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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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dem Zugriff anderer verborgen halten, wenn es um seine Gefühle für Alva ging, gelang ihm dies leider nicht ganz so gut. Anderen war es ähnlich ergangen, sobald sie ihre Seelengefährten gefunden hatten. Rasch schob er diesen Gedanken beiseite. Sein Gesicht blieb undurchdringlich. «Was denkst du? Sie ist mein Job.»
    «Nimm es mir nicht übel, aber ich bin mir nicht sicher, ob du da immer unterscheiden kannst.» Sie erwartete zum Glück keine Antwort und sprach weiter: «Was war dann gerade los?»
    Mit wenigen Worten schilderte er sein Erlebnis. «Hast du eine Ahnung, was da vor sich geht?»
    Sie schüttelte bedauernd den Kopf. «So etwas habe noch niemals erlebt. Wie auch immer, dieser Typ scheint es nicht auf das Leben deines Schützlings abgesehen zu haben. Ein Nebenbuhler vielleicht?» Ratlos sah sie ihn an.
    Gedankenverloren nahm Julen einen weiteren Schluck von dem Blut, das seine Gastgeberin ihm nach dem Zwischenfall serviert hatte. Es war von außerordentlicher Qualität.
    Bevor er sich für ihre großzügige Gabe bedanken konnte, hob sie die Hand. «Nicht der Rede wert!»
    Natürlich war der Schnitt längst nicht mehr zu sehen, mit dem sie ihre Adern geöffnet hatte, um ihre Kraft und Energie mit ihm zu teilen. Das Blut der mächtigen Vampirin würde ihn für längere Zeit zusätzlich stärken.
    Seine Gedanken kreisten pausenlos um Alva. Am liebsten hätte er sie noch einmal angerufen, doch er konnte spüren, dass sie nun tief und traumlos schlief. Als die Statthalterin sich kurz darauf wortlos zurückzog, bemerkte er es kaum. Je länger er darüber nachdachte, desto weniger glaubte er, dass sein Interesse an Alva einen Konkurrenten herausgefordert haben könnte. Jeder Mann hätte den Nebenbuhler und nicht die Frau angegriffen, um die er sich bemühte. Zudem gab es diese weißen Träume schon weit länger in ihrem Leben als ihn selbst.
    Endlich war es so weit. Die Sonne berührte den Horizont und ohne zu zögern öffnete Julen das Portal.
    Die Szene, die sich ihm am Ziel seiner Reise präsentierte, erschreckte ihn. Vor der geöffneten Tür des Busses stand eine Gruppe junger Leute, in der Mitte der Tourmanager, der daran zu erkennen war, dass er wild gestikulierend für Ruhe zu sorgen versuchte.
    Julen trat aus den Schatten, die seine Ankunft verschleiert hatten, und bahnte sich einen Weg durch die Gruppe. Jemand versuchte, ihn am Arm festzuhalten, und Alastair sagte erleichtert seinen Namen, aber all dies kümmerte ihn nicht. Mit langen Schritten stürmte er die schmale Treppe hinauf. Chris blickte auf und für einen Augenblick glaubte er, Erleichterung in ihrem Gesicht zu sehen.
    Das hielt allerdings nur so lange vor, bis er nicht besonders freundlich fragte: «Was ist hier los?»
    «Das siehst du doch selbst!» Sie hielt ihm ein Medikamentendöschen entgegen. «Das lag neben dem Bett. Alva hat versucht sich umzubringen.» Sie klang dabei vorwurfsvoll, als glaubte sie, Julen hätte Alva das Gift selbst eingeflößt.
    Er griff nach dem Töpfchen und las die Beschreibung. «Mit einem Mittel gegen Seekrankheit?»
    «Na ja, wenn man zu viel davon nimmt ... gestern war es noch fast voll.»
    «Hat sie das Zeug von dir?» Julen erwartete keine Antwort. Er beugte sich über Alva, die an Schneewittchen erinnerte, so regungslos lag sie da. Anders als die Schöne aus dem Märchen atmete sie jedoch ruhig und gleichmäßig.
    Erleichtert öffnete er seine Sinne. Ihr Schlaf war tatsächlich ungewöhnlich tief, wie nach einer großen emotionalen Anstrengung. Vielleicht war dies des Rätsels Lösung. Weil sie kaum nach dem Medikament roch, das Chris ihm vorwurfsvoll unter die Nase gehalten hatte, glaubte er nicht, dass sie mehr als eine oder zwei Tabletten genommen hatte. Trotzdem musste irgendetwas geschehen, um sie aus den Fängen eines möglicherweise gefährlichen Schlafs zu befreien.
    Er hatte eine Idee, aber dafür brauchte er keine Zeugen. Während er sanft über Alvas Wange strich, spürte er deutlich Chris’ Blick im Nacken, die jede seiner Bewegungen argwöhnisch verfolgte.
    Ihm wurde klar, dass er Alvas Freundin nicht loswerden würde. «Könntest du», fragte er deshalb freundlich, «frisches Wasser und ein feuchtes Tuch besorgen?»
    Es war ihr anzusehen, dass sie ihn nicht mit der Schlafenden alleinlassen wollte.
    Seine Frage hatte er mit einem gedanklichen Schubs verbunden und wie meistens zeigte dieser kleine Trick auch jetzt seine Wirkung. Chris drehte sich abrupt um und lief die Stufen hinab. «Ich bin

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