Das Feenorakel
reagierte der auf diese Weise Angesprochene nicht gerade freundlich auf diese Beleidigung und Alva, die als Einzige mitbekommen hatte, worüber die beiden stritten, fand, dass es Zeit war, sich einzumischen. «Warum zeigst du ihm nicht einfach deine Papiere?»
Alastair wies mit dem Daumen nach draußen und nun sah sie, dass der Mann die Fahrzeugpapiere bereits in der Hand hielt. Allerdings verkehrt herum. Und weil er dabei ein bisschen wie ein Bär aussah, der sich irgendwo eine reflektierende gelbe Sicherheitsweste besorgt hatte, tat er ihr nun beinahe leid.
Tapfer schluckte sie das aufquellende Kichern hinunter, schenkte ihm stattdessen ein strahlendes Lächeln und versuchte es anders. «Dieses Brett, das dort hängt, das soll doch die maximale Höhe anzeigen. Oder irre ich mich?» Sicherheitshalber zeigte sie in die Richtung und wartete ab, bis er den Kopf gedreht und bedächtig genickt hatte. «Wenn wir darunter durchfahren, ohne es zu berühren, dann passen wir auch in die Fähre.» Die ungewöhnliche Wärme, die sie dabei in ihre Stimme legte, brachte ihr einen überraschten Seitenblick von Alastair ein, über dessen Schoß sie sich gebeugt hatte, um den Einweiser dort draußen besser sehen zu können.
Es funktionierte. Der Bär reichte die Papiere durch das Fenster zurück. «Dann fahren Sie mal vor, Sir!»
Während er neben dem Bus herging, fragte Alva leise: «Passen wir da wirklich durch?»
Alastair grinste. «Beim letzten Mal hat es jedenfalls funktioniert, da hatte ich allerdings deutlich weniger Gepäck an Bord.»
Der Mann schaute unzufrieden auf Alastair, aber er machte keinerlei Anstalten mehr, sie aufzuhalten. «Gute Reise, Miss!» Er tippte an seine Mütze, als wollte er vor ihr salutieren und wandte sich dann dem nächsten Fahrzeug zu.
Auf ihrer Erkundungstour über die Fähre, die sie unternahmen, nachdem sie ihre Kabinen bezogen hatten, begegnete ihnen die Crew der Midnight Fairytales . Tally war nicht dabei. Sie hatte sich sofort in ihre Kabine zurückgezogen und niemand schien sie zu vermissen. Im Laufe des Abends wurde immer deutlicher, dass es den Musikern der Fairytales an Loyalität fehlte.
Alva staunte nicht schlecht, als sie erfuhr, dass Tally jeden Einzelnen von ihnen sorgfältig ausgewählt hatte. Ihre Vorstellung von ein paar Freunden, die gemeinsam Musik machten und eher zufällig einen Hit gelandet hatten, stellte sich als hoffnungslos romantisch heraus. Der Erfolg der Midnight Fairytales war von Anfang an geplant und mit viel Know-how und noch mehr Geld vorbereitet worden. «Wenn das Experiment nicht funktioniert», sagte einer der Musiker, «dann suchen wir uns halt eine andere Band.»
«Einfach so?» Alva war verwirrt.
Er zuckte mit den Schultern. «Wir haben alle Erfahrung als Studiomusiker und ein bisschen Promotion kann keinem von uns schaden. Außerdem ist eine Tour immer eine nette Abwechslung.»
Sie hätte schwören können, dass ein anderer brummte: «Das wird sich noch herausstellen, mit dieser Zicke!»
Während die Jungs bald loszogen, um sich die Zeit mit Computerspielen zu vertreiben, schlug Chris vor, die Einkaufspassage zu besuchen. Es war ihr anzumerken, dass sie sich bemühte, Alva aufzumuntern, die immer wieder sehnsüchtig in die Ferne blickte. Die Backgroundsängerinnen der Fairytales , darunter auch Mandy, schlossen sich ihnen an, und weil sie sich sogar für ihre ausfallenden Bemerkungen im Übungsraum entschuldigte, hatte Alva keinen guten Grund, sich ihr gegenüber ablehnend zu verhalten. Immerhin war das Glück eindeutig auf Alvas Seite und ein bisschen tat Mandy ihr sogar leid. Bestimmt hatte sie ihre Qualitäten. Wenn sogar eine professionelle Bandleaderin wie Tally sie auf diese alles entscheidende Tour mitgenommen hatte, sollte Alva nicht daran zweifeln.
Der Andrang im Restaurant war groß, und sie wurde auserkoren, den Tisch am Fenster zu bewachen, während die anderen zum Buffet gingen.
«Salat und Burger, bitte sehr!» Mandy stellte das Tablett vor ihr ab und setzte sich neben sie. Auf so viel Nähe war Alva nicht vorbereitet und warf Chris einen fragenden Blick zu. Die zuckte nur mit den Schultern, als wollte sie sagen: Das war es doch, was du bestellt hast, oder?
Während des Essens beobachtete sie Mandy unauffällig. Ein wenig seltsam war es schon, dass sie ihre Rolle als Leadsängerin einfach aufgegeben hatte. Aber sie wirkte entspannt und schien zur Chefin der Background-Truppe aufgestiegen zu sein.
Bald verabschiedeten sich die
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