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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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noch hungrig, my Lady?»
    Wie seine Stimme dabei noch dunkler und schmeichelnder wurde, ließ keinen Zweifel an seinen Absichten aufkommen und sofort nahmen andere Gefühle Besitz von ihr. Alvas Knie wurden weich, aber sie riss sich zusammen und flüsterte heiser: «Später!»
    «Sehr wohl!» Das Glitzern in seinen Augen versprach, dass er sich dafür revanchieren würde, dass sie ihn hinhielt. Sie konnte es kaum erwarten und hätte dem Drängen ihrer Gefühle vielleicht nachgegeben, wenn sie nicht plötzlich Tom entdeckt hätte. Er stand vor einem Zelt, in dem hochprozentige Obstbrände angeboten wurden, und redet mit zwei Fremden. Er gestikulierte und ging dabei auf und ab. Einer der Männer sah sich mehrfach prüfend um. Der andere stand die Arme vor der Brust verschränkt und leicht zurückgelehnt da und hörte Tom zu. Ein oder zwei Mal schüttelte er den Kopf. Die Anzüge der beiden wirkten in dieser Umgebung unpassend, und Alva war davon überzeugt, dass es sich um die gleichen Männer handeln musste, die Stefan und Alastair am Nachmittag beschrieben hatten.
    Julen hatte ihren Stimmungswechsel bemerkt und folgte ihrem Blick. «Was ist da los?»
    Beruhigend legte Alva eine Hand auf seinen Arm, bevor er hinübergehen und sich einmischen konnte. Julen mochte ihren Bruder zwar nicht besonders, das war nicht zu übersehen, aber Alva zuliebe, da war sie sich sicher, würde er Tom nicht im Stich lassen, sollte er in Schwierigkeiten geraten. «Lass nur, es ist mir gleichgültig, was er denkt, und seine Probleme muss er allein lösen.» Ärgerlich dachte sie an all die Gelegenheiten, bei denen ihr Adoptivvater versucht hatte, ihm zu helfen. Brigitta allerdings verschloss die Augen vor den Fehlern ihres Sohnes, was man ihr vielleicht nicht verdenken konnte.
    Am Nachmittag hätte Alva nicht gezögert, ihn sofort zur Rede zu stellen. Doch dazu hatte sie jetzt keine Lust mehr. Seine Freunde hatten mehrmals mit ihm gesprochen und auf Alva hatte Tom noch nie gehört. Sie war ja nur seine kleine Schwester. Wenn er sein Leben nicht endlich selbst in die Hand nahm, dann konnte man ihnen jedenfalls keinen Vorwurf machen. Warum er allerdings seit einiger Zeit eine regelrechte Wut auf sie zu haben schien, obwohl sie doch alles getan hätte, ihm zu helfen, wenn er sie nur ließe, das verstand sie nicht und vor allem verletzte es sie. Wehmütig sah sie noch einmal zu ihm hinüber. Doch die Stelle, an der die drei gestanden hatten, war leer.
    Julen legte einen Arm um ihre Schulter. «Mach dir keine Sorgen. Wir finden schon heraus, was da los ist.»
    Gemeinsam schlenderten sie weiter über den Markt. Und während Alva den Gauklern zusah, die ihre Kapriolen auf einem Hochseil vorführten, hatte sie den Zwischenfall tatsächlich bald vergessen. Die heitere Atmosphäre und Julen an ihrer Seite, heute wollte sie den Sorgen keinen Raum in ihrem Herzen zugestehen.
    «Sieh mal!» Julen blieb mit ihr stehen, um zuzuschauen, wie ein Bäcker ungeachtet der späten Stunde heiße Brote aus dem Ofen holte, auf die bereits Kunden warteten. Daneben hatte eine Gewandschneiderin ihr Zelt aufgebaut.
    Während Alva die Kleider betrachtete, sah sie aus dem Augenwinkel, dass Julen sich für den Schmied interessierte, der ein paar Meter weiter den Stahl einer Schwertklinge bearbeitete. Es hätte sie nicht überrascht zu erfahren, dass er mit einer scharfen Klinge umzugehen verstand.
    Begeistert probierte sie ein nachtblaues Kleid an und setzte dazu eine passende Haube auf, die sie wie die tugendhafte Begleiterin ihres blonden Ritters aussehen ließ. Als sie zu Julen hinübersah, trafen sich ihre Blicke. Gefällt es dir?
    Lächelnd hob er eine Augenbraue. Du gefällst mir immer! Seine Stimme in ihren Gedanken klang amüsiert. Aber diese Haube ...
    Mit höflichem Dank gab Alva das handgenähte Leinen wieder zurück. Wann sollte sie so etwas auch tragen?
    Auf dem Weg zum Schmied kam sie an einem weiteren Zelt vorbei und blieb stehen, um sich die Auslagen einer selbst ernannten Hexe anzusehen, die Kräuter und Zauberamulette feilbot. Doch als die Frau sie kommen sah, verzog sich ihr Gesicht zu einer wütenden Fratze. Sie murmelte in einer merkwürdigen Sprache etwas, das sich gefährlich nach einem Fluch anhörte.
    Erschrocken wich Alva zurück und stolperte. Dabei stieß sie mit jemandem zusammen. Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste sie, wer sie an den Schultern gefasst und ihren Sturz verhindert hatte.
    Julen war wie aus dem Nichts erschienen. «Halt den

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