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Das fehlende Glied in der Kette

Das fehlende Glied in der Kette

Titel: Das fehlende Glied in der Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Stimme verschwunden.
    «Wenn es mir passt.»
    «Du stellst dich gegen mich?»
    «Nein, aber ich spreche dir das Recht ab, meine Handlungen zu kritisieren. Hast du denn keine Freundinnen, die mir missfallen?»
    John machte einen Schritt zurück. Die Farbe schwand langsam aus seinem Gesicht.
    «Was meinst du damit?», fragte er mit unsicherer Stimme.
    «Aha!», sagte Mary ruhig. «Du siehst also, du hast kein Recht, mir in die Wahl meiner Freunde hineinzureden, nicht wahr?»
    John sah sie bittend an. «Kein Recht? Habe ich kein Recht, Mary?», sagte er mit zitternder Stimme und streckte die Hände aus. «Mary…»
    Ich dachte schon, er hätte sie umgestimmt, denn auf ihrem Gesicht erschien ein weicherer Ausdruck, doch dann drehte sie sich plötzlich heftig um.
    «Gar keins!»
    Sie ging davon, aber John rannte hinter ihr her und ergriff sie am Arm.
    «Mary» – seine Stimme war jetzt sehr ruhig – «hast du dich in diesen Bauerstein verliebt?»
    Sie zögerte, doch dann auf einmal glitt ein seltsamer Ausdruck über ihr Gesicht, alt wie die Berge und doch ewig jung, wie das Lächeln einer ägyptischen Sphinx.
    Sie befreite sich ruhig aus seinem Griff und sagte: «Vielleicht», und damit hatte sie die kleine Lichtung auch schon verlassen und John blieb wie zu Stein erstarrt zurück.
    Ich ging auf ihn zu und trat dabei auf ein paar trockene Zweige. John drehte sich um. Zum Glück nahm er an, dass ich gerade erst gekommen war. «Hallo, Hastings. Hast du den kleinen Kerl sicher nach Hause zurückbegleitet? Ein drolliger Kerl! Kann er denn wirklich was?»
    «Zu seiner Zeit galt er als einer der fähigsten Detektive.»
    «Na, dann muss da ja was dran sein, nehme ich an. Was für eine schreckliche Welt!»
    «Findest du?»
    «Gütiger Gott, ja! Diese fürchterliche Geschichte! Die Männer von Scotland Yard, die wie Springteufelchen dauernd ins Haus platzen! Man weiß nie, wo sie das nächste Mal auftauchen werden. Dicke Schlagzeilen in allen Zeitungen des Landes – diese Journalisten soll der Teufel holen! Weißt du, dass heute Morgen eine ganze Gruppe von Neugierigen vor dem Parktor stand und glotzte? Anscheinend haben wir hier eine Schreckenskammer wie bei Madame Tussaud, die man umsonst begaffen kann. Ziemlich widerlich, nicht wahr?»
    «Mach dir nichts draus, John!», sagte ich tröstend. «Das kann ja nicht ewig dauern.»
    «Nein? Es kann aber so lange dauern, dass keiner von uns seinen Kopf jemals wieder in der Öffentlichkeit zeigen kann.»
    «Nein, nein, du siehst das alles viel zu düster.»
    «Das kann einem aber auch die Laune verderben, wenn man von diesen grässlichen Journalisten verfolgt und von Idioten angestarrt wird, egal wo man ist! Aber es gibt noch Schlimmeres.»
    «Was?»
    John senkte die Stimme.
    «Hast du schon mal darüber nachgedacht, Hastings, wer es getan haben könnte? Für mich ist das ein Albtraum. Manchmal denke ich, es muss doch ein Unfall gewesen sein, denn – denn wer könnte es getan haben? Jetzt, wo Inglethorp aus dem Schneider ist, gibt es keinen Verdächtigen, niemanden, außer – einem von uns.»
    In der Tat – ein schrecklicher Albtraum für jeden Menschen. Einer von uns? Ja, es musste einer von uns gewesen sein, falls nicht…
    Mir kam ein neuer Gedanke. Ich überprüfte ihn schnell – und sofort wurde mir einiges klar. Poirots geheimnisvolle Handlungen, seine Hinweise – alles passte dazu. Wie dumm von mir, dass ich nicht schon eher daran gedacht hatte, und was für eine Erleichterung für uns alle.
    «Nein, John, es ist keiner von uns, das ist undenkbar.»
    «Ich weiß, aber wer sonst käme noch in Frage?»
    «Kannst du es nicht erraten?»
    «Nein.»
    Ich blickte mich vorsichtig um und flüsterte ihm zu: «Dr. Bauerstein!»
    «Unmöglich!»
    «Keineswegs.»
    «Aber was für ein Interesse könnte er am Tod meiner Mutter haben?»
    «Das verstehe ich auch noch nicht», gestand ich, «aber ich verrate dir etwas: Poirot denkt das.»
    «Poirot? Ach ja? Woher weißt du das?»
    Ich berichtete ihm von Poirots heftiger Erregung, als er erfuhr, dass Dr. Bauerstein in der Todesnacht in Styles gewesen war, und fuhr fort:
    «Er sagte zweimal: ‹Das ändert alles.› Und ich habe nachgedacht. Weißt du noch, dass Inglethorp erzählte, er hätte den Kaffee in der Halle abgestellt? Das war genau in dem Augenblick, als Dr. Bauerstein ankam. Ist es nicht möglich, dass der Doktor rasch etwas in den Kaffee fallen ließ, als Inglethorp ihn in die Halle brachte?»
    «Hm. Das wäre sehr riskant

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