Das fehlende Glied in der Kette
käme. Also sprach ich ihn an.
«Ich habe dich gesucht», sagte ich nicht wahrheitsgemäß.
«Ach ja?»
«Ja. Um die Wahrheit zu sagen, ich soll dir etwas ausrichten – von Poirot.»
«Ja?»
«Er bat mich zu warten, bis ich dich allein anträfe.» Ich senkte meine Stimme bedeutungsvoll und beobachtete ihn aufmerksam aus dem Augenwinkel. Ich hatte schon immer ein besonderes Talent für das so genannte Kreieren einer Atmosphäre.
«Und?»
Der Ausdruck in dem melancholischen Gesicht hatte sich nicht verändert. Ahnte er vielleicht schon, was ich sagen würde?
«Ich soll dir Folgendes ausrichten», ich sprach noch leiser. «Finde die überzählige Kaffeetasse und du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen.»
«Was in aller Welt meint er damit?» Lawrence starrte mich in ungekünsteltem Erstaunen an.
«Weißt du es nicht?»
«Nicht im Geringsten. Du?»
Ich schüttelte gezwungenermaßen denn Kopf.
«Welche übrige Kaffeetasse?»
«Ich weiß es nicht.»
«Er sollte sich lieber an Dorcas oder an eins der Hausmädchen wenden, wenn er etwas wegen Tassen wissen will. Ich weiß überhaupt nichts über Tassen, außer dass wir welche haben, die nie benutzt werden, die einfach unglaublich schön sind. Altes Worcester-Geschirr. Du bist kein Kenner, was, Hastings?»
Ich verneinte.
«Dann entgeht dir eine Menge. Es ist eine schiere Freude, schönes altes Porzellan anzufassen oder auch nur anzuschauen.»
«Hm. Was soll ich Poirot sagen?»
«Sag ihm, ich weiß nicht, wovon er redet. Ich hätte nicht die geringste Ahnung.»
«Gut, das werde ich ausrichten.»
Ich ging wieder in Richtung Haus, als er mich plötzlich zurückrief: «Sag doch bitte, wie hieß das Ende der Nachricht? Würdest du das doch noch einmal wiederholen?»
«Finde die überzählige Kaffeetasse und dann kannst du ganz beruhigt sein. Weißt du ganz sicher nicht, was das bedeutet?»
Er schüttelte den Kopf. «Nein», sagte er nachdenklich. «Leider nein. Ich wünschte, ich wüsste es.»
Vom Haus her ertönte der Gong und wir gingen zusammen hinein. Poirot war von John zum Lunch eingeladen worden und saß bereits am Tisch.
In stillschweigender Übereinkunft vermieden wir jede Erwähnung der Tragödie. Wir unterhielten uns über den Krieg und andere Themen. Aber nachdem der Käse herumgereicht worden war und Dorcas den Raum verlassen hatte, wandte sich Poirot plötzlich Mrs. Cavendish zu.
«Verzeihen Sie, Madame, dass ich an unerfreuliche Themen rühre, aber ich hatte einen kleinen Einfall» – Poirots kleine Einfälle wurden langsam zu einem feststehenden Begriff – «und würde Ihnen gern ein oder zwei Fragen stellen.»
«Mir? Gern.»
«Sie sind zu liebenswürdig, Madame. Ich möchte Sie Folgendes fragen: Sie sagen, die Tür von Mrs. Inglethorps Zimmer zu dem von Mademoiselle Cynthia war verriegelt, nicht wahr?»
«Sie war ganz bestimmt verriegelt», erwiderte Mary Cavendish ziemlich überrascht. «Das habe ich bei der Untersuchung ausgesagt.»
«Verriegelt?»
«Ja.» Sie sah verwirrt aus.
«Worauf ich hinaus will – Sie sind sicher, dass sie verriegelt war und nicht nur verschlossen?»
«Oh, jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Nein, da bin ich mir nicht sicher. Ich meinte mit verriegelt, dass sie sich nicht öffnen ließ, aber soweit ich weiß, wurde festgestellt, dass alle Türen von innen verriegelt waren.»
«Aber was Sie betrifft, hätte die Tür auch nur abgeschlossen sein können?»
«Ja.»
«Sie haben bei Ihrem Betreten von Mrs. Inglethorps Zimmer nicht zufällig bemerkt, ob diese Tür verriegelt war oder nicht?»
«Ich – ich glaube, sie war verriegelt.»
«Aber Sie haben es nicht gesehen?»
«Nein. Ich – ich habe nicht nachgeschaut.»
«Aber ich habe nachgeschaut», schaltete sich Lawrence plötzlich ein. «Ich habe zufälligerweise gesehen, dass sie verriegelt war.»
«Ah, dann wäre das ja geklärt.» Poirot sah niedergeschlagen aus.
Ich verspürte eine gewisse Schadenfreude, dass endlich einmal eine seiner kleinen Ideen nichts getaugt hatte.
Nach dem Mittagessen bat Poirot mich, ihn zu sich nach Hause zu begleiten. Ich willigte ziemlich ungnädig ein.
«Sie sind verärgert, nicht wahr?», erkundigte er sich besorgt, als wir durch den Park liefen.
«Überhaupt nicht», sagte ich kühl.
«Dann ist es ja gut. Das nimmt mir eine schwere Last von der Seele.»
Das war nicht ganz die Reaktion, auf die ich gehofft hatte. Ich hatte erwartet, dass er meine Reserviertheit bemerken würde. Aber dennoch trug die
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