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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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kleine Gruppe musste den Weg mehrfach gehen, um ihr Gepäck in dem schwarz gestrichenen Gefährt unterbringen zu können. Das Kleid, das sie beim ersten Auftritt getragen hatte, war nicht dabei. Es war warm und unbequem gewesen. Stattdessen hatte sie noch einmal die nette Verkäuferin besucht und sich ihr anvertraut. Am Ende war sie mit weiteren Teilen der Designerin herausgekommen, die schon dieses wunderbare anthrazitfarbene Kleid entworfen hatte. Alva brannte darauf, sich Julen bei einer passenden Gelegenheit darin zu präsentieren. Im Moment lag es aber ordentlich gefaltet in ihrer Reisetasche.
    Sie fragte sich, wo er blieb. Inzwischen war alles erledigt: Die Wohnungstür doppelt abgeschlossen, die Kaffeemaschine ausgeknipst und das letzte Mal alle Fenster kontrolliert.
    «Eigentlich ist das überflüssig», meinte Chris, «ich glaube, alles, was man uns klauen könnte, haben wir in den Bus geschleppt.»
    «Nicht ganz. Mein Cello durfte ich ja nicht mitnehmen.»
    «Wo hättest du das auch unterbringen wollen?»
    Tatsächlich war ihr Gefährt, so groß es auch anfangs gewirkt hatte, nun vollgestopft mit Instrumenten, Technik und ihren Taschen. Und unter den Bänken entdeckte sie Getränkekisten und Kartons mit Proviant.
    «Ihr glaubt wohl, dass es auf dem Kontinent nichts zu essen gibt.» Alva ließ sich auf eine der Sitzbänke fallen, während Chris die schmale Treppe nach oben stieg und sich dabei an beiden Seiten festhalten musste, weil der Bus in den Kurven ziemlich schwankte.
    Sie dachte an das Telefonat mit ihren Eltern zurück. Alva mochte keine Konfrontationen und hatte bis vorgestern damit gewartet, die beiden über ihre Pläne zu informieren. Zuerst hatte sie aber im Club angerufen und ihren Job gekündigt. Richard war selbst am Telefon gewesen und hatte nicht besonders überrascht reagiert. Er hatte ihr sogar noch viel Glück gewünscht und angeboten, dass sie nach ihrer Rückkehr wieder im Amnesia arbeiten könne. «Falls du dann keine anderen Pläne haben solltest.» Dabei hatte er merkwürdig gelacht, aber Alva war froh gewesen, dass er die Sache so locker nahm, und hatte nicht nachgefragt, was er damit meinte.
    Nachdem dieses Gespräch erstaunlich gut gelaufen war, hatte sie die Nummer ihrer Eltern gewählt. Erstaunlicherweise war Brigitta recht locker geblieben und hatte das Telefon bald an Alvas Dad weitergereicht.
    «Wie kommst du nur auf diese Schnapsidee?» Seine Reaktion war eine echte Überraschung für Alva. Er hörte nicht auf, die Gefahren einer Europareise zu beschwören.
    Den Tränen nahe unterbrach sie ihn schließlich. «Aber Papa, Tom ist doch dabei! Er passt schon auf mich auf.» Und außerdem bin ich erwachsen. Wann würden ihre Eltern das endlich begreifen?
    «Ich dachte, du wolltest dir in der Stadt einen ordentlichen Job suchen. Stattdessen willst du mit diesem Hallodri durch die Weltgeschichte gondeln.»
    Im Hintergrund war Protest zu hören und es raschelte im Hörer, als würde ihr Vater das Mundstück zuhalten. Plötzlich war er wieder da. «Also gut. Du solltest sie zwar erst zum Geburtstag bekommen, aber nun müssen wir sie dir eben jetzt schon geben.»
    «Ja?», fragte Alva unsicher. Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    «Du bekommst eine Kreditkarte von uns. Wenn etwas passiert, dann kommst du sofort nach Hause, egal was dein Bruder sagt. Ist das klar?!» Seine Stimme klang merkwürdig, als er hinzufügte: «Pass gut auf dich auf!» Dann war Brigitta wieder am Telefon und versprach, die Karte per Kurier zu schicken. «Morgen Mittag ist sie da. Und tu mir einen Gefallen: Schick uns wenigstens regelmäßig eine SMS.»
    «Jeden Tag!», hörte sie die Stimme ihres Vaters aus dem Hintergrund.
    «Hast du gehört?» Brigitta sprach jetzt sehr leise. «Bitte versuch, es nicht zu vergessen, dein Vater dreht sonst womöglich durch und reist euch hinterher!»
    Alva glaubte ihr sofort und versprach hoch und heilig, sich täglich zu melden. Mit einem erleichterten Seufzer legte sie schließlich auf. Was hätten ihre Eltern wohl gesagt, wenn sie gewusst hätten, dass sie nicht einfach nur verreisen wollte, sondern mit einer Band auf Tournee gehen würde?
    Verzerrte Stimmen und das Knacken eines Funkgeräts weckten Alva aus einem unruhigen Schlaf. Aufmerksam hörte sie nun zu, wie Alastair zum dritten Mal geduldig erklärte, dass ihr Bus keineswegs zu hoch war.
    «Wenn ich es doch sage! Mein Baby ist eine Spezialanfertigung, will das nicht in deinen Fischkopp rein?»
    Wie erwartet

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