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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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die Nase fällt.»
    Alva hatte ihre eigenen Probleme und das Schicksal von Toms Ex interessierte sie nicht besonders. Sie schob zum dritten Mal die wenigen Kleider und Hemden auf der Stange in ihrem Schrank hin und her. «Was ziehe ich nur an?»
    Chris saß auf dem Bett, wo auch schon einiges herumlag. «Wenn du mich fragst, ist es vollkommen egal, was du anhast. Sobald die Leute deine Stimme hören, machen sie eh die Augen zu und lassen sich davontragen. Ich jedenfalls muss mich immer total zusammenreißen, damit ich meine Einsätze nicht verpasse.» Sie sah neugierig aus, als erwartete sie eine Erklärung für den Zauber, den Alvas Stimme auf ihre Zuhörer ausübte.
    Doch sie wusste ja selbst nicht, woran es lag, dass gestern sogar Passanten in den Übungsraum gekommen waren und sich nur unter Protest wieder hatten vertreiben lassen.
    Der Zwischenfall war Alva ebenso peinlich gewesen wie nun Christabellas Komplimente. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte, und fragte stattdessen: «Was hältst du davon?» Mit einem Kleid aus Tartan, das aussah, als hätte es zu lange in der Sonne gelegen, kam sie wieder hervor und drehte sich vor dem Spiegel.
    «Nicht schlecht. Warte mal, ich habe da was ...» Chris lief in ihr Zimmer und kam gleich darauf mit einem mehrlagigen Petticoat zurück, der schon bessere Tage gesehen hatte. «Jetzt sieht es aus wie ein Designerstück von Alexander McQueen.»
    «Na ja, ich weiß nicht.»
    «Nun zieh’s schon an!», drängte Chris und half ihr, das Kleid, das asymmetrisch geschnitten und deshalb nicht ganz einfach anzuziehen war, überzustreifen. «Süß! Die Jungs kriegen einen Schlag, wenn sie dich darin sehen.» Sie kicherte. «Wenn wir erst mal berühmt sind, werden wir einen vollkommen neuen Stil kreieren.»
    Alva hatte ihre Zweifel, aber Chris beschwor sie, bei diesem Outfit zu bleiben. «Du wirst schon sehen, Toms Schnepfe wird sich noch so was von umgucken!» Dabei sah sie auf die Uhr und stieß einen kleinen Schrei aus. «Ich muss los! Wenn ich heute zu spät komme, kriege ich morgen nicht frei!»
    Gleich darauf hörte Alva die Wohnungstür klappen. Alle Bandmitglieder waren sich einig gewesen, am letzten Abend vor dem Auftritt nicht noch einmal zu üben. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen und jeder wollte sich auf seine Weise etwas Erholung gönnen. Besonders Alva war erschöpft. Aber es hat sich gelohnt , dachte sie und nahm nun doch noch einmal die Noten zur Hand, weil sie bei einigen Passagen immer noch nicht ganz sicher war. Zumal Stefan fast die Hälfte der Lieder neu arrangiert hatte und ihre Stimme jetzt deutlich mehr im Mittelpunkt stand, als es zuvor bei Toms Ex-Freundin der Fall gewesen war. Chris und Tom hatten nicht widersprochen, obwohl es auch für sie noch einmal viel Arbeit bedeutet hatte.
    Nach einer Weile legte sie die Noten wieder beiseite. Es war Abend geworden und sie war unkonzentriert. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie zum Balkon sah, weil sie hoffte, Julen würde dort auftauchen. Doch er blieb, was er wahrscheinlich von Anfang an gewesen war: ein Mann, der nur in ihren Träumen zu existieren schien. Und so gesehen konnte sie froh sein, dass er sie nicht mehr heimsuchte. Aus ihren Träumen kam nichts Gutes, wenn man einmal von der besonders heißen Nacht absah, die sie mit ihm erlebt hatte. Wahrscheinlich lag es an den fantastischen Romanen, die sich auf dem Tischchen neben ihrem Bett stapelten, dass sie derart wilde Dinge träumte. Aus ihrem spärlichen Erfahrungsschatz konnte die Idee, sich ausgerechnet auf einem Tisch verführen zu lassen, jedenfalls nicht stammen und auf dem Eiffelturm hatte sie noch niemals zuvor gestanden, geschweige denn ... Alva wurde warm und schnell verbannte sie die prickelnde Erinnerung.
    Später kam Stefan nach Hause und brachte jemanden mit. «Alastair kommt aus Neuseeland und hat einen furchtbaren Musikgeschmack, aber dafür ein Auto!», stellte er seinen Freund vor und erklärte, dass Alastair morgen beim Soundcheck helfen würde.
    Alastair hustete und sagte etwas, das klang wie: «Auto? Das ist ein verdammter Bus, du Idiot!»
    Stefan lachte nur. «Was willst du trinken?» Es wurde schnell klar, dass die beiden die allerbesten Freunde waren.
    Sie kochten gemeinsam und besprachen beim Essen letzte Einzelheiten für den morgigen Tag. Tom wirkte dabei müde und fahrig. Alva sah die dunklen Ringe unter seinen Augen und fragte sich, wieso ihr Stiefbruder in letzter Zeit derart launisch war. Dünner kam er

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