Das Feenorakel
wird nicht notwendig sein», erklang eine dunkle Stimme und die Respekt einflößendste Gestalt, der Alva jemals begegnet war, löste sich aus den Schatten.
Kapitel 18
«Asher, was hast du hier zu suchen?» Sofort hatte Julen Alva hinter sich geschoben.
Und dieses eine Mal war sie froh über seinen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Der Mann war ihr unheimlich, obwohl er auf den zweiten Blick, zumindest oberflächlich betrachtet, recht normal, beinahe nett aussah. Ein weiterer Mann materialisierte sich aus dem Nichts und der wirkte alles andere als nett. Eher wie ein dunkelhaariger Pirat, mit einem Hang zur Gewalttätigkeit. Sie hatte ihn bereits kennengelernt. Es war Kieran, Julens Chef und, wie sie vermutete, war er nicht ganz richtig im Kopf. Gleich nach ihm erschien eine kurvige Rothaarige, die ziemlich zerzaust und mit einem Rußfleck auf der Nase aus dem Kamin stieg, wobei sie tat, als mache sie so etwas täglich. Ganz gelang ihr dies allerdings nicht.
Womöglich hatten die beiden Männer auch die Weihnachtsmannroute genommen, dank ihrer schwarzen Kleidung blieb dies jedoch ein Geheimnis.
«Diese verfluchte Zwischenwelt hat etwas gegen mich, seht euch nur an, wie meine Haare schon wieder abstehen!» Sie sah tatsächlich wie eine Windsbraut aus und ihre sinnliche Stimme verlieh ihr zusätzlich etwas Verruchtes.
Alva hatte schon immer eine wohlklingende Stimme zu schätzen gewusst, inzwischen war ja auch geklärt, woher diese Vorliebe kam. Die Frau jedenfalls war ihr sympathisch und sie wünschte sich, sie möge eine Fee sein und kein Blut trinkender Nachtmahr oder noch etwas Fürchterlicheres. Unauffällig versuchte sie Julens Arm beiseite zu schieben, um die Neuankömmlinge besser sehen zu können, aber er hielt sie mit eisernem Griff hinter sich.
Bleib, wo du bist! Bitte.
Wieso hatte sie ihm auch das Zauberwort «Bitte» beigebracht. Nun musste sie sich an die Regeln halten, die von ihr selbst aufgestellt worden waren, und die besagten, dass sie ihm eine Bitte nicht ohne Weiteres abschlagen konnte. Es war klar, dass er die Ankömmlinge kannte, also fügte sie sich ... vorerst.
«Hallo Nuriya. War es das, oder kommt der Rest der Familie auch noch?» Julens Stimme klang nun eher belustigt als drohend und der Griff, mit dem er Alva festhielt, lockerte sich etwas.
Kieran beachtete ihn gar nicht. Er sah diese Nuriya an und bemerkte trocken: «Tatsächlich. Du siehst etwas mitgenommen aus. Vielleicht hättest du nicht auf dem Kamin landen sollen.»
«Ach, und du glaubst, das ist meine Schuld? Wer hat mich denn unterwegs einfach losgelassen.» Die Hände in die Taille gestemmt funkelte sie ihn angriffslustig an.
«Auf deinen ausdrücklichen Wunsch, wenn ich das anmerken darf.»
Asher verdrehte die Augen. «Können wir bitte zur Sache kommen, ich habe noch andere Dinge zu tun.»
Die kleine Frau lachte anzüglich. «Weil du mit meiner Schwester ...» Unausgesprochen schwebte der Rest des Satzes durch den Raum. Nuriya machte aus ihren interessanten Fantasien keinen Hehl und Asher schnalzte missbilligend mit der Zunge. «Mein Privatleben geht dich nichts an.»
Alva hatte sofort eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was Nuriya da andeuten wollte, und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Erstaunt sah sie, wie Kierans Mundwinkel zuckte, als wollte er lachen. Was kannte Julen nur für Leute?
Kieran war sein Chef, und deshalb sehr wahrscheinlich auch ein Dunkelelf wie er selbst. Noch ein Vampir. Nuriya allerdings wirkte tatsächlich eher wie eine Fee. Julen hatte irgendwann etwas in der Richtung erwähnt, war aber sehr vage geblieben. Natürlich, das Wichtigste hatte er ihr ja ebenfalls verschwiegen. Weniger zurückhaltend hatte er sich über den Bruder seines Chefs, diesen Asher, geäußert. Er hielt ihn für einen ausgemachten Langweiler. Die Bilder aus Ashers Privatleben, die Nuriya soeben bereitwillig mit ihnen geteilt hatte, bewiesen etwas anderes. Alva konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er und Julen aus irgendeinem Grund Konkurrenten waren.
«Schluss jetzt!» In Kierans Stimme lag genügend Autorität, um seine Begleiter zur Ordnung zu rufen. Alva war zusammengezuckt und stellte sich nun ein wenig aufrechter hin, um einen verbindlichen Gesichtsausdruck bemüht. Er beachtete sie nicht, ging zum Fenster und öffnete es. «Erik!»
Keine Minute später trat Julens Freund gefolgt von Ralph, dem Silberschmied, durch die Tür. Chris drängte sich hinter ihnen ebenfalls herein, verlor
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