Das Ferienhaus der Liebe
und war sich nicht sicher, ob er irritiert oder amüsiert war über Pollys unverhohlene Freude am Luxus.
Wenige Minuten später brachte der Page das Gepäck, und Polly hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen beim Anblick ihrer überquellenden Tragetaschen neben Simons elegantem schwarzem Koffer. Simon schüttelte nur verzweifelt den Kopf und reichte dem Pagen, der keine Miene verzog, ein großzügiges Trinkgeld.
“Dir ist doch klar, dass du meinen Ruf hier ruiniert hast?” fragte Simon dann. “Wahrscheinlich glaubt das Personal, ich hätte dich an einer Straßenecke aufgegabelt.”
“Wenn du immer mit einem solchen Koffer verreist, halten sie dich bestimmt für viel zu bieder, um etwas so Aufregendes zu tun”, erwiderte Polly und kniete sich hin, um in den Plastiktüten nach Zahnbürste und Zahnpasta zu suchen. “Außerdem sind es doch nur einige Taschen.”
“Einige!” Simon setzte sich in einen Sessel und beobachtete, wie sie ihre Habseligkeiten herausnahm und auf dem Boden verstreute.
“Ich glaube, die vermehren sich heimlich. Es sind bestimmt mehr als vorhin.” Voll Abscheu blickte er auf das Durcheinander. “Bist du sicher, dass du all das Zeug brauchst?,”
“Natürlich. Ach, hier steckst du!” Triumphierend zog sie die Haarbürste hervor und setzte sich auf die Fersen. “Ist Helena eine von den Frauen, die immer tadellos aussehen, selbst wenn sie nur mit einem Kosmetiktäschchen unterwegs sind?”
Vergeblich versuchte er, sich Helena mit einer Sammlung verschiedenster Tragetaschen vorzustellen. Nein, das war zu absurd!
Überhaupt konnte er sich Helenas Aussehen nur noch schwer in Erinnerung rufen, abgesehen davon, dass sie kühl und elegant gewirkt hatte. Ihr Bild verblasste immer mehr, während er Pollys ausdrucksvolles Gesicht und ihre leuchtenden blauen Augen betrachtete.
“Darf ich zuerst duschen?” Polly stand auf und dehnte sich.
Wieder erinnerte Simon sich unwillkürlich daran, wie es sich anfühlte, sie im Arm zu halten. “Nur wenn du versprichst, das Bad anschließend aufzuräumen”, erwiderte er missmutig.
Sie winkte ihm zu und ging ins Bad. Kurz darauf hörte er die Dusche rauschen und Polly fröhlich vor sich hin singen. Entsetzt merkte er, dass er sich lebhaft vorstellen konnte, wie sie dastand, nackt, mit Wassertropfen auf der Haut…
Schnell stand Simon auf. Wenn er nur einen Funken Verstand gehabt hätte, hätte er Polly geglaubt, dass es ihr gut gehe, und wäre sofort weitergefahren. Er hatte jedoch nicht widerstehen können, sich einen Spaß mit ihr zu erlauben, indem er ihr seine Bekanntschaft mit Martine Sterne verschwieg. Das hatte er nun davon! Eins hatte zum anderen geführt, und statt allein ein delikates Abendessen zu sich zu nehmen und anschließend die Nacht ruhig in einem friedlichen Zimmer zu verbringen, musste er sich gereizt und ruhelos mit Pollys Anwesenheit abfinden.
Schlecht gelaunt ging er im Zimmer hin und her und stieß mit dem Fuß eine der Tragetaschen beiseite. Polly war nur wenige Minuten im Raum gewesen, und schon sah es hier aus wie auf einem Flohmarkt!
Das Durcheinander ärgerte ihn und die Tatsache, dass ein Hauch ihres Parfüms noch in der Luft hing und sie gleich nebenan war.
“An so ein Leben könnte ich mich ganz schnell gewöhnen”, erklärte Polly, als sie bald darauf aus dem Bad kam. Simon, der missmutig durchs Fenster geblickt hatte, wandte sich ihr zu. “Sieh mal, ganz flauschige Bademäntel!” Sie drehte sich einmal im Kreis, damit er sie bewundern konnte, und er hielt unwillkürlich kurz den Atem an.
Sie sah bezaubernd aus. Das dichte blonde Haar fiel ihr feucht über die Schultern, der kurze Bademantel zeigte viel von ihren langen, schlanken Beinen, ihre Haut sah weich wie Seide aus, und ihre Augen strahlten. Außerdem war sie unter dem Bademantel nackt.
“Schade, dass ich ihn nicht behalten darf.” Polly drehte sich noch einmal im Kreis, blieb aber stehen, als ihr Simons seltsamer Ausdruck auffiel. “Was ist denn los?” fragte sie verunsichert.
“Nichts.” Simon räusperte sich. “Jetzt werde ich duschen.”
Als er schließlich das Bad verließ, saß Polly im Schneidersitz auf dem Bett. Sie trug ein langes, weites T-Shirt und bürstete sich energisch die Haare. Die Tragetaschen hatte sie in eine Ecke gestellt, aber das Zimmer sah noch immer so aus, als hätte ein Tornado darin gewütet.
Simon fragte sich, warum er vorhin so seltsam auf ihren Anblick reagiert hatte. Das war doch nur
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