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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ausgezeichnete Instinkte und ging sofort wieder ein paar Stufen hinunter. Dabei räusperte er sich erneut, dieses Mal wahrscheinlich auf der Suche nach einer einigermaßen stabilen Stimme, und stellte schließlich die für ihn wichtigste Frage: «Kannst du singen?»
    Offenbar wollte er ganz sicher gehen und sich nicht auf Chris verlassen.
    «Ja natürlich! Wie spät ist es eigentlich?»
    Der Manager murmelte etwas, das sehr nach verdammt spät klang.
    Alva sah auf die Uhr und stieß einen schrillen Schrei aus. «Oh mein Gott! Warum habt ihr mich nicht eher geweckt?» Von unten hörte man Chris’ Stimme und was sie auch zu sagen haben mochte, es klang nicht besonders freundlich.
    «Ich muss mich umziehen. Und meine Haare! Was mache ich nur mit meinen Haaren? Hilfe!»
    Es war Zeit, einzugreifen, fand Julen. Das hier sah erschreckend nach einer aufziehenden Hysterie aus. Er kannte genügend Frauen, um zu wissen, dass er nicht helfen konnte. Eines konnte er allerdings doch tun. «Selbstverständlich wird sie singen und je schneller ihr alle hier verschwindet, desto eher steht sie auf der Bühne.»
    Eilige Schritte waren auf der Treppe zu hören und unten das Getrappel vieler Füße, der Bus schwankte noch zweimal, dann war Ruhe.
    Sie sahen sich an, und bevor Alva auch ihn rauswarf, hob Julen beschwichtigend die Hand. «Was ist auf dem Schiff passiert?» Er konnte sich täuschen, aber er hatte Gift in ihrem Blut gerochen und der Verdacht war zu wichtig, um die Sache auf sich beruhen zu lassen. Egal, ob sie jetzt in Stimmung für Gespräche war oder nicht.
    «Ich habe etwas Falsches gegessen», sagte Alva leise. «Ich verstehe nur nicht ...»
    «Was?» Seine Stimme hatte unbeabsichtigt scharf geklungen.
    «Mandy hat genau das Gleiche gegessen wie ich. Aber sie scheint es gut vertragen zu haben.»
    «Vielleicht eine Allergie oder die Kombination aus Essen und Seegang», versuchte er sie zu beruhigen.
    Dann spuckt man kein Blut. Schnell versuchte sie an etwas anderes zu denken, doch dafür war es schon zu spät. Laut sagte sie: «So wird es gewesen sein.»
    Er machte sich Vorwürfe, sie aus den Augen gelassen zu haben, er würde der Sache nachgehen. «Wenn du etwas brauchst, ich bin in der Nähe. Ansonsten ...», er tippte vielsagend auf sein linkes Handgelenk, wo die meisten Menschen normalerweise ihre Armbanduhr trugen.
    Vielleicht war es nicht ganz fair, sich vor ihren Augen in den Schatten zu verlieren. Doch er war ein Vampir, ein Dunkelelf, ein Vengador des Rates, und es gehörte nicht zu seinen Aufgaben, Abendveranstaltungen zu retten oder weinenden Mädchen seine nicht ganz preiswerten Taschentücher zu überreichen, die sie dann auch noch wie irgendein verdammtes Papierding zusammenknüllten und unter ihre Kopfkissen stopften. Nicht, dass er das kostbare Leinen in diesem tropfnassen Zustand gerne zurückbekommen hätte. Andererseits, hätte er seinen Job ordentlich gemacht, wäre ihr auf dem Schiff nicht übel geworden und sie hätte nicht schlafen müssen, also auch keinen ihrer unheimlichen Träume gehabt. Was für ein Schwachsinn! Fest stand nur eines: Er war ein lausiger Aufpasser.
    Die anderen Musiker waren verschwunden, nur Tom und Chris warteten ungeduldig auf Alvas Erscheinen. Julen hielt sich im Schatten, konnte aber wenig Neues aus ihrem Gespräch erfahren.
    Chris trat unruhig von einem Bein auf das andere. «Ich gehe schon mal vor, aber du lässt sie nicht aus den Augen, hörst du? Und wenn sie in zehn Minuten nicht fertig ist, dann sag mir sofort Bescheid.»
    «Wohin willst du?»
    «Ich muss aufs Klo, wenn du es genau wissen willst», rief sie über die Schulter gewandt zurück.
    Toms Schmunzeln sah sie nicht mehr. «Aha, Miss Cool hat also auch Lampenfieber.» Er klang zufrieden.
    Julen war für einen Augenblick unentschlossen. Sollte er hierbleiben und auf Alva warten oder die Gelegenheit nutzen, um mehr über die Ereignisse des Nachmittags zu erfahren? Ohne Zweifel ahnte Chris nach seinem plötzlichen Auftauchen, dass er nicht war, was er zu sein vorgab. Schließlich entschied er sich dafür, der Fee zumindest zu sagen, dass er wusste, wer sie war.
    Um einen Gegner wie Alvas Traum-Stalker bekämpfen zu können, brauchte er unter Umständen Verbündete. Ein kaltes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Sollte Chris nicht freiwillig kooperieren, würde er keine Sekunde zögern, sie dazu zu zwingen ... oder auszuschalten.
    Soeben war sie in einer schmalen Gasse verschwunden, die zwischen zwei

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