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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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das sie sich entschieden hatte, saß einwandfrei. Vielleicht sehen wir doch nicht so heruntergekommen aus , dachte sie. Alva hob ihr Kinn etwas höher, widerstand dem Impuls, sich wenigstens einmal kurz über den Nasenrücken zu streichen, und entschied sich dafür, die Annehmlichkeiten, die ein solches Hotel zweifellos zu bieten hatte, einfach zu genießen.
    Mit einer weiteren Verbeugung öffnete der Hotelangestellte schließlich eine Zimmertür, knipste das Licht an und bat sie, ihm zu folgen. «Es tut uns sehr leid, dass wir kein besseres Zimmer haben.» Er klang ehrlich zerknirscht. «Aber wir sind fast vollständig ausgebucht.»
    Julen nickte nur und entließ ihn mit einem Trinkgeld.
    Nach dieser Entschuldigung hätte Alva ganz bestimmt nicht damit gerechnet, in einer Suite zu landen. Staunend sah sie sich um.
    «Sollen wir etwa hier übernachten?»
    «Gefällt es dir nicht?»
    «Doch, schon.» Sie ließ sich in einen weich gepolsterten Sessel fallen und streifte ihre Schuhe ab. «Die anderen werden sich bestimmt Sorgen machen und ich habe nicht einmal meine Handtasche bei mir.»
    Es stellte sich hinter sie und massierte ihre Schultern. «Entspann dich einfach, Chris weiß Bescheid. Aber gut, dass du mich erinnerst.»
    Seine Hände verschwanden von ihren Schultern und unwillkürlich gab Alva einen enttäuschten Laut von sich. Julens Lachen klang, als gefiele es ihm, dass sie seine Berührungen so schnell vermisste. Als sie sich nach ihm umdrehte, hielt er bereits ein Handy in der Hand.
    Sie war nicht wenig überrascht zu erfahren, dass sie ihre Freunde erst in der Stadt wiedersehen sollte, in der sie ihren nächsten Auftritt haben würden.
    «Ich wäre ganz gerne gefragt worden», sagte sie, sobald er das Telefonat beendet und sein Handy wieder eingesteckt hatte.
    Julen seufzte. «Du hast natürlich recht. Aber wenn die anderen dabei sind, können wir nicht in Ruhe miteinander reden, und wie du dir denken kannst, gibt es ein paar Dinge, die ich mit dir besprechen möchte.»
    Besprechen? Ein gemeinsames Hotelzimmer klang aber nicht nach einem kurzen Meinungsaustausch! Bevor sie antworten konnte, öffnete sich die Tür zum Nebenzimmer und ein Zimmermädchen trat heraus. «Es ist gerichtet, Sir. Sollten Sie noch etwas benötigen, stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.» Sie wies auf das Telefon, das auf einem eleganten Schreibtisch stand.
    «Das wird nicht notwendig sein.» Julen entließ auch sie mit einem Trinkgeld.
    «Was war das jetzt?» Alva stand auf und ging auf bloßen Füßen in den Nebenraum, der sich wie vermutet als Schlafzimmer entpuppte. Außer einem außerordentlich großen Bett fiel ihr nichts Ungewöhnliches auf. Sie kicherte. «Sag mal, soll das eine romantische Entführung sein oder gibt es hier noch ein zweites Schlafzimmer. Nicht, dass mich das wundern würde.»
    «Möchtest du von mir entführt werden?»
    Erneut hatte Julen sich ihr auf geheimnisvolle Weise genähert und seine dunkle Stimme dicht an ihrem Ohr zu hören, ließ sie wohlig erschaudern. Sie lehnte sich zurück und ließ es zu, dass er ihr Haar beiseiteschob und die Fingerspitzen über ihren Hals gleiten ließ.
    Leider blieb es dabei. Julen entließ sie aus seiner Umarmung, und Alva hatte ein bisschen Mühe, ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen. Das Äußere ebenso wie das Innere. «Du bist mir wirklich eine Erklärung schuldig! Glaub ja nicht, dass du dich auf Dauer davor drücken kannst.» Die Enttäuschung machte sie kratzbürstig. «Aber wenn wir hier schon im absoluten Luxus sitzen, dann würde ich mich jetzt eigentlich erst einmal gern ein bisschen renovieren.» Sie wollte sich die Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen, bei der zweiten Begegnung mit dieser Florentine besser auszusehen. Außerdem roch sie nach Rauch und ganz sicher auch ansonsten nicht besonders frisch.
    Was hat er sich nur dabei gedacht, mich ohne Umweg von der Bühne in die Oper und dann auch noch hierher zu schleppen? , fragte sie sich und fand diesen Gedanken gleich darauf spießig. Julen hatte man schließlich ungewöhnlich großen Respekt entgegengebracht und er sah auch nicht gerade wie ein typischer Gast aus. Vorhin war ihr der Vergleich mit einem Rockstar eingefallen, aber jetzt kam er ihr eher wie ein gefährlicher Romanheld vor, wie er sie unter dem blonden Haarschleier hervor musterte, als sei sie seine neueste Beute. Eine Beute, die sich bereitwillig von ihm hätte verführen lassen.
    «Ah, dann muss die Entführung wohl noch warten.»
    Wie

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