Das Feenorakel
Körpers, von denen sie vor der Begegnung mit Julen nicht einmal geahnt hatte, wie wunderbar sie sich unter der Berührung des richtigen Mannes anfühlten.
Und Julen war der Richtige , selbst wenn das laut ausgesprochen schrecklich schmalzig geklungen hätte und vielleicht auch nicht für immer, aber ganz sicher jetzt und hier.
Sie drehte sich um, legte die Hände in seinen Nacken und stellte sich auf die Zehenspitzen, weil sie geküsst werden wollte. Genau in diesem Augenblick hörte sie ein leises Brummen, das anstelle eines Klingelns ertönte, sobald Julen angerufen wurde. «Geh nicht dran!»
Natürlich löste er sich doch aus ihrer Umarmung, wenn auch mit deutlichem Bedauern.
Das Telefonat war kurz und das Handy verschwand wieder in der Hosentasche.
Unwillkürlich folgte ihr Blick der Bewegung seiner Hand und es war unübersehbar, dass sein Körper andere Pläne hatte und Julen dieser Anruf ganz und gar nicht gepasst hatte.
Ihr ging es ebenso und sie sah ihn unter halb geschlossenen Lidern mit einem Blick an, von dem sie hoffte, dass er ihrem Vorhaben förderlich sein würde. Sie wollte endlich wissen, ob ihre erotischen Träume der Realität standhielten.
«Florentine hat jetzt Zeit für uns.»
Alva erstarrte. «Kann man das nicht auf später verschieben?» Sah sie da vielleicht ein Zögern? Hoffnungsvoll machte sie einen Schritt auf ihn zu. Aber nein, er mochte die Unterbrechung ebenso wenig willkommen heißen wie sie, aber er war der Vernünftigere.
«Wir können froh sein, dass sie überhaupt mit uns spricht.» Sein unverschämtes Lächeln nahm dem Ton, in dem er das sagte, die Schärfe. Trotzdem fragte sich Alva, zu welchem Preis sie diese Audienz bei der Operndiva erhielten. Nienibit hatte ihr eingeschärft, dass es in der Feenwelt nichts umsonst gab und dass sie gut daran täte, dies nie zu vergessen. «Warum tut sie es dann?»
«Das lass meine Sorge sein!»
Seine Worte klangen fast wie ein Befehl, trotzdem wollte sie mehr wissen und hatte schon den Mund geöffnet, um nachzufragen, da kam er ihr bereits zuvor.
«Wir reden später darüber. Und jetzt beeile dich, bitte!»
Darauf konnte er sich verlassen, dass sie diese Frage nicht vergessen würde. Woher kannte er Florentine überhaupt, war sie vielleicht auch einmal seine Geliebte gewesen? Mit einem unguten Gefühl kam sie trotz dieser drängenden Fragen seiner Bitte nach und stand in Rekordgeschwindigkeit wieder vor ihm. Dieses Mal in Jeans und T-Shirt, was auch nicht eben passend für einen Auftritt in der Hotelbar war. «Und die Schuhe hast du wohl vergessen?»
Sein Gesichtsausdruck ließ sie in lautes Gelächter ausbrechen. «Das nächste Mal fragst du lieber, bevor du meine Garderobe zusammenstellst.» Alva stieg in die hohen Schuhe und verzog den Mund. Ihre Füße brannten. «Ich bin so weit, kommst du?»
Keine zehn Minuten später saßen sie mit Florentine an einem ruhigen Tisch in der Hotelbar. Der Pianist hatte längst Feierabend gemacht. Alva bemühte sich, ihre Aufregung zu verbergen. Würde diese Frau ihr tatsächlich wichtige Ratschläge geben können, wie sie mit der Magie ihrer Stimme besser umgehen konnte?
Florentine ließ sich ein Getränk servieren und musterte Julen eingehend, Alva schien für sie gar nicht zu existieren. «Ich hätte nicht gedacht, dass du in den wenigen Jahren eine derart beachtliche Karriere machen würdest», sagte sie schließlich an ihn gewandt. «Dein Vater wäre stolz auf dich.»
«Wir reden hier nicht über mich.» Dann schien er sich eines Besseren zu besinnen und sagte ruhiger: «Ich bin dir dankbar, dass du dich bereit erklärt hast, mit Alva zu sprechen.»
Sie lachte. «Über den Preis reden wir später, mein Lieber. Mir wird bestimmt etwas einfallen.» Den Kopf schräg gelegt, sah sie aus, als fiele es ihr nicht schwer, sich eine ganze Reihe von Belohnungen auszudenken.
Gefälligkeiten, von denen Alva, da war sie sich ganz sicher, nicht eine einzige mögen würde.
Mit einem theatralischen Seufzer verabschiedete sich Florentine von ihren Überlegungen. «Vielleicht ist es gar nicht verkehrt, einen Vengador in der Familie zu haben.» Dabei tätschelte sie Julens Wange, der diese fast mütterlich anmutende Geste mit ausdruckslosem Gesicht über sich ergehen ließ.
Rasch klemmte sich Alva die Finger zwischen die Knie, weil sie Angst davor bekam, gleich aufzuspringen und dieser Person die Augen auszukratzen, wenn sie sich nicht zusammenriss. Konzentriert betrachtete sie das kleine Loch in
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