Das Ferienhaus der Liebe
war, durchführbar wäre. Würde sich Pollys missliche Lage für ihn womöglich als vorteilhaft erweisen?
Er kalkulierte genau, ob die Vorzüge die Nachteile überwogen, sich mit Polly befassen zu müssen. Ja, es könnte klappen …
“Ich fahre nach Marsillac”, informierte er sie schließlich zögernd.
Sie wollte gerade den letzten Schluck Kaffee trinken und stellte erstaunt die Tasse hin. “Ehrlich?”
“Ja. Mein Haus La Treille liegt nur etwa sieben Kilometer von der Stadt entfernt.”
Eine solche Chance durfte sie sich nicht entgehen lassen.
Hoffnungsvoll sah Polly Simon an. “Würdest du mich mitnehmen?”
“Vielleicht”, antwortete er. “Unter einer Bedingung.”
“Welcher?”
“Dass du die nächsten zwei Wochen meine Verlobte spielst.”
Polly lachte schallend. “Nein, Scherz beiseite! Was ist die Bedingung?”
“Genau die”, erwiderte Simon ungerührt. “Ich nehme dich nach Marsillac mit, wenn du mir versprichst, zwei Wochen lang als meine Verlobte aufzutreten.”
Ihr verging das Lachen, und sie blickte ihn starr an. “Du erlaubst dir mal wieder einen Spaß mit mir, oder?”
Kühl sah er sie an. “Sehe ich nicht völlig ernst aus?”
“Doch, schon, aber … warum brauchst du eine Verlobte?”
“Das erklär ich dir gern.” Simon blickte sich nach dem Kellner um und bestellte mehr Kaffee, indem er einfach den Finger hob und dann auf die Kanne wies. Anschließend wandte er sich wieder Polly zu.
“Ich habe dir schon erzählt, dass ich hier Urlaub machen will, aber es steckt mehr dahinter”, begann er. “Ich versuche, einen Vertrag auszuhandeln, der für meine Firma äußerst wichtig ist. Wir sind in den USA und Asien zwar sehr erfolgreich, aber wir brauchen eine stärkere Basis in Europa. Jetzt haben wir eine Firma gefunden, deren Interessen mit unseren übereinstimmen. Wir müssen nur noch den Präsidenten überzeugen, dass eine Fusion der Firmen auch zu seinem Vorteil wäre.”
“Moment mal!” fiel Polly ihm ins Wort. “An einem Vortrag über Ökonomie liegt mir nichts. Ich wollte wissen, warum du eine Verlobte brauchst.”
“Darauf komme ich gleich”, erwiderte Simon, verärgert über die Unterbrechung. “Der Präsident der Firma heißt Julien Preucel und ist mit Chantal verheiratet, die früher eine sehr enge Freundin von mir war. Sie hat mich übrigens auf die Vorteile der Fusion aufmerksam gemacht.” Er sah Polly forschend an. “So weit klar?”
Sie nickte.
“Ich halte es für gut, Julien zuerst einmal privat zu treffen und festzustellen, ob wir auf persönlicher Ebene miteinander auskommen.
Deshalb habe ich ihn und Chantal nach La Treille eingeladen.”
“Ach, das sind die Freunde, die du erwähnt hast.”
Simon nickte. Der Kellner erschien und brachte noch eine Kanne Kaffee. Polly schnupperte genießerisch und füllte die Tassen auf. “Ich verstehe noch immer nicht, was das alles mit mir zu tun hat, Simon.”
“Darauf wollte ich gerade kommen.” Jetzt wurde es schwierig.
“Chantal hat mich gewarnt, dass Julien ziemlich eifersüchtig ist auf meine Beziehung zu ihr, vor allem, da wir noch immer gut befreundet sind. Sie ist eine wunderbare Frau.” Seine Stimme klang plötzlich liebevoll. “Attraktiv, warmherzig, intelligent … Wirklich, sie ist einer der nettesten Menschen, die ich kenne.”
Mich würde er nie so beschreiben, dachte Polly und verspürte einen Anflug von Eifersucht. Chantal musste wirklich eine ganz besondere Frau sein.
“Wenn sie so großartig ist, warum hast du sie nicht geheiratet?”
Simon blickte auf, überrascht wegen ihres scharfen Tons. “Das geht dich nichts an”, erwiderte er kalt. “Wichtig ist Folgendes: Ich möchte Julien beweisen, dass er keinen Grund hat, mir zu misstrauen, deshalb habe ich ihn und Chantal eingeladen. Damals erwartete ich noch, dass Helena mich begleiten würde. Eine feste Beziehung zu einer anderen Frau musste Julien überzeugen, dass ich an Chantal nur noch als einer guten Freundin interessiert bin. Jetzt aber …”
“… ist Helena in London, und er wird denken, ihr - ich meine du und Chantal - hättet euch die Idee mit dem gemeinsamen Urlaub ausgedacht, um zusammen sein zu können?” beendete Polly den Satz.
Simon nickte. Manchmal war sie ja entnervend albern, aber sie hatte gar keine schlechte Auffassungsgabe.
“Obwohl Helena mich nicht begleiten kann, habe ich Chantal und Julien nicht ausgeladen. Ich dachte mir, ich komme trotzdem her und mache das Beste aus der
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