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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ihr auch vor, als würde er jetzt schon auf eine Rockstarkarriere hinarbeiten, die andere mit ihrer Gesundheit, wenn nicht mit ihrem Leben bezahlt hatten.
    An der Trennung von seiner Freundin konnte es nicht liegen, denn sie hatte ihn im Amnesia gesehen, wo er gleich mit zwei Frauen an seiner Seite aufgetaucht war. Stark parfümiert und aufgetakelt waren die beiden gewesen und hatten die kleine Garderobiere arrogant behandelt. Tom hatte ohnehin so getan, als würde er Alva nicht bemerken.
    Als sie Chris von ihrer Sorge um Tom erzählt hatte, bestätigte sie Alvas Beobachtung. «Aber an der Trennung liegt es wirklich nicht. Das hat schon vor deinem Einzug angefangen. Ich will dir wirklich keine Angst einjagen, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass er im Amnesia seltsame Bekanntschaften geschlossen hat. Zum Glück bringt er sie nie hierher.»
    Alva war beunruhigt. Womöglich hatte Tom einen guten Grund gehabt, sie vor ihrem Job zu warnen. Klar, es kamen ein paar merkwürdige Gestalten in den Club, vor einigen fürchtete sie sich regelrecht, doch keiner von ihnen hatte sie bisher respektlos behandelt. Im Gegenteil, Cathy war ausgesprochen höflich und auch der Türsteher hatte keine weiteren Annäherungsversuche unternommen. Er war nun einfach nur freundlich – ein netter Kollege eben.
    Nach dem Auftritt, so nahm sie sich vor, würde sie mit Tom reden. Doch vorher hatte es keinen Sinn. In der Verfassung, in der er momentan war, hätte er sonst womöglich noch alles hingeschmissen. Und man konnte sagen, was man wollte, wenn er sich zusammenriss, war er ein ausgezeichneter Gitarrist.
    Alastair war außer Stefan der Einzige von ihnen, der Erfahrung im Musikgeschäft besaß, und er gab sich große Mühe, Alva die Angst vor ihrem ersten Auftritt zu nehmen. «Ich habe ein paar Mitschnitte gehört. Die Einzigen, die sich Sorgen machen müssen, sind die Leute vom Hauptact. Ihr steckt sie locker in die Tasche, das verspreche ich dir.»
    Stefan schlug ihm auf die Schulter, dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte. «Sag ich doch. Mein Kiwi-Freund hat einen ausgezeichneten Musikgeschmack!» Alle lachten, als er hinzufügte: «Mit Mandy als Background-Sängerin können sie einpacken.»
    Nur Tom grunzte etwas Unverständliches und trank sein Glas in einem Zug aus, bevor er sich nachschenkte.
    Der Rest des Abends verging wie im Flug und erstaunlicherweise schlief Alva in dieser Nacht so gut wie lange nicht mehr.
    Am nächsten Morgen frühstückten sie bereits um acht Uhr zusammen. Auch Alastair, der in dem winzigen Raum übernachtet hatte, den sie hochtrabend Gästezimmer nannten, war dabei. Und zum ersten Mal kam so etwas wie ein Bandgefühl auf. Die Vorfreude auf den gemeinsamen Auftritt, die Aufregung und überhaupt die gesamte Atmosphäre machten Alva so glücklich, dass sie sich freiwillig anbot, das Geschirr zu spülen, während Alastair den Bus holte und die anderen ihre Instrumente, Verstärker und was sie sonst noch zu brauchen glaubten, hinuntertrugen.
    Außer einem Kästchen, das ihr die drei anderen Bandmitglieder am Morgen feierlich überreicht hatten und in dem ihr Mikrofon lag, hatte sie nicht viel mitzunehmen.
    «Bist du so weit?» Chris steckte ihren Kopf durch die Küchentür. Über der Schulter trug sie eine kleine Reisetasche.
    «Ja, klar.» Alva trocknete sich die Hände an der Jeans ab, lief in ihr Zimmer und holte ihre eigene Tasche heraus, in der sie ihr Bühnenoutfit transportierte.
    Gemeinsam liefen sie die Treppen hinunter und bogen um die Hausecke in die Fußgängerzone, wo der Bus mit laufendem Motor wartete. «Oh-oh!» Chris zeigte auf einen Polizisten, der sich ihnen mit strengem Blick näherte. Beim besten Willen konnte man Alastairs Tourbus nicht als Lieferverkehr bezeichnen.
    Und obwohl Chris sie dazu drängte weiterzugehen, blieb Alva stehen, um den Anblick, der sich ihr bot, wenigstens für ein paar Sekunden genießen zu können. Es sah aus, als hätte ein Riese mit eleganter Schreibschrift One More Thing ... auf den roten Routemaster-Doppeldecker geschrieben, der bestimmt schon vor dreißig Jahren ausgemustert worden war, aber in der Sonne wie neu glänzte.
    «Hallo!» Der Polizist hatte sie erreicht und zückte einen Notizblock.
    «Oh, Sir! Wir sind schon weg.» Alva schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und sprang schnell in den Bus, bevor sich die Türen mit einem Zischen hinter ihr schlossen. Sie winkte dem verdutzten Ordnungshüter mit einer Hand fröhlich zu und klammerte sich an einem

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