Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
benutzt hatte. Dummerweise waren seither fast zwei Tage vergangen. Auch wenn sie nicht gerade unter der Beinbehaarung eines Werwolfs litt, sehnte sie sich nach Privatsphäre und einer ausgiebigen Pflegestunde.
    Unten war das Zischen der Türen zu hören und der Bus schwankte leicht, als ihre Freunde einstiegen. Schnell zog sie ein Kleid vom Bügel, das dem Kleid vom letzten Auftritt bis auf die Farbe glich. Sie streifte den dunkelroten Stoff gerade rechtzeitig über, bevor Tom die Treppe heraufgepoltert kam.
    «Du bist schon hier?»
    Anstelle einer Erklärung, die ihr ohnehin niemand abgenommen hätte, schnappte sie sich ihren Kosmetikbeutel und lief, die Schuhe in der anderen Hand, die Treppe wieder hinunter, um Platz für ihre Kollegen zu schaffen, die sich ebenfalls für den Auftritt umziehen wollten. Deren geordneter Rückzug hatte leider dazu geführt, dass die Meute nun den Bus belagerte.
    Erfolg hatte sie sich weniger anstrengend vorgestellt. «Wieso sind die Leute plötzlich dermaßen verrückt?»
    Grinsend zog Alastair sein Smartphone aus der Tasche, strich mehrmals mit dem Zeigefinger darüber und hielt es ihr entgegen. «In den letzten drei Tagen hat sich viel getan. Sieh selbst!»
    Staunend betrachtete sie die Sammlung der Clips ihres letzten Auftritts. Und als er weiterscrollte und die Downloadzahlen sichtbar wurden, stieß sie einen kleinen Schrei aus. «Ich fasse es nicht!»
    Alastair legte ihr die Hand auf die Schulter. «Ihr seid berühmt! Und das Beste weißt du ja noch gar nicht.» Er dämpfte seine Stimme. «Der Sänger von After the Moonlight sitzt im Knast!»
    Von dieser Band hatte sie noch niemals etwas gehört. Deshalb sagte sie vage: «Der Arme!»
    «Er ist ein komplettes Arschloch und hat es verdient, aber begreifst du nicht? Dadurch ist beim Avebury-Festival eine Band ausgefallen!»
    «Okay?! Und was haben wir damit zu tun?»
    «Gott, Mädchen du bist süß. Lyco Management organisiert das Festival!»
    Mit offenem Mund starrte sie ihn an. «Eriks Firma. Du meinst, wir ...?»
    «Ich sehe, du kapierst allmählich!», sagte er.
    «Und was wird Tally dazu sagen?»
    «Die schmeißt mit Bühnenlampen, mindestens. Sie denkt doch, dass nur ihre Band dort auftreten wird. Tu mir einen Gefallen und sprich nicht darüber, bevor wir ganz sicher sein können!»
    Alva versprach, zu schweigen. «Wie ein Grab!» Zur Bekräftigung hob sie zwei Finger der rechten Hand.
    «Gut.» Alastair sah aus schmalen Augen zur Treppe. «Und noch etwas: Ich habe den anderen nichts davon gesagt, aber das Auto, das uns gerammt hat, hatte auch ein britisches Kennzeichen und sah genau so aus wie die Limousine, in der Tally reist.»
    «Wieso kann sie sich eigentlich einen eigenen Wagen mit Chauffeur leisten, und ihre Band fährt im Bus?»
    Er rieb die Finger aneinander. «Vati hat Geld!»
    Chris hat etwas Ähnliches erwähnt und Alva wollte nicht näher darauf eingehen. «Ihr Auto müsste dann doch auch mindestens eine Beule haben.»
    «Ganz genau. Nur lässt sich das nicht nachweisen, denn es hatte angeblich unterwegs einen Getriebeschaden. Hier ist sie mit einem neuen Wagen angekommen.»
    Dass dies verdächtig klang, konnte sie nicht abstreiten. Trotzdem fand sie die Theorie recht unglaubwürdig, Tally könnte versucht haben, den Bus von der Straße abzudrängen. Noch dazu mit einem Pkw. Während sie nach einer Antwort suchte, fiel ihr Blick auf die Uhr. In spätestens dreißig Minuten sollte sie auf der Bühne stehen und bis dahin musste sie noch ihre Haare und das Make-up machen. Außerdem hätte Alva gern ein bisschen Zeit gehabt, um noch einmal in Gedanken die Ratschläge der Sirene durchzugehen.
    «Ich muss los!»
    «Soll ich jemanden von der Security schicken, der euch in den Backstagebereich begleitet?»
    «Eine gute Idee!» Ohne Alastairs Umsicht wären sie vermutlich aufgeschmissen gewesen.
    Mit einem Finger strich er ihr über die Wange. «Das ist erst der Anfang. Aber du schaffst das schon!» Damit stieg er aus und bemühte sich, die wartenden Fans zu beruhigen. «Entschuldigt, ich bin nur der Busfahrer, lasst mich mal bitte durch.»
    Der Trick funktionierte. Alva sah ihm nach. Draußen zauberte die untergehende Sonne ein dramatisches Gemälde aus Feuerfarben an den blassblauen Himmel. Julen?
    Gelächter erklang über ihr, offenbar unterhielten sich ihre Freunde damit, die Leute zu beobachten, die in der Hoffnung, ein Autogramm zu ergattern, auf dem kurzen Weg zwischen Bus und Künstlereingang warteten. Die drei

Weitere Kostenlose Bücher