Das Feenorakel
verderben. Es wird ein guter Tag , das hatte sie im Blut. Nachdem die Musiker und einige Crewmitglieder der Fairytales an mehreren Restaurants vorbeigegangen waren, fanden sie schließlich einen schönen Tisch auf der Terrasse eines italienischen Restaurants. Sie hatten sich nicht entscheiden können, ob sie nun türkisch essen sollten oder persisch und als sie sich schließlich auf Sushi geeinigt hatten, war in dem Lokal nicht genügend Platz für eine größere Gruppe gewesen. Danach hatten sie einen bayerischen Biergarten entdeckt, aber Tom hatte sich geweigert, in zu betreten. «Wenn ich einen halben Ochsen mit einem Fass Bier runterspülen will, dann ganz bestimmt nicht vor einem Auftritt.»
Erik, dessen Augen bei der Erwähnung des Ochsen zu leuchten begonnen hatten, murmelte etwas, das wie Wenn du in Rom bist, tue es den Römern gleich klang, und Alva pflichtete ihm insgeheim bei, obwohl sich ihr Appetit auf Wurst und Braten, oder was die Leute in diesem Land sonst noch aßen, in Grenzen hielt. Vom späten Frühstück immer noch satt würde sie sich im Restaurant höchstens einen kleinen Salat bestellen.
Erik zeigte sich weniger bescheiden, und als er schließlich sein Besteck beiseitelegte, hatte er tatsächlich ein komplettes Menü und sogar zweimal Nachtisch verdrückt. Ordentlich faltete er seine Serviette zusammen und legte sie auf den weiß gedeckten Tisch.
Es war ihr ein Rätsel, wo er all diese Kalorien ließ, sollte er immer ähnlich viel essen. Seine Figur jedenfalls zeugte nicht davon, und obwohl er etwas schwerer wirkte als beispielsweise Julen, war sie ziemlich sicher, dass an seinem Körper ebenfalls kein Gramm Fett zu finden sein würde. Sie fühlte sich ein bisschen ertappt, als er ihren prüfenden Blick neugierig erwiderte.
Dann klingelte sein Telefon und er stand auf, um das Telefonat irgendwo ungestört annehmen zu können. Nach ein paar Minuten kehrte er zurück. «Das war Jon, er bittet euch zurückzukommen, offenbar warten schon jetzt eine Menge Fans.»
Tally nickte. «Natürlich ... Erik.»
Stefan feixte und Chris tippte sich an die Stirn. Alva unterdrückte ein Grinsen, sie hatte Tally noch nie so freundlich erlebt. Selbst wenn sie flirtete, wie jetzt, gab es immer einen aggressiven Unterton, der sich in ihrer Körperhaltung noch mehr zeigte als in ihren Worten. Bestimmt hat es mit dem bevorstehenden Auftritt der Band beim Avebury-Festival zu tun .
Tally hatte die ganze Zeit von nichts anderem gesprochen und keinen Hehl daraus gemacht, dass sie es für ihren persönlichen Verdienst hielt, für dieses wichtige Konzert engagiert worden zu sein.
Als Stefan den Kellner rufen wollte, damit jeder seine Rechnung begleichen konnte, winkte Erik ab: «Das geht aufs Haus.»
Es war wahrscheinlich kein Zufall, dass er auf dem Rückweg neben Alva ging. Tally hatte sich zwar sofort zwischen sie drängen wollen und war nicht einmal davor zurückgeschreckt, Alva ihren Ellenbogen in die Seite zu drücken. Doch Erik hatte ihr tief in die Augen gesehen und mit leiser Stimme gesagt: «Du musst dich auf den Auftritt vorbereiten!» Sie hatte geblinzelt und genickt. «Ich muss mich auf meinen Auftritt vorbereiten.» Eilig war sie den anderen Bandmitgliedern gefolgt, die schon ein Stück vorausgegangen waren.
«Ich bin beeindruckt!» Alva wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen. Sie fragte sich, ob sie eines Tages ähnliche Fähigkeiten entwickeln würde. Praktisch wäre es schon, besonders wenn man es mit Leuten wie Tally zu tun hatte.
«Ich wollte ungestört mit dir sprechen.»
«Ach ja?» Das Glitzern in seinen Augen irritierte sie.
«Du hast als Sängerin eine große Zukunft vor dir.»
«Und?»
«Das Musikgeschäft ist schwierig und früher oder später wirst du, werdet ihr», korrigierte er sich, «ein professionelles Management brauchen. Ich möchte dir meine Hilfe anbieten.»
«Das kommt ein bisschen überraschend. Ich weiß noch gar nicht, ...» Sie hatte sagen wollen: Ob ich überhaupt weiter auftreten kann. Doch er schien, ebenso wie Julen, überzeugt zu sein, dass sie schnell lernen würde, mit ihren Kräften umzugehen. Schließlich sagte sie: «Ohne die anderen kann ich dazu nichts sagen.»
«Natürlich. Du sollst nur wissen, dass du mich immer um Rat fragen kannst. Egal, was passiert.»
«Das ist nett von dir.» Sie wich seinem Blick aus, weil es ihr peinlich war, nicht mehr Enthusiasmus aufbringen zu können. Warum fühlte sie sich in Eriks Gegenwart so unsicher? Er war
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