Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
später!» Er nahm seine Jacke von der Stuhllehne und ging zur Tür.
    Mit großem Appetit fiel Alva über das Frühstück her. Julen schenkte ihr von dem noch heißen Kaffee ein und beobachtete, wie sie ein Croissant und eine große Schale Müsli verschlang. Als sie nach einem Brötchen griff, lachte er. «Glaubst du, dass ein voller Bauch besser klingt?»
    Erschrocken hielt sie mitten in der Bewegung inne. «O verdammt, wie spät ist es eigentlich?»
    Wie aufs Stichwort klingelte das Handy. Chris! , formten Julens Lippen lautlos. «Hallo, seid ihr gut angekommen?» Er hörte sich geduldig einen etwas wirren Reisebericht an und unterbrach ihren Redefluss schließlich. «Alva ist spätestens in einer halben Stunde bei euch.» Ohne ihre Antwort abzuwarten legte er auf. «Ich fürchte, mit dem Brötchen wird es nichts mehr. Wenn du dich nicht beeilst, verpasst du den Soundcheck.»
    «Kommst du nicht mit?»
    Es war heller Tag. Er bemühte sich, gleichgültig zu klingen. «Ich habe noch etwas zu erledigen, ich komme später nach.»
    Der Bus war nicht zu übersehen, die riesige Beule in seinem Kotflügel auch nicht. «Was ist passiert?» Alva umarmte Chris flüchtig und begrüßte die anderen mit Handschlag.
    «Eine lange Geschichte.» Tom runzelte beim Anblick ihres kurzen Rocks die Stirn, machte aber keine Bemerkung. «Und wo warst du?»
    «Eine lange Geschichte», gab sie zurück. Alastair grinste hinter Toms Rücken, aber Stefan lachte laut. Nur Chris schien irgendetwas zu beunruhigen. Die sonst so fröhliche Bassistin hatte also auch ihre Launen.
    Alva wollte sich erkundigen, was sie bedrückte, da streckte der Schlagzeuger der Midnight Fairytales den Kopf aus einer Tür und rief ihnen zu: «Ihr könnt jetzt reinkommen, wir sind fertig!»
    Auf dem Weg in den Konzertsaal hielt sich Alva an Chris’ Seite. «Wie hat er das gemeint, dürfen wir immer noch nicht bei den Proben der Fairytales dabei sein?»
    «Tally meint, sie könne sich nicht konzentrieren, wenn Fremde im Raum sind. Die hat echt einen Schuss und Mandy scharwenzelt die ganze Zeit um sie rum, als wäre sie eine Königin oder so was. Dabei ist sie in Wirklichkeit total sauer.»
    «Wer kann es ihr verdenken? Ihre Rolle beim Erfolg der Fairytales ist deutlich bescheidener ausgefallen, als sie sich das vorgestellt hatte.»
    «Drei Songs sind nicht viel», sagte Chris hämisch. «Aber du wirst doch nicht etwa Mitleid mit ihr haben?»
    «Ganz bestimmt nicht.» Alva gab sich nicht die Mühe, ihre Schadenfreude zu verbergen. Von Tom wusste sie, dass Mandy jedem, der es hören wollte, erzählte, sie hätte die Geschwister in flagranti erwischt. Natürlich erwähnte sie dabei nicht, dass Alva und Tom keine leiblichen Geschwister waren.
    Chris legte ihr die Hand auf den Unterarm. «Warst du die ganze Zeit mit Julen zusammen?»
    Warum sie dabei so besorgt klang, konnte Alva sich nicht erklären. «Er hat mir ...», sie konnte unmöglich sagen, dass sie Julens Mutter kennengelernt hatte, die vermutlich Hunderte von Jahren alt war, aber viel jünger aussah als Alva oder Chris. «Ich habe einen Vocal-Coach getroffen und ein paar Sachen geübt, mit denen ich nicht klargekommen bin.»
    «Ach ja? Nimm dich vor ihm in acht, er ist nicht, was er zu sein scheint!»
    Versuchte Chris etwa, einen Keil zwischen sie zu treiben? Zum Glück musste sie nicht darauf antworten, weil Jon, der Tourmanager, um die Ecke bog und Alva zu sich heranwinkte. «Ich komme gleich nach!», rief sie ihr über die Schulter gewandt zu und eilte ihm entgegen wie einem lange vermissten Freund.
    «Gott, Mädchen! Du hast mich mindestens ein Jahr meines Lebens gekostet.» Ehe sie etwas darauf antworten konnte, redete er schon weiter: «Egal, jetzt bist du ja da. Hier ist dein Backstage-Pass. Dein Freund scheint ja keinen zu brauchen, wenn er trotzdem einen will, sag ihm, dass ich einen All-Area-Access-Ausweis an der Kasse hinterlegt habe. Möchtest du sonst noch jemanden auf die Gästeliste setzen?»
    Beinahe hätte sie es vergessen. «Ja, da kommt nachher noch ein Freund ...»
    Er wackelte mit den Augenbrauen. «Noch einer, wie?» Er bemerkte jedoch schnell, dass Alva nicht zu Scherzen aufgelegt war. «Schon gut, wie heißt der Typ?»
    «Erik.» Den Nachnamen von Julens Freund kannte sie nicht. Aber da er der Einzige auf ihrer Gästeliste war, würde es wohl nicht besonders schwierig für ihn werden, reinzukommen.
    «Und weiter?»
    «Varg. Erik Varg.»
    Alva zuckte beim Klang von Eriks Stimme zusammen.

Weitere Kostenlose Bücher