Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
niemand in diesem Raum helfen können. Das war aber ganz gleich. Was wäre ein Leben ohne ihn schon wert? Die Erkenntnis ließ sie erbeben: Ich liebe ihn mehr als alles andere auf der Welt!
    Da war nur fair, ihm zumindest eine Chance zu geben, sich zu erklären.
    Vielleicht konnte Chris ja ebenfalls Gedanken lesen, denn sie nickte zustimmend und folgte den anderen. Bevor Erik die Tür hinter ihr schloss, steckte er noch einmal den Kopf herein. «Du hättest es ihr schon längst sagen müssen, mach jetzt bloß keinen Fehler!»
    Julen sah aus, als wollte er ihm am liebsten den Hals umdrehen. «Deine Ratschläge sind nicht hilfreich!», sagte er drohend.
    Doch Erik schüttelte nur den Kopf und wandte sich Alva zu. «Ganz gleich, was er dir erzählt, Julen ist einer von den Guten, das musst du mir glauben.» Er zwinkerte ihr zu und schloss die Tür eilig, bevor Julen sie ihm vor den Kopf schlagen konnte.
    «Ich warte im Garten. Du brauchst nur zu rufen, dann retten wir dich vor dem Unhold!», rief er noch, dann waren eilige Schritte auf der Treppe zu hören, als fürchte er, Julen könnte ihm folgen.
    «Dein Freund hat wirklich ein sonniges Gemüt», sagte sie, und ihre Laune hatte sich deutlich verbessert. Sie kannte Erik noch weniger als Julen, aber mit seiner freundlichen Art und dem verschmitzten Lächeln hatte er in den letzten Wochen ihr Vertrauen gewonnen. Und wenn er die Angelegenheit auf die leichte Schulter nahm, dann war es vielleicht wirklich nicht so schlimm, wie sie zuerst geglaubt hatte. Das hoffte sie zumindest. Rasch massierte sie mit Daumen und Zeigefinger ihren Nasenrücken, um sich gegen das, was nun kommen würde, zu wappnen. Sie setzte sich wieder und klopfte auf die Polster neben sich. «Also?»
    Julen war anzusehen, dass er am liebsten stehen geblieben wäre. Die Iris seiner Augen, deren arktisches Blau ihr vorhin seelenlos erschienen war, schimmerte nun blaugrün, wie das Wasser einer sonnigen Meeresbucht.
    Alva war sicher, niemals zuvor etwas ähnlich Bezauberndes gesehen zu haben und konnte ihren Blick nicht lösen.
    «Du bist nicht verrückt.» Julen zog einen Sessel heran und setzte sich.
    Eine erfreuliche Nachricht, die allerdings auch ihre Schattenseiten hatte. Wenn sie nicht verrückt war, was genau hatte sie dann gesehen?
    Bevor sie darüber spekulieren konnte, fuhr er bereits mit seiner Erklärung fort. «Ich habe dir immer die Wahrheit gesagt.» Julen strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht, doch es fiel sofort wieder in einem seidigen Schleier zurück. Die Bewegung verriet mehr über seine Gefühle als viele Worte. Vielleicht war es sogar eines der wenigen Dinge, die er nicht vollständig kontrollieren konnte, was ihr die Geste noch teurer machte.
    Alva beobachtete ihn genau. Wahrscheinlich lag es an der Art, wie er seinen Kopf hielt, wenn er über irgendetwas lieber geschwiegen hätte, als darüber zu sprechen. Genauso wie ich meine Nase bearbeite , dachte sie und legte ihre Hände rasch in den Schoß. «Offenbar hast du aber ein paar wichtige Details ausgelassen», sagte sie schließlich, und noch während sie sprach, fanden plötzlich die Teile des Puzzles wie von selbst zueinander. «Du magst das Sonnenlicht nicht, ich habe dich noch nie etwas essen sehen, du verfügst über ein paar ganz außergewöhnliche Fähigkeiten und hast dich selbst einmal als die Dunkelheit zu meinem Licht bezeichnet.» Alva holte tief Luft und blickte auf ihre ineinander verschränkten Finger, bevor sie weitersprach. «Kann es sein, dass Dunkelelf die beschönigende Bezeichnung für Vampir ist?» Bei den letzten Worten drohte ihr die Stimme zu versagen.
    Weil er sie nur schweigend ansah, nahm sie schließlich all ihren Mut zusammen.
    «Sag mir die Wahrheit. Bitte!»
    Seine Antwort kam nach sehr langer Zeit und war kaum hörbar. «Ja.»
    Die Qual, die sie aus diesem einzigen Wort heraushörte, war so groß, dass sie darüber ihr Entsetzen beinahe vergaß und ohne zu überlegen seine Hand mit den Fingerspitzen berührte. Wie schon so oft zuvor staunte sie über die vollendet geformten Hände. Pianistenhände . Konnten dies die Hände eines gewissenlosen Mörders sein?
    Als hätte er auf dieses Signal gewartet, öffnete er ihr seine Seele. Alva las darin neben einer überwältigenden Zuneigung für sie erstaunlicherweise auch Stolz auf seine Herkunft.
    Julen strich sich abermals das Haar aus dem Gesicht. «Erik hat recht. Ich hätte es dir von Anfang an sagen müssen. Aber für meinen Auftrag war das

Weitere Kostenlose Bücher