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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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klangen aufgeregter als eine Kindergruppe vor dem Eiswagen und in Alva stieg das alte Gefühl auf, nicht dazuzugehören.
    Und dann war er plötzlich da.
    «Alva!» Julen schloss sie in seine Arme und sie küssten sich, als hätten sie sich seit Tagen nicht mehr gesehen. Dabei waren nur wenige Stunden vergangen, seitdem sie sich zum letzten Mal berührt hatten.
    Schließlich löste sie sich von ihm und zeigt aus dem Fenster. «Wie bist du hereingekommen? Ohne Eriks Hilfe hätte ich das gar nicht geschafft.»
    Er hielt ihre Hand fest, bevor sie wieder ihre Nasenwurzel massieren konnte. «Vielleicht bin ich ein Dschinn?»
    «Lass mich raten, sie gehören auch zum Feenvolk?»
    Er zwinkerte ihr nur zu und fragte: «Bist du vorbereitet?»
    «Ehrlich gesagt könnte ich ein paar Minuten irgendwo in Ruhe gebrauchen. Julen, ich habe Angst!»
    «Du hast deine Magie ausgezeichnet im Griff. Und was die paar Minuten Ruhe betrifft, ich glaube, da kann ich dir helfen.»
    Gegen eine zärtliche Umarmung hatte sie nichts einzuwenden, auch wenn es nicht ganz das war, was sie sich vorgestellt hatte. Die Wärme seines Körpers weckte Gefühle ganz anderer Art, und von Ruhe konnte dabei wirklich nicht die Rede sein, jedenfalls wenn sie ihre Pulsfrequenz zugrunde legte.
    «Schließ deine Augen», flüsterte er in ihr Haar.
    Sie gehorchte und wurde sofort von einer Leichtigkeit ergriffen, die, wie sie inzwischen wusste, Folge seiner Magie war. Das beunruhigende Nichts, das ihn umgab, hüllte sie ein, bis sie den Boden unter den Füßen verlor und zu fliegen glaubte.
    «Lass die Augen zu!», murmelte er.
    Vertrauensvoll gab sie sich in seine Hände.
    Der eigentümliche Schwindel ließ ebenso plötzlich nach, wie er sie befallen hatte. Julen drehte sie herum und zog sie auf seinen Schoß.
    «Lehn dich zurück.» Mit leichten, kreisenden Bewegungen massierte er ihre Schultern und allmählich fiel die Anspannung von ihr ab.
    Alva spürte in sich hinein, wie Julen es sie gelehrt hatte. Es dauerte nicht lange, da hatte sie die Fundamente ihrer Schutzmauern gefunden und zog nun eine nach der anderen in die Höhe, bis nicht nur sie vor Fremden, sondern auch jedes lebende Wesen vor ihr selbst geschützt war. Sie stieg auf einen besonders hohen Turm und lauschte. Ohne die Augen öffnen zu müssen, wusste sie, dass sie sich in einem unbenutzten Büroraum befanden. Doch plötzlich glaubte sie zu schweben, obwohl sie weiterhin Julens Arm spürte, mit dem er sie festhielt. Das Haus summte vor fröhlicher Erwartungen, die Türen zum Zuschauerraum wurden geöffnet und beinahe hätte sie gelacht, als sie die Aufregung derjenigen spürte, die sofort ganz nach vorne liefen zum Bühnenrand, um sich ihren Platz in der ersten Reihe zu sichern.
    Der Blick ihres inneren Auges glitt weiter und sie fühlte den exakten Augenblick, in dem ihre Freunde, begleitet von Security-Leuten, das Gebäude ebenfalls betraten. Stefan wirkte glücklich und erstaunlich entspannt dafür, dass sie gleich auftreten würden. Tom war wie üblich nervös, etwas Dunkles, fast wie der Schatten einer großen Last, begleitete ihn und sie nahm sich vor, nach dem Konzert endlich herauszufinden, was ihn bedrückte. Und dieses Mal würde sie keinerlei Ausreden gelten lassen und so lange nachbohren, bis er ihr seine Sorgen anvertraut hatte. Sie gab einen klagenden Laut von sich.
    «Es kann am Anfang etwas überwältigend sein.» Julen strich ihr zärtlich über die Wange. Seine Augen leuchteten in diesem eigenartigen Meeresblau, das ihr jedes Mal fast den Atem verschlug. Er legte einen Finger unter ihr Kinn und sie hoffte, dass er sie küssen würde. Stattdessen zwang er sie mit sanftem Druck, ihn anzusehen, und gewährte ihr einen kurzen Blick in sein Inneres. Was sie dort fand, traf sie genau ins Herz. Seine Seele sang die gleiche Melodie wie ihre eigene, und sie glaubte auf einmal zu wissen, wo der fehlende Teil ihres Ichs, den sie so schmerzlich vermisst hatte, zu finden war.
    Es war nicht mehr wichtig, ob Julen ihr dort draußen, in der realen Welt, die drei Worte sagte, nach denen sie sich sehnte. Er liebte sie und wäre bereit gewesen, sein Leben zu geben, um sie zu schützen. Ohne zu zögern legte sie ihr eigenes Leben in seine Hand.
    Ich bin bereit.
    Die Fenster zu seiner Seele waren längst schon geschlossen. Er hatte Geheimnisse, doch das war nichts Neues für Alva. Die Zeit würde zeigen, wie weit auch Julen ihr zu vertrauen bereit wäre. Sie lachte herausfordernd, und als sie die

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