Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fehlende Glied in der Kette

Das fehlende Glied in der Kette

Titel: Das fehlende Glied in der Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
sein, dass uns der Mörder für dumm hält.»
    Ich pflichtete ihm bei.
    «Und da, mon ami, können Sie mir eine große Hilfe sein.»
    Ich freute mich über das Kompliment, denn es hatte Situationen gegeben, in denen ich das Gefühl hatte, dass Poirot mich unterschätzte.
    «Ja», fuhr er fort und sah mich gedankenvoll an. «Sie werden von unschätzbarem Wert sein.»
    Doch Poirots nächste Worte waren weniger erfreulich.
    «Ich muss einen Verbündeten im Haus haben», stellte er grübelnd fest.
    «Sie haben doch mich», protestierte ich.
    «Stimmt, aber Sie genügen nicht.»
    Ich war gekränkt und zeigte das auch. Poirot beeilte sich mit einer Erklärung.
    «Sie haben mich missverstanden. Es ist doch allgemein bekannt, dass Sie mit mir zusammenarbeiten. Ich brauche jemanden, der nicht mit uns in Verbindung gebracht wird.»
    «Ah, ich verstehe. Wie wäre es mit John?»
    «Nein, eher nicht.»
    «Der alte Knabe ist auch vielleicht nicht besonders helle», sagte ich nachdenklich.
    «Hier kommt Miss Howard», sagte Poirot plötzlich. «Sie ist genau die Richtige. Aber da ich Mr. Inglethorps Unschuld bewies, bin ich bei ihr nicht besonders gut angeschrieben. Na, wir können es ja trotzdem mal versuchen.»
    Miss Howard erklärte sich mit einem schroffen Kopfnicken bereit, Poirot einige Minuten ihrer Zeit zu opfern.
    Wir gingen in das kleine Morgenzimmer und Poirot schloss die Tür.
    «Also, Monsieur Poirot, worum handelt es sich?», fragte Miss Howard ungeduldig. «Raus damit, ich habe zu tun.»
    «Erinnern Sie sich noch daran, Mademoiselle, dass ich Sie einmal um Ihre Hilfe bat?»
    «Ja.» Miss Howard nickte. «Und ich antwortete, ich würde Ihnen mit Freuden helfen – Alfred Inglethorp an den Galgen zu bringen.»
    «Hm.» Poirot sah sie aufmerksam an. «Miss Howard, ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Bitte beantworten Sie sie wahrheitsgemäß.»
    «Ich lüge nie», erwiderte Miss Howard.
    «Es geht um Folgendes. Glauben Sie immer noch, dass Mrs. Inglethorp von ihrem Mann vergiftet wurde?»
    «Was meinen Sie damit?», fragte sie ungehalten. «Sie brauchen nicht zu denken, dass Ihre hübschen Erklärungen mich auch nur im Mindesten beeindruckt haben. Ich gebe zu, dass er das Strychnin nicht in der Apotheke gekauft hat. Na und? Ich behaupte, er hat Fliegenpapier eingeweicht, wie ich schon anfangs sagte.»
    «Das ist Arsen – kein Strychnin», sagte Poirot sanft.
    «Was macht das schon für einen Unterschied? Arsen würde die arme Emily genau so umbringen wie Strychnin. Da ich davon überzeugt bin, dass er es getan hat, ist es schnurzegal, wie er es gemacht hat.»
    «Genau. Falls Sie davon überzeugt sind, dass er es war», sagte Poirot leise. «Ich werde meine Frage anders formulieren. Haben Sie jemals im tiefsten Herzensgrund geglaubt, dass Mrs. Inglethorp von ihrem Mann vergiftet wurde?»
    «Du lieber Himmel!», rief Miss Howard. «Habe ich Ihnen nicht schon immer gesagt, der Mann ist ein Verbrecher? Habe ich Ihnen nicht schon immer gesagt, er würde sie in ihrem eigenen Bett umbringen? Habe ich ihn nicht schon immer gehasst wie die Pest?»
    «Genau», sagte Poirot. «Das bestätigt voll und ganz meine kleine Idee.»
    «Welche kleine Idee?»
    «Miss Howard, erinnern Sie sich an ein Gespräch am Ankunftstag meines Freundes hier? Er hat mir davon erzählt, und damals äußerten Sie einen Satz, der mich sehr beeindruckt hat. Erinnern Sie sich, wie Sie ganz sicher waren, dass Sie bei einem Verbrechen – falls jemand, den Sie liebten, ermordet worden wäre – instinktiv wüssten, wer der Verbrecher ist, auch wenn Sie es nicht beweisen könnten?»
    «Ja, ich erinnere mich, dass ich das gesagt habe. Ich glaube auch immer noch daran. Wahrscheinlich halten Sie das für Blödsinn?»
    «Überhaupt nicht.»
    «Und trotzdem sagt Ihnen mein Instinkt, dass Alfred Inglethorp der Täter ist, gar nichts?»
    «Nein», antwortete Poirot knapp. «Weil Ihr Instinkt sich gar nicht gegen Alfred Inglethorp richtet.»
    «Was?»
    «Nein. Sie wünschen, dass er das Verbrechen begangen haben soll. Sie halten ihn dessen für fähig. Aber Ihr Instinkt sagt Ihnen, dass er es nicht begangen hat. Er sagt Ihnen vielmehr – soll ich weiter sprechen?»
    Sie starrte ihn fasziniert an und bewegte kurz zustimmend den Kopf.
    «Soll ich Ihnen verraten, warum Sie Mr. Inglethorp so vehement anklagen? Weil Sie unbedingt glauben wollen, dass er es war. Weil Sie Ihren Instinkt unterdrücken möchten, der Ihnen einen ganz anderen Namen nennt…»
    «Nein, nein,

Weitere Kostenlose Bücher