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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Können Sie erzählen, was am Samstag, dem 30. März, passiert ist? In der Woche vor Beatrices Verschwinden?
    V: Wir haben ein wenig getrunken. Und uns gestritten. Ich habe sie geschlagen.
    H: Warum das?
    V: Sie hat mich aufgereizt. Ich glaube, sie wollte Prügel haben.
    H: Auf welche Weise hat sie Sie gereizt?
    V: Sie hat die ganze Zeit auf mir herumgehackt.
    H: Sie haben sie so übel zugerichtet, dass sie zu einem Nachbarn
geflohen ist. Um drei Uhr nachts. Sie war nackt. Was haben Sie dazu zu sagen?
    V: Sie war betrunken.
    H: Aber das lässt nun wirklich nicht annehmen, dass sie Prügel haben wollte, oder? /Keine Antwort von Verhaven/
    H: Finden Sie nicht, dass Sie zu weit gegangen sind, wenn Sie Ihre Lebensgefährtin dermaßen misshandelt haben, dass sie bei den Nachbarn Schutz suchen musste?
    V: Sie hätte das nicht nötig gehabt. Sie war betrunken und hysterisch. Und sie ist ja zu mir zurückgekommen.
    H: Was passierte in den folgenden Wochen? Haben Sie sie wieder geschlagen?
    V: Nein, nicht dass ich wüsste.
    H: Nicht, dass Sie wüssten?
    V: Nein.
    H: Warum sollten Sie so etwas vergessen?
    V: Das weiß ich nicht.
    H: Was haben Sie gemacht, als Sie am Samstag, dem 6. April, nach Hause gekommen sind?
    V: Gekocht. Gegessen.
    H: Sonst nichts?
    V: Die Hühner versorgt.
    H: Wo war Beatrice, als Sie nach Hause gekommen sind?
    V: Weiß ich nicht.
    H: Wie meinen Sie das?
    V: Dass ich es nicht weiß.
    H: Hätte sie nicht zu Hause sein müssen?
    V: Ja, vielleicht.
    H: Hatten Sie irgendeine Auseinandersetzung gehabt?
    V: Nein.
    H: Und sie wollte irgendwohin fahren?
    V: Nein.
    H: Auch nicht zu ihrer Mutter und ihrer Tochter, zum Beispiel?

    V: Nein.
    H: Hat es Sie nicht überrascht, dass sie bei Ihrer Rückkehr nicht zu Hause war?
    V: Nicht besonders.
    H: Warum nicht?
    V: Ich bin nie sehr überrascht.
    H: Erzählen Sie vom restlichen Wochenende.
    V: Da ist nichts Besonderes passiert.
    H: Was haben Sie gemacht?
    V: Bin zu Hause geblieben. Hab ferngesehen. Bin schlafen gegangen.
    H: Und Sie haben sich noch immer nicht gefragt, wo Ihre Lebensgefährtin stecken könnte?
    V: Nein.
    H: Warum haben Sie nicht darüber nachgedacht?
    V: Die kommen und gehen.
    H: Wen meinen Sie jetzt?
    V: Die Frauen. Die kommen und gehen.
    H: Erzählen Sie, was Sie am Sonntag gemacht haben.
    V: Ich war zu Hause. Ich habe nichts Besonderes gemacht. Habe die Hühner versorgt.
    H: Und was glaubten Sie, wo Beatrice derweil war?
    V: Weiß ich nicht.
    H: Sie wussten nicht zufällig, wo sie war?
    V: Nein.
    H: Sie wussten nicht, dass sie einen Kilometer von Ihnen entfernt ermordet im Wald lag?
    V: Nein.
    H: Es war nicht so, dass Sie sie ermordet hatten und sich deshalb nicht fragten, wo sie sein könnte?
    V: Nein, das war nicht so. Ich habe sie nicht umgebracht.
    H: Aber an diesem Sonntag haben Sie sie nicht vermisst?
    V: Nein.
    H: Sie haben sich nicht erkundigt, ob sie vielleicht zu ihrer Mutter gefahren wäre?

    V: Nein.
    H: Haben Sie Telefon, Herr Verhaven?
    V: Nein.
    H: Sie haben sich also keinerlei Sorgen um Beatrice gemacht?
    V: Nein.
    H: Und wie war das während der folgenden Woche? Haben Sie sie auch da nicht vermisst?
    V: Nein.
    H: Sie haben sich nie gefragt, wo sie stecken könnte?
    V: Nein.
    H: Fanden Sie es angenehm, dass sie verschwunden war? /Keine Antwort von Verhaven/
    H: Ich wiederhole. Fanden Sie es angenehm, dass sie verschwunden war?
    V: Anfangs vielleicht.
    H: Hatte Ihre Lebensgefährtin zu diesem Zeitpunkt eine feste Stelle?
    V: Damals gerade nicht.
    H: Wo hat sie sonst gearbeitet?
    V: Bei Kaunitz. Der großen Gärtnerei in Linzhuisen. Aber nur ab und zu.
    H: Wann haben Sie Ihre Lebensgefährtin, Beatrice Holden, bei der Polizei vermisst gemeldet?
    V: Am Dienstag, dem 16.
    H: Wo?
    V: In Maardam, natürlich.
    H: Und warum haben Sie diese Meldung gerade an diesem Tag erstattet? Wenn Sie sich doch keine Sorgen machten?
    V: War nur so eine Idee von mir. Weil ich an der Wache vorbeigefahren bin.
    H: Sie glaubten also weiterhin nicht, ihr könne etwas passiert sein?
    V: Nein, warum hätte ich das glauben sollen?
    H: Wäre Ihnen das nicht ziemlich natürlich vorgekommen?

    V: Nein. Sie kam immer zurecht.
    H: Diesmal aber einwandfrei nicht.
    V: Nein, diesmal nicht.
    H: Wann haben Sie erfahren, dass sie tot aufgefunden worden war?
    V: Die Polizei hat mir das mitgeteilt.
    H: Und wie haben Sie darauf reagiert?
    V: Ich war traurig.
    H: Traurig? Der Beamte, Oberwachtmeister Weiss, behauptet, Sie hätten keinerlei Reaktion gezeigt. Sondern sich nur

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