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Das fehlende Glied in der Kette

Das fehlende Glied in der Kette

Titel: Das fehlende Glied in der Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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holte ein Zigarettenetui hervor und zündete sich eine Zigarette an.
    «Du weißt bereits, dass Inglethorp zurück ist?»
    «Ja. Ich habe ihn getroffen.»
    John schnippte das Streichholz auf das Blumenbeet neben uns. So etwas konnte Poirot nicht mit ansehen. Er hob es auf und verscharrte es sorgsam.
    «Ich weiß überhaupt nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.»
    «Diese Unsicherheit wird bald zu Ende sein», kündigte Poirot an.
    John sah verwirrt drein, er verstand nicht, was sich hinter diesen rätselhaften Worten verbarg. Er händigte mir die zwei Schlüssel aus, die Bauerstein ihm gegeben hatte.
    «Zeig Monsieur Poirot alles, was er sehen will.»
    «Sind die Zimmer abgeschlossen?», fragte Poirot.
    «Dr. Bauerstein fand das ratsam.»
    Poirot nickte nachdenklich.
    «Dann ist er sich seiner Sache sehr sicher. Na, das vereinfacht die Dinge für uns.»
    Wir gingen zusammen zu dem Zimmer, in dem sich die Tragödie abgespielt hatte. Zur allgemeinen Verständlichkeit füge ich einen Plan des Zimmers und seiner wichtigsten Möbelstücke bei.
     

     
    Poirot schloss die Tür von innen ab und begann mit einer peinlich genauen Untersuchung. Er bewegte sich mit der Behändigkeit eines Grashüpfers von einem Gegenstand zum nächsten. Ich blieb bei der Tür stehen, da ich befürchtete, mögliche vorhandene Hinweise zu verwischen. Doch Poirot schien mir für meine Vorsicht nicht dankbar zu sein.
    «Was haben Sie denn, mein Freund? Warum bleiben Sie da stehen wie ein – äh, wie sagt man? – ah ja, wie festgenagelt?»
    Ich erklärte ihm, dass ich befürchtete, irgendwelche vorhandenen Fußspuren zu verwischen.
    «Fußspuren? Was für ein Gedanke! Hier ist doch schon eine ganze Armee durchmarschiert! Welche Fußspuren könnte man da wohl noch finden? Nein, kommen Sie näher und helfen Sie mir bei meiner Suche. Ich stelle meine kleine Tasche jetzt ab, bis ich sie brauche.»
    Er legte sie dann auf den runden Tisch am Fenster, aber das war unklug, denn die Platte lag nur lose auf und der Aktenkoffer fiel zu Boden.
    «Et voilà une table!», rief Poirot aus. «Ach, mein Freund, da lebt man nun in einem großen Haus und hat doch so wenig Komfort!»
    Nach dieser tiefsinnigen Anmerkung setzte er seine Suche fort. Als Nächstes widmete er seine Aufmerksamkeit einem kleinen violetten Aktenkoffer, der mit dem Schlüssel im Schloss auf dem Schreibtisch stand. Er zog den Schlüssel aus dem Schloss und reichte ihn mir zur genaueren Inspektion. Ich konnte jedoch nichts Auffälliges daran feststellen. Es war ein ganz normaler Sicherheitsschlüssel, durch den ein Stückchen verbogener Draht gezogen war.
    Danach untersuchte er den Rahmen der Tür, durch die wir eingedrungen waren, und vergewisserte sich, dass sie verriegelt gewesen war. Dann ging er zu der Tür gegenüber, die in Cynthias Zimmer führte. Diese Tür war auch verriegelt, wie ich bereits festgestellt hatte. Er machte sie jedoch mehrmals auf und zu und gab sich dabei größte Mühe, auch das noch so kleinste Geräusch zu vermeiden. Plötzlich schien etwas am Riegel selbst seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Er untersuchte ihn sorgfältig, zog dann geschickt eine Pinzette aus seinem Köfferchen und holte damit einen winzigen Gegenstand hervor, den er sorgfältig in ein kleines Kuvert tat, das er zuklebte.
    Auf der Kommode stand ein Tablett mit einem Spirituskocher und einem kleinen Topf, dessen Boden von einer dunklen Flüssigkeit bedeckt war. Daneben stand auf einer Untertasse eine leere Tasse, aus der getrunken worden war.
    Ich wunderte mich, wie ich so unaufmerksam hatte sein können und das übersehen hatte. Das hier war ein wertvoller Hinweis. Poirot tauchte seinen Finger behutsam in die Flüssigkeit und kostete vorsichtig. Er zog eine Grimasse.
    «Kakao – mit – Rum, denke ich.»
    Er wandte sich nun dem Durcheinander auf dem Fußboden zu, wo der Tisch neben dem Bett umgestürzt war. Eine Leselampe, ein paar Bücher, Streichhölzer, ein Schlüsselbund und die Scherben einer Kaffeetasse lagen durcheinander.
    «Ach, das ist aber merkwürdig», sagte Poirot.
    «Ich muss gestehen, dass mir hier nichts besonders Merkwürdiges auffällt.»
    «Nein? Schauen Sie doch nur die Lampe an – der Zylinder ist an zwei Stellen zerbrochen. Die Scheiben liegen so, wie sie gefallen sind. Aber sehen Sie dort, die Kaffeetasse ist in winzigste Scherben zerstampft.»
    «Hm», sagte ich müde, «wahrscheinlich ist jemand draufgetreten.»
    «Sehr richtig.» Poirots Stimme klang

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