Das Feenorakel
Aber sie protestierte nicht, als er ein bisschen zu besitzergreifend seine Hand auf ihre Hüfte legte.
Der Manager blickte von Erik zu ihr und stammelte: «Natürlich, Herr Varg. Ich lasse Ihnen den Pass sofort bringen.» Mit einer hastigen Verbeugung verabschiedete er sich und verschwand im Laufschritt.
«Um Himmels willen, was ist denn mit dem los?»
Erik sah verlegen beiseite. «Ich bin sein Chef.»
«Im Ernst? Gehört dir dieser Club?»
Jetzt lachte er. «Nein, ich besitze eine Firma, die sich um das Management von bekannten Persönlichkeiten kümmert.»
«Weiß Julen davon?»
Erik zuckte mit der Schulter. «Natürlich, ich habe es ihm vorhin erzählt.» Dann zeigte er auf eine der Türen zum Konzertraum. «Ich glaube, man wartet auf dich.»
Und tatsächlich hörte sie in diesem Augenblick, wie Tom nach ihr rief. Alva lief hinein, und als sie sich noch einmal umdrehte, sah sie, wie Erik ihr langsam folgte. Seine Bewegungen hatten etwas Raubtierhaftes und irgendetwas an ihm beunruhigte sie, sobald er sich in ihrer Nähe befand. Aber er war zweifellos ein interessanter Mann, auch wenn er natürlich nicht mit Julen konkurrieren konnte.
«Wir haben nicht viel Zeit!», grollte Tom und reichte ihr die Hand, um ihr auf die Bühne zu helfen. Der Soundcheck war kompliziert. Erst stürzte der Computer ab und es dauerte ewig, bis Alastair und sein Kollege die Sicherungskopien der Einstellungen wieder draufgespielt hatten. Als sie endlich weitermachen konnten, war es schon spät, und dann gab es plötzlich auch noch Rückkopplungen an einem der Mikrofone. Alastair kam nach vorn gelaufen, um sich die Sache anzusehen. Alva drehte sich zum Schlagzeugpodest um, auf dem ihre Wasserflasche stand. Sie war keine zwei Schritte gegangen, da krachte es hinter ihr. Noch ehe sie sich umdrehen konnte, hatte sie jemand gepackt und von der Bühne getragen. Erschrocken schlug sie um sich. «Lass mich sofort los!»
«Bleib ganz ruhig!», sagte ihr jemand mit dunkler Stimme ins Ohr.
Es hörte sich fast wie das Knurren eines Hundes an. Sie strampelte, bekam etwas Weiches zu fassen und kniff fest hinein.
«Au!» Der Griff um ihre Taille lockerte sich und zu ihrer großen Erleichterung spürte sie wieder festen Boden unter den Füßen. «Himmel, Mädchen! Ich bin es. Erik!» Er rieb sich sein Ohr.
«Entschuldige!» Alva wollte den Schaden betrachten, aber er brummte nur: «Schon gut!», und ließ seine Hand wieder sinken.
«Was ist passiert?» Sie versuchte, sich an ihm vorbei zu drängen, aber er hielt sie zurück.
«Ein Strahler ist herabgestürzt.»
«Ist jemand verletzt? Wie konntest du überhaupt so schnell ...?» Sie sah ihn aus großen Augen an.
Ihre Frage ignorierte er, begleitete sie jedoch auf die Bühne zurück. Alastair war dabei, die Scherben zusammenzufegen, und ihre Freunde standen diskutierend am Bühnenrand. Tom zeigte nach oben, wo die Lampe gehangen hatte, und plötzlich wurde Alva klar, dass sie die ganze Zeit genau darunter gestanden hatte. Wäre sie nicht Sekunden vorher zum Schlagzeug gegangen ... Halt suchend griff sie nach Eriks Hand und war plötzlich froh, ihn in ihrer Nähe zu wissen.
Chris sah sie als Erste. «Ist alles in Ordnung?» Sie wollte ihr entgegengehen, blieb aber plötzlich wie angewurzelt stehen. Mit weit aufgerissenen Augen starte sie an Alva vorbei, als sähe sie ein fürchterliches Ungeheuer. Und das Ungeheuer knurrte. Sie fuhr entsetzt herum, doch hinter ihr stand nur Erik. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass seine Augen unterschiedliche Farben hatten. Wie bei einem Husky , dachte sie überrascht.
Toms wütende Stimme drang erst allmählich in ihr Bewusstsein vor. «Was? Wir hatten die ganze Zeit technische Probleme und dann ist auch noch diese verdammte Lampe runtergekracht. Pass mal auf, mein Freund, ich gehe nicht von der Bühne, bis wir einen anständigen Soundcheck durchgezogen haben.» Es folgten ein paar heftige Flüche, weil der Mann, der offensichtlich soeben verkündet hatte, dass sie den Saal jetzt räumen sollten, kein Wort von dem verstand, was Tom brüllte.
Der Mann machte eine hilflose Geste und versuchte in holprigem Englisch noch einmal seinen Standpunkt klarzumachen. Schließlich erbarmte sich Stefan, sprang von der Bühne und nahm ihn beiseite. Nach einem kurzen Gespräch, währenddessen viel gestikuliert worden war, kehrte er zurück. «Wir haben noch eine Viertelstunde, also los!»
«Ich wusste gar nicht, dass du Deutsch sprichst.» Alva sah ihn überrascht
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