicher.«
    »Und worum ging es bei Ihrer Aussage?«
    Moltke dachte eine Weile nach.
    »Weiß der Teufel«, sagte er dann. »Ich war in den Tagen, in denen das alles passiert ist, ziemlich viel oben bei Verhaven gewesen, das war sicher der Grund. Hab ihm geholfen, diese Lampen im Hühnerstall anzubringen... er experimentierte mit dem Tagesrhythmus und ein paar von den Elektrosachen schaffte er nicht allein.«
    »Alles klar«, sagte deBries. »Waren Sie auch an dem Samstag da, an dem sie verschwunden ist... wenn wir Verhaven glauben wollen, meine ich.«
    Bernard Moltke nickte ernst.
    »Ja, an dem Samstag habe ich einige Stunden gearbeitet. Hab so gegen eins aufgehört. War vermutlich der Letzte, der sie lebend gesehen hat – neben dem Mörder natürlich.«
    »Dem Mörder?«, fragte Moreno. »Sie meinen Verhaven?«
    »Ja«, sagte Moltke. »Davon gehe ich aus.«
    »So restlos überzeugt hören Sie sich aber nicht an«, sagte deBries.
    Wieder dachte Moltke eine Zeit lang nach.
    »Doch«, sagte er. »Im Laufe der Jahre bin ich zu dieser Überzeugung gelangt. Nach dem Marlenemord und so...«
    »Aber beim ersten Prozess sind Sie als Zeuge der Verteidigung aufgetreten, war das nicht so?«
    »Doch.«
    »Und was haben Sie ausgesagt?«

    »Tja«, sagte Bernard Moltke. Er schüttelte eine weitere Zigarette aus der Packung, die vor ihm auf dem Tisch lag, zündete sie aber nicht an. »Ich habe auch in der folgenden Woche bei ihm gearbeitet... von Montag bis Donnerstag, und das Gericht meinte wohl, ich müsste gespürt haben, wenn etwas nicht gestimmt hätte.«
    »Aber das war nicht der Fall?«
    »Nein. Er war so wie immer.«
    »Wie immer?«, fragte Moreno. »Er muss doch auf ihr Verschwinden reagiert haben.«
    »Nein, er sagte, sie sei verreist, er wisse aber nicht, wohin.«
    »Kam Ihnen das nicht seltsam vor?«
    Moltke zuckte mit den Schultern.
    »Diese Frage ist mir damals jeden Tag zehnmal gestellt worden. Hab wohl vergessen, was ich wirklich geglaubt habe, aber vermutlich habe ich nicht weiter darüber nachgedacht. Sie waren ein wenig eigen, er und Beatrice, das wussten alle, und da war es doch keine Überraschung, wenn sie ein paar Tage verreiste.«
    Sie schwiegen einige Sekunden lang. Bernard Moltke steckte seine Zigarette an, deBries drückte seine aus.
    »An diesem Samstag, als Sie sie zum letzten Mal gesehen haben... wie war sie da?«, fragte Moreno.
    »Auch sie war wie immer«, erwiderte Moltke wie aus der Pistole geschossen. »Ein bisschen mürrischer vielleicht ... in der Woche davor hatten die beiden sich ja

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