Das Ferienhaus der Liebe
weiterhin an dich wie bisher zu denken.”
Er möchte mich nicht küssen, dachte Polly gekränkt. Und er glaubte, sie würde nicht wagen, ihn ohne Ermutigung zu küssen. “Gut, ich küsse dich jetzt”, sagte sie trotzig.
“Und?” Er seufzte, als sie zögerte, und da er hoffte, sie damit von ihrem Plan abzubringen, streckte er, gespielt einladend, die Arme nach ihr aus.
Polly biss sich auf die Lippe. Jetzt konnte sie keinen Rückzieher machen. Verlegen rutschte sie zu Simon und neigte sich über ihn.
Dabei spürte sie, wie sich seine Brust regelmäßig hob und senkte, was ihr bewies, dass ihre Nähe ihn völlig kalt ließ. Plötzlich kam sie sich sehr albern vor.
“Macht es dir wirklich nichts aus?” fragte Polly zweifelnd.
“Na los, Polly, mach schon”, erwiderte er gereizt, um zu verbergen, wie sehr er sich ihrer bewusst war. “Ich möchte heute Nacht auch noch ein bisschen schlafen.”
Bis zu dem Moment hatte Polly beabsichtigt, ihm einen flüchtigen Kuss zu geben, nur um zu beweisen, dass sie sich nicht davor fürchtete, aber Simons Sarkasmus stachelte sie an. Langsam neigte sie den Kopf, und eine Strähne fiel ihr über die Schulter und strich ihm sanft über die Wange. Dann presste Polly die Lippen verführerisch auf seine, und die Zeit schien stillzustehen.
Auch Polly wurde bei dieser zarten Berührung von einem seltsamen Gefühl durchzuckt. Sie hielt still und sah Simon in die Augen. Hör jetzt lieber auf, du hast den Beweis geliefert, sagte eine innere Stimme ihr vernünftig. Ja, es wäre besser, sich zurückzuziehen, bevor sie eine Närrin aus sich machte!
Doch ein anderer Impuls war stärker. Ohne sich der Entscheidung bewusst zu sein, küsste Polly Simon nochmals, lange und ausgiebig.
Sie vergaß völlig, wen sie küsste, und war sich nur seiner warmen Lippen bewusst. Es fühlte sich wunderbar an, so zu küssen.
Simon schob ihr die Hände ins Haar und erwiderte den Kuss hingebungsvoll. Dann drehte er sie auf den Rücken, und sie legte ihm die Arme um den Nacken, während er sie erregend streichelte.
Während er die Finger über die seidenweiche Haut ihrer Oberschenkel gleiten ließ, dachte Simon flüchtig daran, dass er sich nicht würde stoppen können, wenn er weitermachte. Das ließ ihn kurz zögern, und plötzlich wurde ihm klar, worauf er sich eingelassen hatte. Mühsam zog er die Hand weg und hob den Kopf.
Groß sah Polly ihn an.
“Und?” fragte Simon schroff. “Was denkst du jetzt?”
“Denken?” wiederholte sie mühsam. Sie konnte an nichts anderes denken als daran, wie gut sich der Kuss angefühlt hatte. Ihre Sinne waren entflammt, ihr Herz pochte wild, und sie konnte sich nicht konzentrieren.
“Du wolltest mich küssen, um festzustellen, ob du dann anders über mich denkst”, erinnerte Simon sie.
Schlagartig fiel es wieder ein, und sie machte sich von ihm los.
Lieber Himmel, was hatte sie getan? Polly schluckte trocken. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Simon so verführerisch küssen konnte?
“Nein, das tue ich nicht”, log sie mit bebender Stimme.
“Gut”, sagte Simon gelassen. “Da wir das jetzt geklärt haben, können wir vielleicht endlich schlafen.” Er knipste die Nachttischlampe aus und drehte sieh auf die Seite. Zu Pollys Erbitterung schlief er gleich darauf ein.
4. KAPITEL
Als Polly am nächsten Morgen aufwachte, lag sie allein im Bett.
Sie blinzelte, weil helles Sonnenlicht ins Zimmer flutete, und fragte sich, warum die Vorhänge anders als sonst aussahen. Morgens dauerte es immer eine Weile, bis ihr Verstand wieder richtig funktionierte.
Schläfrig erinnerte sie sich an den vergangenen Abend.
Da war Philippe, der lächelte und ihr sagte, sie sei hübsch. Martine, fürchterlich wütend aussehend, und dann Simon …
Rasch setzte Polly sich auf, als ihr plötzlich alles wieder klar einfiel: wie sie Martine die Stirn geboten hatte, während Simon ihr, Polly, zur Seite gestanden hatte, wie sie von ihm über den Kies vor dem Hotel getragen worden war, wie sie Simon geküsst hatte.
Ihr Herz pochte wie wild. Hoffentlich war das nur ein Traum gewesen! Nein, es war wirklich passiert. Sie erinnerte sich ganz genau, wie sich seine Lippen, sein Körper und seine Hände angefühlt hatten, und auch wenn sie eine lebhafte Vorstellungsgabe besaß, hätte sie sich nicht die brennende Erregung ausgemalt, die sie empfunden hatte. Allein beim Gedanken daran prickelte ihr wieder die Haut.
Als die Badezimmertür geöffnet wurde, kam Polly schlagartig in
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